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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Collegen vorzuschlagen, dem er seine Vertretung übertragen könnte…. und gewiß, auf die Wahl eines solchen käme jetzt sehr viel an. Die Carrière des Juristen sei zur wahrhaften Landstraße geworden!…. Abenteurer und Langfinger wandelten diese in Menge!…. Er gestand das ein mit Schamröthe auf der Stirne!….
    »Wenn der französische Doctor einen Vergleich eingehen wollte, was würde das kosten?« fragte der Professor.
    Ihn, als Gelehrten, konnten jene Worte Sharp’s nicht verblüffen! Als praktischer Mann ging er gerade auf sein letztes Ziel los, um unterwegs keine kostbare Zeit zu verlieren. Der Sollicitor kam durch dieses Verfahren außer Fassung. Er stellte Herrn Schultze vor, daß die Sache nicht so geschwind gehe, daß man nicht ein Ende vorhersehen könne, wo man erst im Anfange stehe; daß es, um Doctor Sarrasin einem Vergleiche geneigt zu machen, nothwendig sei, die Sache etwas zu verzögern und jenem seine Bereitwilligkeit zu einem solchen Schritte zu verheimlichen.
    »Ich bitte Sie, mein Herr, schloß er, lassen Sie mir freie Hand und vertrauen Sie mir, ich stehe für Alles.
    – Gewiß, das glaube ich, erwiderte Schultze, ich wüßte jedoch am liebsten bald, woran ich wäre.«
    Es gelang ihm diesmal noch nicht, von Mr. Sharp herauszulocken, wie hoch er die sächsische Erkenntlichkeit taxire, und er mußte ihm zunächst freie Hand lassen.
    Am folgenden Tag ließ jener Doctor Sarrasin zu sich bitten. In größter Gelassenheit fragte ihn dieser, ob er ihm wichtige Neuigkeiten mitzutheilen habe. Der durch diese Gleichgiltigkeit beunruhigte Sollicitor eröffnete ihm, daß eine allseitige Ueberlegung ihn überzeugt habe, es werde das Beste sein, das Uebel an der Wurzel zu fassen und dem neuen Prätendenten einen Vergleich vorzuschlagen. Das wäre, Doctor Sarrasin müsse das selbst zugestehen, gewiß ein uneigennütziger Vorschlag, den wenig Collegen an seiner Stelle gemacht haben würden. Er setzte aber seinen Stolz darein, diese Angelegenheit, welche er fast mit den Augen eines Vaters betrachte, schnell zu erledigen.
    Doctor Sarrasin hörte diesen Rath an und billigte ihn als das verhältnißmäßig klügste Auskunftsmittel. Er hatte sich seit einigen Tagen schon so sehr in den Gedanken, seinen wissenschaftlichen Traum zur Ausführung zu bringen, hineingelebt, daß er diesem Projecte alles Andere unterordnete.
    Zehn Jahre oder auch nur ein Jahr zu warten, ohne zu dessen Verwirklichung schreiten zu können, wäre für ihn eine grausame Täuschung gewesen. Mit den gesetzlichen Fragen wenig vertraut, hätte er, ohne gerade von Mr. Sharp’s Worten dupirt zu sein, doch seine Anrechte gern für eine Baarsumme hingegeben, wenn diese ihm nur erlaubte, von der Theorie zur Praxis überzugehen. Er ertheilte Mr. Sharp also ebenfalls uneingeschränkte Vollmacht und reiste wieder ab.
    Der Sollicitor hatte nun erreicht, was er wollte. Gewiß wäre mancher Anderer an seiner Statt der Versuchung unterlegen, die streitigen Punkte durch einen Proceß zu erledigen, der ihm, der Lage der Sache nach, eine fette, lebenslängliche Rente gesichert hätte. Mr. Sharp gehörte aber nicht zu den Leuten, welche sich gern auf weitausgehende Speculationen einlassen. Er sah die Möglichkeit vor sich, mit einem Schlage eine reichliche Ernte einzuheimsen, und beschloß, diese Gelegenheit zu benützen. Schon am nächsten Tage schrieb er wieder an den Doctor und ließ dabei durchblicken, daß Herr Schultze vielleicht nicht abgeneigt sein werde, auf ein gütliches Arrangement einzugehen. Besuchte er dann wiederum einmal Doctor Sarrasin, das andere Mal Professor Schultze, so äußerte er sich abwechselnd immer gegen den Einen und den Anderen, daß die gegnerische Partei von dem gemachten Vorschlage nichts hören wolle und daß die Gerüchte von dem Streite jetzt gar noch einen dritten Candidaten herbeigezogen hätten…..
    Dieses Spiel währte etwa acht Tage. Morgens ging Alles nach Wunsch und des Abends erhoben sich irgendwelche unerwartete Schwierigkeiten, welche der Sache wieder eine üblere Wendung gaben. Für den armen Doctor waren das lauter Fußangeln, Ausflüchte oder doch schmerzliche Verzögerungen. Mr. Sharp konnte sich nicht entschließen, den Angelhaken anzuziehen, aus Furcht, der Fisch könnte sich zuletzt zu einer äußersten Anstrengung aufraffen und den Faden, an dem er ihn hielt, zerreißen. Diese Vorsicht erwies sich jedoch im gegebenen Falle für überflüssig. Vom ersten Tage ab erklärte sich Doctor Sarrasin, der

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