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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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ahnte, was für einen Gegner er
herausforderte. Serail schaute in die goldenen Raubtieraugen und fühlte, wie er
den Alptraum der Gefangenschaft von sich abstreifte. Noch nie in seinem Leben hatte
er sich so sicher gefühlt. Er wusste, dass er nicht besonders klar dachte, aber
im Moment wollte er sich einfach nur anklammern und beschützt werden. Caravan
hatte ihn immer beschützt ... „Ich wusste, dass du mich findest.“
    Die geschlitzten Pupillen
betrachteten ihn aufmerksam und fragend. „Es tut mir leid, was auf Archensee
passiert ist.“
    „Ja, ich weiß.“ Serail fühlte seine
Lippen zucken, seine Hände verkrampften sich. „Gott, ich vermisse ihn. Aber
gleichzeitig bist du hier, Caravan ist hier … Ich klinge ein bisschen verwirrt,
oder? Du hast mir gerade zum zweiten Mal das Leben gerettet.“
    „Das hebt den Tod von Caravan nicht
auf, oder?“
    „Nein, aber es war schließlich ein
Unfall. Himmel, ich kann nicht glauben, dass ich Entschuldigungen für dich
suche.“
    Das Alien neigte den Kopf und fuhr
ihm mit der Zunge über die Haut, wie eine Katze, die ihr Junges wäscht.
    Serail entspannte sich unter der
zärtlichen Berührung und sagte: „Wenn du bei mir bist, fühle ich mich sicher.
Du liebst mich.“
    „Ja, das tue ich.“
    „Gut.“
    Als Antwort hob das Raubtiergeschöpf
seine Hand an die Lippen und küsste jeden Finger einzeln, während es ihn unverwandt
ansah. Es stand auf, ohne seine Hand loszulassen und half ihm auf die Füße.
„Kannst du stehen? Wir sollten uns um deine Entführer kümmern.“ Die Stimme
bekam einen metallischen Klang, und Serail sah, dass sich die Augen tiefschwarz
färbten.
    Er richtete sich auf und schob
energisch die Schultern zurück. „Ich werde vor diesen Leuten nicht in die Knie
gehen, keine Sorge.“ Dann wurden seine Züge sanfter. „Gildenherrin Fjällfågel
ist überzeugt, dass sie das Richtige tut. Sei nicht grausam zu ihr.“
    „Wie du willst.“ Caravan ließ
seine Hand los, und während er sich umdrehte, veränderte sich seine Gestalt.
Die menschliche Form fiel von ihm ab, selbst die Kleidung löste sich auf, und
in einem Wirbel von Bewegung legten sich grüne Reptilienschuppen über einen aus
Dunkelheit zusammenfließenden Körper. Rote Flügel peitschten die Luft, die
Schamanenhalle schien kaum Platz zu haben für diese Verwandlung. Dann stieß der
Drache auf die beiden kleinen Figuren hinab, die sich an die Wand des Saales
gepresst hatten.
     
    „Es gibt keine Drachen“, krächzte der
ehemalige Zauberer Merlin protestierend, als er unter roten Schwingen begraben
wurde. Reptilienschuppen rieben sich heiß und ledrig über sein Gesicht und
erstickten ihn fast.
    „ Jetzt gibt es welche“,
sagte die bizarre Gestalt über ihm und rollte seinen Körper spielerisch mit
einer Klaue auf dem Teppich hin und her.
    Das Wesen schien befriedigt, dass
er keinen Widerstand leistete, lockerte seinen Griff ein wenig und streckte den
schlanken Hals mit dem Echsenkopf nach Fjällfågel aus. Sie war beim Angriff des
Drachen von der Wand geflohen, stand nun hoch aufgerichtet und sehr allein in
der Mitte der Halle. „Ich bin nicht hilflos“, sagte sie mit stolzem Eigensinn.
„Um mich herum befinden sich zweiundachtzig Schamanen, die ich mit einem
einzigen Gedankenbefehl aus der Trance wecken kann. Ich bin die Gildeherrin.
Sie würden bereitwillig für mich sterben.“
    „Oh bitte sehr“, flüsterte der
Drache mit einer Stimme wie schmelzendes Kristall, „damit würden Sie mir einen
Gefallen tun. Hetzen Sie Ihre unbewaffneten Menschlein auf mich, ich bin gerade
in der Stimmung für ein Massaker. Serail glaubt, er müsse Sie in Schutz nehmen,
aber das dürfte sich ändern, wenn Sie Ihre Anhänger opfern.“ Er sträubte die Stacheln
auf seinem Rückenkamm, streckte den Hals vor und zischte: „Also, wasss ist nun?“
    Fjällfågels beherrschte Fassade
begann zu bröckeln. Sie warf einen Blick auf Serail, der sich neben den Drachen
gestellt hatte und ihm nun Besitz ergreifend eine Hand auf den Flügel legte, als
könne er das riesige Tier damit zurückhalten. Ihre Stimme war voller
widerstreitender Emotionen. „Sie haben mich in Schutz genommen?“, wiederholte
sie ungläubig.
    Der junge Mann lehnte seinen Kopf
an den Echsenkörper. „Mein Getrauter reagiert so extrem, wenn ich bedroht werde“,
sagte er flapsig und zuckte mit den Schultern. „Und ich kann nun mal kein Blut
sehen.“
    „Das Ding ist Ihr Getrauter?“,
kiekste Newton und spürte eine Kralle,

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