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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Nachtigall
ihr gerne getan, zumal Robins Finger noch immer in ihrer Vagina steckte und
dort interessante Dinge anstellte. Dann war ihr leider die Eilnachricht der
Kapitänin dazwischengeplatzt. Und hier stand sie nun, wie befohlen, mit einem
medizinischen Quarantänebehälter. Sie war auf einiges gefasst gewesen, aber das
Glibbergeschöpf auf dem Fußboden hatte sie doch überrascht.
     
    Randori war froh, dass die Ärztin
fürs erste ihren Befehlen gehorchte und einfach nur stumm mit anpackte. Die
beiden Frauen zogen sich Handschuhe über und beförderten die zappelnden Reste
von Dschinn in den Behälter. Der Gestaltwandler war in mehrere Einzelteile
zerfallen, und Randori hatte das Gefühl, als würde sie mit einer lebenden
Goulaschsuppe kämpfen. Als endlich das letzte Stück im Container steckte,
klappte sie erleichtert den Deckel zu.
    Den sperrigen Behälter
anschließend durch die übervölkerten Passagierflure zu schieben, war kein
Vergnügen. Natürlich hätte Randori sehr einfach eine Bresche durch die Menge
schlagen können, indem sie ihren Schleier vom Gesicht hob. Aber sie wollte sich
gar nichtvorstellen, welche Gerüchte entstehen würden, wenn man die Kapitänin
mit Quarantäneausrüstung durch die Gänge hasten sah. Ärztin 95.3 fluchte hitzig
vor sich hin, als sich die Räder des Containers zum zehnten Mal im
Biokunst-Rasen verfingen, der die meisten Flure von Lindgren bedeckte. Doch ihr
Temperament kühlte sich bald wieder auf die nordische, frostige Normaltemperatur
ab.
    „Auf die Gefahr hin, dass ich mich
in ein Staatsgeheimnis dränge: Vermute ich richtig, dass diese morphende
Ursuppe“, sie zeigte mit einem Handwedeln auf den Container, „mein spezieller
Patient Caravan ist?“
    „Er heißt jetzt Dschinn, und er ist
weiblich. Aber von dieser Kleinigkeit abgesehen handelt es sich tatsächlich um
Caravan.“
    Die Medizinerin ließ sich nicht
aus dem Konzept bringen. „Sehr weiblich sieht er nicht aus“, stellte sie nur
trocken fest. „Hören Sie, Kapitänin, auch wenn Sie neugierige Fragen hassen … Als
behandelnde Ärztin sollte ich wenigstens wissen, zu welcher Spezies mein
Patient gehört.“
    Randori seufzte. Dr. Nachtigall würde
sich wohl nie damit abfinden würde, dass sie als Passagierin nicht für höhere
Geheimhaltungsstufen vorgesehen war. Andererseits machte ihr Mangel an
Ehrfurcht sie auch sympathisch. Es war eine Abwechslung zu der weichgespülten
VIP-Behandlung, die Randori gewohnt war.
    Die Ärztin fügte etwas milder
hinzu: „Vielleicht sollten Sie sich irgendwann herablassen, mich einzuweihen,
Kapitänin.“
    Randori nickte. Wahrscheinlich
hatte Dr. Nachtigall damit sogar Recht. Bei diesem Erstkontakt würde
genetisches und biologisches Fachwissen eine Schlüsselrolle spielen. Chefärztin
95.3 besaß zwar nur den Rang eines Passagiers, aber sie war verlässlich,
verschwiegen und hochkompetent. Es war an der Zeit, die Crewetikette beiseite
zu schieben.
    Randori stufte die Medizinerin im
Geist als Gleichrangige ein und ließ ihren sommersprossigen Charme spielen.
„Ich gebe zu, die Heimlichtuerei kann in meinem Beruf zur schlechten Gewohnheit
werden.“
    „Sie stimmen mir zu? Jetzt bin ich
wirklich überrascht“, sagte Nachtigall.
    Randori grinste. „Gut zu wissen, dass
es etwas gibt, was selbst Sie aus der Fassung bringt ... Wie wäre es
damit: Auf Archensee existiert eine Kultur, in der man als Hobby Teile seines
Gehirns an die Nachbarn verfüttert.“
    „Klingt interessant“, meinte die
Ärztin, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Randori betrachtete das als eine
Herausforderung. „Und in meiner Wohnung lebt ein Alien mit multipler Persönlichkeit,
das an akutem Liebeskummer leidet.“
    „Also gut“, grinste die Ärztin und
gab ihr Pokerface auf. „Ich kann mich vor Neugierde kaum halten. Erzählen Sie
schon!“
     
    Die Schnellstraße war nicht
erfreulicher als die Fußstrecke, aber auch ein ewig langer Weg hatte irgendwann
ein Ende. In der Kapitänskabine angekommen, öffneten die Frauen den Container
und betrachteten den Inhalt. Der Gestaltwandler sah aus wie Müsli mit Erdbeerjoghurt.
„Sie ist wohl noch nicht ganz beieinander“, sagte Randori zweifelnd.
    Mit vereinten Kräften kippten sie
Dschinn auf den Fußboden. Randori war froh, dass sie keinen Teppich besaß. Es
gab bestimmt kein Reinigungsmittel für ‘Flüssiges Alien’.
    Ihre neue Verbündete Nachtigall
stellte fest: „Tja, ich glaube kaum, dass ich da medizinisch weiterhelfen
kann.“
    Im Joghurt

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