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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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erschien in dem flüssig gewordenen Fußboden. Das schwarze Ding wischte ihn weg, und mit einem Schauder erkannte Matt, was es war: eine riesige Hand. Das Monster, zu dem sie gehörte, musste mindestens so groß sein wie der ganze Reaktor. Matt konnte seine Fingernägel erkennen, scharf und schuppig, und er konnte auch die runzlige Haut seiner Finger sehen, die durch Schwimmhäute miteinander verbunden waren. Es presste seine Faust gegen die Barriere, und die roten Blasen explodierten, als es versuchte, sich aus seiner Verbannung zu befreien.
    Matt schloss die Augen. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, kam die Antwort.
    Der Geruch von etwas Verbranntem.
    Das war es, was seine Kraft ausgelöst hatte. Er hatte etwas Verbranntes gerochen, als er im Sumpf steckte. Derselbe Geruch war da gewesen, als er den Krug zerbrochen hatte. Und auch schon vorher … lange vorher. Jetzt erinnerte er sich wieder. Am Morgen ihres tödlichen Unfalls hatte seine Mutter den Toast anbrennen lassen. Und irgendwie war dieser kleine Zwischenfall zum Auslöser geworden. Matt hatte auch in dem Moment verbrannten Toast gerochen, bevor der Wachmann im Lagerhaus aufgetaucht war.
    Er versuchte nicht länger, das Messer zu beeinflussen. Er hörte auf, etwas in sich anschalten zu wollen. Stattdessen dachte er an diesen Tag vor sechs Jahren. Er war wieder acht Jahre alt und saß in der Küche ihres Hauses in einem Vorort von London. Nur eine Sekunde lang, wie bei einem Filmausschnitt, sah er die gelb gestrichenen Wände. Da war der Küchenschrank. Die Teekanne in Form eines Teddybären.
    Und seine Mutter.
    »Beeil dich, Matthew, sonst kommen wir zu spät.«
    Er hörte ihre Stimme und roch es wieder. Der Geruch von verkohltem Toast …
    Im Kraftwerk hatte das Flüstern aufgehört. Die großen Steine von Raven’s Gate waren zurückgekehrt. Sie standen an ihrem angestammten Platz, ihre Spitzen berührten fast das Kuppeldach. Sir Michael Marsh hob das Messer. Seine Fäuste, die den Griff umklammerten, schlossen sich fester.
    »Nein!«, schrie Richard.
    Das Messer fuhr herab.
    Es hatte weniger als eine Armlänge zurückzulegen. Es würde mühelos in das Herz des Jungen dringen. Seine Spitze erreichte Matts Hemd und ritzte seine Haut. Doch weiter drang es nicht vor. Es blieb stehen, als würde es von einem unsichtbaren Draht festgehalten.
    Sir Michael stieß ein merkwürdiges ersticktes Stöhnen aus und stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Messer. Er starrte Matt fassungslos an. Ihm war klar, dass die Kraft des Jungen jetzt vollständig erwacht war. Und mit diesem Wissen kam die erste Ahnung von Angst und Niederlage.
    »Nein …«, murmelte er mit schwacher Stimme. »Das darfst du nicht! Du kannst mich nicht aufhalten! Nicht jetzt!«
    Matt sah das Messer an und wusste, dass jetzt er die Kontrolle hatte.
    Sir Michael kreischte. Die Klinge glühte rot. Der Griff verbrannte ihn. Seine Haut knisterte, und Rauch stieg auf, aber er konnte das Messer nicht loslassen. Mit letzter Kraft ließ er seine Arme sinken, und das Messer fiel zu Boden. Wimmernd spuckte er auf seine verbrannten Hände. Zur gleichen Zeit begannen die Riemen, die Matt festhielten, zu schmoren und rissen durch. Matt rollte sich vom Opfertisch und stand auf.
    Er machte einen Schritt nach vorn und stand direkt auf dem Tor. Er starrte die Dorfbewohner herausfordernd an. Niemand bewegte sich. Sogar die Kreatur unter ihm, die doch hundertmal so groß war wie er, duckte sich und wich zurück. Eine giftige Wolke grüner Dämpfe quoll hoch. Matt durchdrang den Kreis der Dorfbewohner. Keiner von ihnen versuchte, ihn aufzuhalten. Er rannte auf Richard zu. Das Metallgeländer, an das Richard gefesselt war, zerbrach, und er war frei.
    »Komm mit!«, befahl Matt mit einer Stimme, die sich ganz fremd anhörte.
    Richard war so geschockt, dass er gehorchte, ohne Fragen zu stellen. Als die Dorfbewohner begriffen, was passiert war, waren die beiden schon zur Tür hinausgerannt.
    Mrs Deverill erholte sich als Erste. Heulend vor Wut stürmte sie hinter ihnen her. Mr Barker, der Apotheker, wollte ihr folgen, doch er hatte einen Moment zu lange gezögert. Er war erst drei Schritte weit gekommen, als der Boden unter ihm aufbrach und Stahl- und Betonbrocken hochflogen. Orangefarbene Flammen und eine dicke weiße Rauchwolke schossen aus dem Spalt und erstickten ihn. Schreiend brach er zusammen und rührte sich nicht mehr.
    Eine Sirene fing an zu heulen, überall unter dem Kuppeldach blinkten Lampen auf. Sie

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