Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
4. Mai bei uns eingegangen ist. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass er zum Abdruck nicht geeignet ist.
Mit freundlichen Grüßen …
Alle Absagen waren gleich. Kurz und knapp. Und immer ohne Begründung. Sie wollten einfach nicht wissen, was passiert war.
Matt wusste, wie frustriert und verärgert Richard deswegen war. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die Leute ihm alles glaubten, was er geschrieben hatte. Aber sicherlich stellten die Menschen sich doch Fragen, was das Museum und das Kraftwerk betraf. In dem Wald, in dem bisher Omega Eins gestanden hatte, war jetzt ein Riesenkrater. Und Lesser Malling war menschenleer. Wie konnten alle Bewohner eines Dorfes über Nacht verschwinden? Es gab hundert unbeantwortete Fragen, und Richards Artikel beantwortete wenigstens einige von ihnen. Warum wollte ihn also niemand drucken?
Etwas anderes, über das sie nicht sprachen, das sie aber beide bedrückte, war Matts Zukunft.
Matt war klar, dass es nicht mehr lange so weitergehen konnte. Mrs Deverill war tot. Die Behörden konnten jederzeit merken, dass sie verschwunden war, und sie würden sich fragen, wo Matt steckte. Das FED-Programm würde ihn zurückverlangen und irgendwo anders unterbringen. Ihm war klar, dass er nicht viel länger bei Richard bleiben konnte. Auch wenn die Wohnung groß genug für sie beide war, konnte ein Vierzehnjähriger nicht so einfach bei einem fünfundzwanzig Jahre alten Mann einziehen, den er erst seit ein paar Wochen kannte. Und was noch schlimmer war – Richard war pleite. Er war eine Woche nicht zur Arbeit erschienen und hatte deswegen seinen Job bei der Gazette verloren. Der Herausgeber hatte ihm nicht einmal eine Kündigung geschickt. Er hatte nur auf der Titelseite seiner Zeitung verkündet: JOURNALIST GEFEUERT. Richards Stimmung war auf dem Nullpunkt. Wenn das mit der Superstory nicht klappte, würde er sich Arbeit suchen müssen. Er hatte bereits davon gesprochen, dass er vielleicht wieder nach London ziehen würde.
»Weißt du, was ich glaube?«, fragte Richard plötzlich.
»Was denn?«
»Ich glaube, die machen das mit Absicht. Ich glaube, die haben meinen Artikel auf die schwarze Liste gesetzt.«
»Was ist die schwarze Liste?«
»So eine Regierungssache. Sie zensieren alles, was sie nicht gedruckt sehen wollen – wegen der nationalen Sicherheit und so.«
»Meinst du denn, sie wissen, was wirklich passiert ist?«
»Keine Ahnung.« Richard knüllte eine der Zeitungen zu einem Ball zusammen. »Ich finde nur, dass die Öffentlichkeit informiert werden müsste, und kann nicht fassen, dass nicht das Geringste nach außen gedrungen ist.«
Es klingelte an der Tür. Richard ging zum Fenster und sah nach unten.
»Der Postbote?«, riet Matt.
»Nein. Sieht aus wie ein Tourist. Wahrscheinlich hat er sich verlaufen.« An Richards Wohnhaus kamen viele Touristen vorbei, aber geklingelt hatte noch keiner von ihnen. »Ich gehe runter und wimmle ihn ab«, sagte Richard und verschwand.
Matt trank seinen Tee aus und spülte den Becher. Wenigstens konnte er jetzt wieder richtig schlafen, und er hatte auch nicht mehr geträumt. Trotzdem wusste er, dass die vier Kinder immer noch am Strand auf ihn warteten. Drei Jungen und ein Mädchen. Mit ihm waren sie fünf.
Einer der Fünf.
Darum war es die ganze Zeit gegangen: um vier Jungen und ein Mädchen, die einst die Welt gerettet hatten und zurückkehren würden, um es ein zweites Mal zu tun. Im Museum hatte Matt Richard gesagt, was er glaubte: dass er einer der Fünf war.
Aber wie sollte das möglich sein, wo die Fünf doch vor Tausenden von Jahren gelebt hatten? Matt hatte eine gewisse Kraft. Das war eindeutig. Aber er konnte sie nicht kontrollieren, und er war auch nicht scharf darauf, sie jemals wieder zu benutzen. Er stützte den Kopf in die Hände. Er hatte sein Leben noch nie im Griff gehabt – nicht, solange er sich erinnern konnte. Und im Augenblick war es noch schlimmer als sonst.
Richard kam zurück, begleitet von einem Mann in einem hellen Anzug. Er war offensichtlich Ausländer, denn er hatte tiefschwarze Haare, dunkle Haut und dunkle Augen. Wie ein Tourist sah er jedoch nicht aus. Er hatte einen teuren Aktenkoffer aus Leder dabei und wirkte eher wie ein Geschäftsmann, vielleicht ein Anwalt.
»Das ist Mr Fabian«, sagte Richard. »Zumindest hat er das gesagt.«
»Guten Morgen, Matt. Es freut mich, dich kennenzulernen.« Der Mann hatte eine sanfte Stimme und betonte jedes Wort sorgfältig. Er hatte
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