Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
Teil gefliest gewesen, jetzt waren sie aus massivem Fels und an manchen Stellen mit feuchtem Moos bewachsen. Die eisernen Stufen waren rostig und führten in die Dunkelheit hinab. Sie hörten Wasser rauschen. Der unterirdische Fluss!
Die Stufen endeten auf einer kleinen, dreieckigen Plattform. Direkt unter ihnen strömte der schwarze Fluss durch ein kilometerlanges Höhlensystem unter dem Wald. Die Höhlen bildeten eine Art unterirdischen Kanal, der fast bis oben hin angefüllt war mit eiskaltem Wasser. Es gab keine Böschung und keinen Steg, auf dem sie hätten laufen können. Sie hatten nur eine Möglichkeit.
»Halt dich an mir fest«, sagte Richard. Matt schlang die Arme um ihn. »Halt dich gut fest.«
Sie sprangen.
Die Reaktorkammer von Omega Eins zerbrach. Die Flammen hatten sich weiter ausgebreitet, und die ungeheure Hitze brachte sogar die massiven Rohre zum Schmelzen. Der Boden wellte sich und platzte auf. In einer Wand war ein Riss entstanden, durch den die Nachtluft hereinwehte und das Feuer zusätzlich anfachte.
Sir Michael Marsh stand allein neben dem Altar. Wind und Rauch umwirbelten ihn. Die Dorfbewohner, wahnsinnig vor Angst, hatten versucht zu fliehen. Doch sobald sie den Schutz des magischen Kreises verließen, wurden sie augenblicklich vom Inferno verschluckt und zu Asche verbrannt. Jetzt explodierte auch der Kontrollraum, und Glas- und Metallsplitter prasselten wie ein tödlicher Regen hinab.
Ein neuerliches Beben ließ den Metallturm am äußersten Rand des Kreises schwanken. Mit einem Kreischen und unter einem Funkenregen kippte er um und durchschlug die Wand. Ein weiteres Fenster platzte, und ein Feuerball schoss durch die Öffnung wie eine Gewehrkugel.
Sir Michael beugte sich über den Boden. Unter ihm, unter all dem Rauch und Feuer, schlug die schwarze Hand der Kreatur, die er gerufen hatte, ein letztes Mal gegen das Tor. Der alte Steinkreis war fast verschwunden. Die Steine zerbröckelten, und Staub rieselte aus den Rissen, die sich in ihnen gebildet hatten. Omega Eins war in einem Erdbeben gefangen, das es selbst verursacht hatte. Die Wände bebten, die Plattformen und Leitern krachten zu Boden.
Und dann, mit einem wilden Schrei – einem Schrei, wie ihn die Welt seit einer Million Jahren nicht mehr gehört hatte – brach die Kreatur, der König der Alten, aus. Raven’s Gate zerbrach. Der einzelne Tropfen von Matts Blut hatte ausgereicht, um das Tor zu schwächen. Die Hand kam heraus.
»Wir haben es geschafft!«, schrie Sir Michael. »Frei! Endlich frei!«
Die gigantische Hand öffnete sich. Alle Lampen in der Kammer wurden verdeckt, als sich die riesigen Finger streckten.
Die Hand umgab den Wissenschaftler. Er stieß einen Freudenschrei aus, doch es wurde schnell ein Schrei des Entsetzens daraus, als er begriff, was gleich passieren würde. Die Hand schloss sich um ihn und zerquetschte ihn. Sir Michael Marsh starb einen grausigen Tod im Griff der Kreatur, der er sein ganzes Leben treu gedient hatte.
Und dann explodierte der überlastete Reaktor. Ein blendendes, alles verschlingendes weißes Licht brach aus ihm heraus, so hell wie die Sonne: das Licht einer Atomexplosion.
Eine riesige pilzförmige Wolke stieg aus dem Boden auf. Die mächtigste Errungenschaft des Menschen war außer Kontrolle geraten. Die Wolke schoss hinauf in den Nachthimmel, und sie brachte genug tödliche Strahlung mit, um halb England zu zerstören.
Aber Raven’s Gate war noch offen.
Und der luftleere Raum jenseits des Tores musste gefüllt werden.
Die Atomenergie zog sich zurück und wurde durch das Tor gesaugt, zu dessen Öffnung sie beigetragen hatte. Die Pilzwolke war vierhundert Meter hoch aufgestiegen, doch jetzt wurde sie zurückgeholt. Gleichzeitig wurden der Rauch und die giftigen Gase in das Vakuum gesaugt, das zwischen beiden Welten entstanden war.
Auch die Kreatur wurde von dem gigantischen Sog erfasst und hinuntergerissen wie eine Spinne in einem riesigen Abflussrohr. Sie war gefangen in einem Wirbelsturm aus reinem Licht, das so schnell herumwirbelte, dass es kein Entkommen aus dem Strudel gab. Ein Vorhang aus geschmolzenem Rot flutete über den Boden, wurde blasser und erstarb. Langsam tauchten die schwarzen und weißen Bodenfliesen des Reaktorraums wieder auf. Die Kreatur war verschwunden. Das Tor war wieder versiegelt.
Drei Kilometer weiter wurden Richard und Matt hustend und frierend aus einer unterirdischen Höhle gespült und schafften es, sich auf die Uferböschung zu
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