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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vor den Belästigungen eines langen Processes zurückscheute, getreu seinem Worte zu einem Ausgleiche bereit. Als Mr. Sharp dann endlich den physiologischen Moment, wie der technische Ausdruck lautete, gekommen glaubte, wo sein Client, nach weniger anständiger Ausdrucksweise, »gar gekocht« sein mußte, demaskirte er plötzlich seine Batterie und schlug selbst einen sofortigen Ausgleich vor.
    Dazu stellte sich auch eine andere wohlwollende Persönlichkeit, Banquier Stilbing, ein, der den Rath gab, zwischen den beiden Parteien einfach zu theilen, und sich erbot, jeder derselben zweihundertfünfzig Millionen Francs auszuzahlen, während er als Commissionsgebühr für sich bescheidener Weise nur den Ueberschuß über die halbe Milliarde, nämlich siebenundzwanzig Millionen beanspruchte.
    Doctor Sarrasin hätte Mr. Sharp gern umarmt, als er ihm dieses Resultat mittheilte, das jenem noch höchst günstig erschien. Er war auf der Stelle bereit, zu unterzeichnen, er verlangte nach nichts Anderem, er hätte den Banquier Stilbing und dem Sollicitor Sharp gern goldene Statuen gewidmet und der hohen Bank von England sammt allen Chicanen des Vereinigten Königreichs noch dazu.
    Die Acten wurden geschlossen, die Zeugen waren bestellt, die Stempelmaschine von Sommerset House zur Arbeit bereit. Herr Schultze hatte sich ergeben. Durch den gewandten Sharp an die Mauer gedrückt, mußte er zitternd eingestehen, daß die Sache einem weniger gutmüthigen Gegner als Doctor Sarrasin gegenüber, für ihn wohl einen schlimmeren Ausgang gehabt haben würde. Die ganze Angelegenheit kam nun in Ordnung. Gegen ihre gebührend legitimirte Vollmacht und ihre Zustimmungs-Erklärung zu der Theilung des Nachlasses in zwei gleiche Hälften erhielten sie einen auf sich ausgestellten Chee über je hunderttausend Pfund und für den Rest Wechsel, welche sofort nach Erfüllung der gesetzlichen Formalitäten fällig waren.
    So endete diese erstaunliche Angelegenheit zum größeren Ruhme der Superiorität der anglo-sächsischen Race.
    Man erzählt sich noch, daß Mr. Sharp beim Abendessen im Cobden-Club in Gesellschaft seines Freundes Stilbing ein Glas Champagner auf das Wohl des Doctor Sarrasin, ein zweites auf das des Professor Schultze getrunken und sich beim Leeren der Flasche zu dem indiscreten Ausspruche habe hinreißen lassen:
    »Hurrah!…. Rule Britannia!…. Es giebt doch Niemand außer uns!«
    In Wahrheit freilich betrachtete Banquier Stilbing seinen Gast als armen Teufel, der sich für siebenundzwanzig Millionen ein Geschäft von fünfzig habe aus den Händen gehen lassen, und der Professor dachte im Grunde nicht anders, wenigstens von der Stunde ab, da er, Herr Schultze, sich in die Nothlage versetzt sah, jedem beliebigen Arrangement seine Zustimmung zu geben. Und wozu hätte man nicht einen Mann, wie Doctor Sarrasin, einen leichtblütigen, raschen und gewiß schwärmerischen Mann vielleicht noch bestimmen können!
    Gerüchtweise hatte der Professor reden gehört von dem Project seines Rivalen, eine französische Stadt unter den ausgewähltesten hygienischen Verhältnissen, welche das Aufblühen einer geistig und körperlich auf’s beste entwickelten jungen Generation sicherten, zu begründen. Ein solches Unternehmen erschien in seinen Augen absurd und mußte allem Anscheine nach scheitern, schon weil es im Widerspruche stand gegen das von ihm verfochtene Gesetz, daß die lateinische Race dem Untergange geweiht sei, sich vorläufig jedenfalls der sächsischen Race unterzuordnen und nach und nach überhaupt vom Erdboden zu verschwinden habe. Diese Resultate konnten nun doch einigermaßen in Frage gestellt werden, wenn das Programm des Doctors seiner Verwirklichung entgegenging, noch mehr, wenn sich dasselbe erfolgversprechend entwickelte.
     

    Alles dieses zusammen ist »Stahlstadt«. (S. 52.)
     
    Im Interesse der allgemeinen Weltordnung und in Folge eines unausweichlichen Gesetzes lag es also jedem Sachsen ob, ein so wahnwitziges Unternehmen, wenn irgend möglich, zu vereiteln. Unter den gegebenen Verhältnissen war es für ihn, Professor Schultze, Docent der Chemie an der Universität Jena, bekannt durch seine zahlreichen vergleichenden Arbeiten über die verschiedenen Menschenracen – aus denen ganz deutlich hervorging, daß die germanische Race alle übrigen zu absorbiren bestimmt sei – es war also für ihn klar, daß er durch die gleichzeitig schöpferische und zerstörende Kraft der Natur dazu ausersehen sei, die Pygmäen zu

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