Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
Vom Netzwerk:
merkte, dass sie nervös
mit ihrem Teelöffel auf die Untertasse klopfte. Sie stellte das Gedeck
beiseite. „Nun, es gibt eine Methode, das herauszufinden. Der Attentäter ist
tot und kann uns nichts mehr sagen. Also müssen wir seinen Komplizen unter den
Designern finden. Ich werde mit Newton sprechen.“
    „Ich glaube, das solltest du
lieber mir überlassen. Wie ich aus meinen üblichen verlässlichen Quellen
erfahren habe, hast du den Designermeister … ähem … ein wenig verstimmt.“ Er
zwinkerte.
    Randori fasste ihn misstrauisch
ins Auge. „Du willst dir Newton vorknöpfen? Wie überraschend hilfsbereit von
dir.“
    „So bin ich eben. Soll ich
vielleicht tatenlos zusehen, wie jemand meine Crew umbringt?“
    „Es ist nicht mehr deine Crew“,
schnappte Randori, und ärgerte sich gleich darauf über ihren Ausfall. Wie
brachte er sie mit einem einzigen Satz dazu, die Beherrschung zu verlieren?
Wieso hatte sie plötzlich das Gefühl, er hätte seine Crew besser beschützt
als sie es getan hatte?
    Es gab keinen Grund sich schuldig
zu fühlen. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass jemand aus heiterem Himmel
mit einer Designerwaffe um sich schießen würde. Nur blieb das nagende Gefühl,
dass Lazarus an ihrer Stelle ganz genau Bescheid gewusst – und es rechtzeitig
verhindert hätte.
    „Na, na, kein Grund sich
aufzuregen“, sagte Lazarus unschuldig. Randori vermutete, dass sie eben auf
geschickte Art manipuliert worden war. Leider wusste sie nicht einmal annähernd,
in welche Richtung.
    Sie war so sehr auf Lazarus
konzentriert, dass sie regelrecht zusammenzuckte, als Caravan ihr eine neue
Tasse Blautee eingoss. Ihr Mitbewohner brachte es fertig, so unauffällig zu
sein, dass man seine Anwesenheit vergaß, während man direkt neben ihm saß.
Serail dagegen … Der junge Orientale hatte zwar die ganze Zeit kein Wort
gesagt, nur halb ausgestreckt auf der Bambusmatte gelegen, geistesabwesend eine
Haarlocke um seinen Finger gewickelt und sorgfältig seinen Nagellack überprüft,
doch dabei eine solche Sinnlichkeit ausgestrahlt, dass man ihn um nichts in der
Welt übersehen konnte.
    Caravan schien seine ganze
Aufmerksamkeit auf den Tee zu richten, während er zu Lazarus sagte: „Ich nehme
an, Sie haben einen besonders guten Kontakt zu Designermeister Newton? In Ihrer
Amtszeit hat seine Gilde schließlich die meisten Privilegien erhalten. Ich kann
verstehen, dass Sie diese Geschichte lieber privat mit Newton bereinigen
wollen. Die neue Herrscherin des Schiffes wäre dabei nur lästig.“
    Lazarus wurde bleich vor
unterdrücktem Ärger. Der Angriff von Caravans Seite kam für ihn völlig
überraschend. Randori kniff berechnend die Augen zusammen. Hatte der Ex-Kapitän
tatsächlich einen Grund, sie aus dem Gespräch mit Newton herauszuhalten? War das die Manipulation, die sie unterschwellig geahnt hatte?
    Sie ließ den Wortwechsel in ihrem
Kopf zurückspulen: Erst hatte Lazarus angeboten, persönlich mit dem
Designermeister zu reden. Als sie nach den Gründen fragte, hatte er sofort ein
Ablenkungsmanöver gestartet. Mit einer einzigen kurzen Bemerkung hatte er sie
dazu gebracht, sich in Schuldgefühlen zu verstricken, anstatt weiter
nachzubohren.
    Tatsächlich, es wirkte ganz so,
als hätte ihr erstaunlicher Schützling genau ins Schwarze getroffen.
    Lazarus hatte sich noch immer
nicht gefasst. „Sie sollten sich nicht in das Gespräch von Ranghöheren
einmischen, Matrose“, sagte er scharf.
    Der Schiffsmaat schaute hoch.
„Nun, eigentlich stehen Sie im Rang unter einem Matrosen, seit Sie auf
Ihr Kapitänsamt verzichtet haben. Da Ihre Stellung nie neu definiert worden
ist, muss ich Sie in Ermangelung eines offiziellen Titels nach Crewgesetzbuch
§54a/9 als Passagier einstufen.“
    Der Ex-Kapitän sah aus, als würde
ihn gleich der Schlag treffen. Randori verzichtete mit einiger Anstrengung
darauf, diesen Moment auszukosten. Stattdessen sagte sie milde: „Ich glaube,
ich sollte bei dem Gespräch mit Newton dabei sein.“
    „Ja, ja mach nur“, sagte Lazarus
abwesend und stand auf. „Bitte, entschuldige mich.“ Beim Rausgehen warf er fast
das Teetischchen um, ohne es zu bemerken. Randori schaute seinem Abgang
versonnen hinterher.
    Als sich die Tür hinter ihm
geschlossen hatte, richtete sie ihren kühlen Röntgenblick auf Caravan. „Was war
denn das ?“, fragte sie. „Vor ein paar Wochen konntest du dir nicht
alleine die Schuhe zubinden. Und jetzt nimmst du mit ein paar Worten einen
Antiquen

Weitere Kostenlose Bücher