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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist noch ein zweiter Riese!
    – Etwa Arminius?« antwortete Marcel.
    Nun blickte auch er durch die enge Oeffnung.
    »Richtig, das ist Arminius, Sigimer’s Kamerad!«
    Plötzlich veranlaßte eine andere, scheinbar vom Himmel herabtönende Stimme Marcel, den Kopf zu heben.
    »Wer da?« rief diese Stimme.
    Diesmal war es die Arminius’.
    Der Kopf des Wächters erschien über der Mauer, die jener mit Hilfe einer Leiter erstiegen haben mochte.
    »Das wißt Ihr ja längst recht gut, Arminius! entgegnete Marcel. Nun vorwärts! Wollt Ihr öffnen oder nicht?«
    Noch hatte er den Satz nicht vollendet, als eine Gewehrmündung über der Mauerzinne erschien. Sofort krachte ein Schuß und eine Kugel streifte die Hutkrempe Octave’s.
    »Warte, Dir will ich Antwort geben!« rief Marcel, der eine Dynamitpatrone unter die Thür steckte und sie in Stücken sprengte.
    Nach geöffneter Bresche drangen Octave und Marcel den Karabiner in der Faust und das Messer zwischen den Zähnen, in den Park ein.
    An einem durch die Explosion zerrissenen Stück der Mauer, durch welche sie eben gelangten, lehnte noch eine Leiter, an deren Fuße sich Blutspuren zeigten. Aber weder Sigimer noch Arminius waren sichtbar, um den Eingang zu vertheidigen
    Vor den Blicken der beiden Angreifer lagen die Gärten in der ganzen Pracht ihrer Vegetation. Octave war entzückt.
    »O wie herrlich! rief er. Doch Achtung!…. Gehen wir als Tirailleure vor…. Die Burschen könnten hinter irgend einem Busche versteckt liegen!«
    Octave und Marcel trennten sich und eilten Jeder nach einer Seite der vor ihnen liegenden Allee, wo sie nach den Grundprincipien der Strategie für den Einzelkampf vorsichtig von Baum zu Baum, von Deckung zu Deckung weiter vordrangen.
    Bald erwies sich der Nutzen dieser Maßregel. Kaum hatten sie hundert Schritte zurückgelegt, als ein zweiter Schuß krachte. Eine Kugel sprengte die Rinde des von Marcel eben verlassenen Baumes ab.
    »Keine Dummheiten!…. Lang auf die Erde!« rief Octave halblaut.
    Er folgte selbst sogleich seinem Befehle und kroch auf Knieen und Ellbogen bis zu einem Dornenbusch am Rande des Rundtheiles, in dessen Mitte der Stierthurm sich erhob. Marcel, der jener Mahnung nicht sofort gefolgt war, erhielt noch einen dritten Schuß und konnte sich nur hinter den Stamm einer Palme werfen, um einem vierten zu entgehen.
    »Zum Glück schießen sie etwas zu hastig! rief Octave seinem etwa dreißig Schritte entfernten Begleiter zu.
    – Still! antwortete Marcel mit den Augen wie mit den Lippen. Siehst Du den Rauch dort aus dem Fenster des Erdgeschosses?…. Dort haben sich die Banditen versteckt!…. Nun werde ich ihnen aber nach meiner Art aufspielen!«
    Im Augenblicke hatte Marcel auch einen ziemlich langen Pfahl hinter dem nächsten Busche herausgerissen; dann warf er seine Jacke ab, diese über das Holz, setzte seinen Hut darüber und stellte so eine Vogelscheuche her. Darauf stellte er das Ganze so auf den von ihm eingenommenen Platz, daß Hut und Aermel sichtbar blieben, glitt zu Octave hinüber und raunte diesem in’s Ohr:
    »Jetzt beschäftige die Beiden dadurch, daß Du einmal von hier und einmal von meinem Platze aus nach dem Fenster feuerst. Ich werde ihnen in den Rücken fallen!«
    Marcel ließ nun Octave schießen und glitt selbst durch das dichte Gebüsch auf dem Rundbeete des Thurmes.
    Eine Viertelstunde verging, während der wohl zwanzig Kugeln erfolglos gewechselt wurden.
    Marcels Jacke und Hut waren buchstäblich wie ein Sieb durchlöchert, er selbst hatte natürlich keinen Schaden dabei gelitten. Die Jalousien des Erdgeschoßfensters hatte Octave seinerseits in Stücke geschossen.
    Plötzlich schwieg das Feuer und Octave hörte eine halb erstickte Stimme rufen:
    »Zu Hilfe!…. Ich hab’ ihn fest!….«
    Sein Versteck zu verlassen, ohne Deckung über das Rundbeet zu eilen und das Fenster zu erklettern, das war für Octave nur das Werk einer halben Minute. Gleich darauf sprang er in den Raum hinab.
    Wie zwei Schlangen um einander gewunden, lagen Marcel und Sigimer in verzweifeltem Ringen am Boden. Ueberrascht von dem urplötzlichen Angriffe des Feindes, der eine Thür hinter ihm unversehens geöffnet hatte, konnte der Riese von den Waffen keinen Gebrauch machen. Seine herkulische Stärke machte ihn aber trotzdem zu einem furchtbaren Gegner, und obwohl zur Erde geworfen, hoffte er doch immer noch, die Oberhand zu gewinnen. Marcel seinerseits entwickelte ganz außerordentliche Kraft und Gewandtheit.

    Der Kampf

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