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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Lassen Sie sich das von Kapitänin Randori
erklären. Sie weiß über alles viel besser Bescheid als ich.“
    „Okay.“
    Sie hatten die Tür erreicht.
Serail sprang auf, als sie ins Wartezimmer traten. „Das hat länger gedauert,
als ich dachte“, sagte er. „Gab es Schwierigkeiten?“
    „Nicht im geringsten“, versicherte
Nachtigall und lächelte.
     

 
    Bladerunner
     
    „Das zweite Leben des Ahnen hatte
nichts mit dem zu tun, was Kieme kannte. Dieses Ich lebte auf dem Eis, nicht
darunter. So lange es sich erinnern konnte, war es allein gewesen. Es jagte und
tötete alles, was sich bewegte. Es hatte sich entschieden, ein Killer zu sein.
    Wie soll ich dir sein Aussehen
beschreiben? Vielleicht würde es dich an die Sage von den Meerjungfrauen
erinnern, deren Körper in einem Fischschwanz endet. Die Bewegungen, mit denen
es seine schlanke Form aufrecht über das Polareis balancierte, ähnelten dem Flossenschlag
eines Delphins, wenn er über die Wasseroberfläche gleitet. Aber der Körper
dieses Wesens endete statt in einer Flosse in einer messerscharfen Kante, die
wie eine natürliche Schlittschuhkufe funktionierte.
    Ich werde es ‘Bladerunner’ nennen.
    Seine Haut war weiß wie der
glitzernde Schnee, es hatte Hände mit ausfahrbaren Krallen und ein scharf
geschnittenes Gesicht voller Reißzähne. Wenn man genau hinsah, konnte man ein
durchsichtiges Rückensegel erkennen, dass sich fächerförmig nach hinten ausbreitete.
War der Wind stark genug und das Eis glatt und ohne Risse, konnte Bladerunner
jedes Beutetier einholen, das in dieser kalten Welt ums Überleben kämpfte.
    Gerade lag es auf der Lauer, hatte
sich zwischen aufgetürmten Eisschollen verborgen, die durch die starken Kräfte
von Ebbe und Flut zu einer bizarren geometrischen Landschaft zusammengetürmt
waren. Es hatte sich mit seinen starken Armen auf eine Platte in drei Metern
Höhe hinaufgezogen und konnte von dort die weit gestreckte Ebene betrachten, die
sich nach Westen hin wie ein glattes, weißes Leichentuch zum Horizont
ausdehnte.
    Seine Augen folgten einer Bewegung
in der Ferne. Das Hitzemuster eines Körpers strahlte aus der Einöde hervor und
verhieß Beute. Das Tier - ein vierbeiniges, bärenartiges Wesen, dessen
stachelbesetzte Handflächen sich wie Spikes in den glatten Untergrund bohrten –
wäre für jeden anderen Jäger ein zu wehrhafter Gegner gewesen. Aber Bladerunner
besaß den Körper eines Sturmfängers, und außerdem suchte es das Risiko. In letzter
Zeit hatte die Intelligenz, die in der Tiergestalt von Bladerunner schlummerte,
dieses Leben als unbefriedigend empfunden. Ein tief verankerter Instinkt war
erwacht, der es dazu zwang, die Verwandlung oder den Tod zu suchen. Seine
Beutezüge wurden täglich selbstmörderischer.
    Als das hochbeinige Bärenwesen
sich weit genug genähert hatte, hakte Bladerunner seine Krallen in den
Untergrund und stieß sich mit einem kräftigen Armzug ab. Sein Körper schoss
vorwärts durch die Luft und landete elegant auf der Eisfläche. Mit energischen Hüftbewegungen
steigerte es seine Geschwindigkeit, bis die Landschaft rasend schnell an ihm
vorbeizuflackern schien. Bald hatte es den Windschatten der aufgetürmten
Schollen hinter sich gelassen, und eine scharfe Böe peitschte in sein
Rückensegel hinein. Mit einer einzigen Muskelbewegung faltete es den Hautfächer
weit auseinander, klappte ihn seitwärts und fing den Luftstrom in einem Winkel,
der die größtmögliche Schubkraft ermöglichte. Aufgewirbelter Schneestaub
prickelte kristallscharf auf seiner Haut, und Bladerunner schrie in einem schrillen
Ton seinen Blutdurst hinaus.
    Der Kopf des Beutetieres fuhr
hoch. Die lange Schnauze witterte, dann warf sich das langbeinige Wesen zur
Flucht herum. Es rannte mit flachen Schritten, bei denen die Tatzen sich kaum
vom Boden hoben. Bladerunner konnte sehen, wie die Temperatur des fliehenden Körpers
durch die Anstrengung anstieg. Das Bärengeschöpf war eine rot flammende Feuersbrunst,
die sich durch das kalte Weiß des Eises fraß. Inzwischen war Bladerunner nahe
genug herangekommen, um den keuchenden Atem seiner Beute zu hören. Die Luft
bildete vor der Mundöffnung des Tieres eine heißorange Wolke.
    Jetzt warf sich das Wesen herum.
    Bladerunner wäre fast in den
Körper hineingerast. In letzter Sekunde stellte es seine Kufe seitwärts,
Eissplitter sprühten zu allen Seiten, und ein kräftiger Gegenschlag des Rückensegels
brachte es zum Stehen. Der Bär stellte sich mit einem dröhnenden,

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