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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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welche schon eine einfache Rakete in die Luft jagt.«
    Beide gingen nun längs der Mauer um den Park herum. Von Zeit zu Zeit waren sie zu Umwegen genöthigt durch eine spornartig hervortretende Gruppe von Gebäuden, oder mußten sie auch Gitterthore überklettern. Sie verloren jene dabei nie aus den Augen und sahen ihre Anstrengungen denn auch bald belohnt. Eine kleine Thür kam in der Mauer zum Vorschein.
    Binnen zwei Minuten hatte Octave mittelst eines Handbohrers ein kleines Loch durch die Eichenplanken gebohrt. Marcel sah, als er das Auge an die Oeffnung legte, daß sich auf der anderen Seite der prächtige tropische Park mit ewigem Grün und lauer Frühlingsluft ausbreitete.
    »Noch eine Thür zu sprengen und wir sind zur Stelle, sagte er zu seinem Begleiter.
    – Eine Rakete für ein Holzbrett, antwortete Octave, das wäre zu viel Ehre!«
    Er begann die Pforte also mit kräftigen Axtschlägen zu bearbeiten.
    Kaum hatte er daran geschlagen, als er im Innern das Schloß von einem Schlüssel klirren und zwei Riegel zurückschieben hörte.
    Die inwendig durch eine starke Kette gehaltene Thür öffnete sich ein wenig.
    »Wer da?« rief eine rauhe Stimme heraus.
Siebzehntes Capitel.
Erklärungen mit Pulver und Blei.
    Die jungen Leute erwarteten gewiß nichts weniger als diese Frage. Sie verwunderten sich darüber fast mehr, als sie etwa ein Gewehrschuß erschreckt hätte.
     

    Ein entsetzliches Krachen erschlitterte die Luft. (S. 165.)
     
    Von allen Hypothesen, die Marcel bezüglich dieser in Todtenschlaf versenkten Stadt durch den Kopf gingen, hatte er die eine allerdings nicht aufgestellt, daß ihn Jemand ganz ruhig fragen würde, was er hier suche. Sein Unternehmen, das ganz erklärlich erschien, wenn man Stahlstadt als verlassen ansah, gewann ein ganz anderes Aussehen, wenn jenes noch Bewohner hatte. Was im ersten Falle für eine Art archäologischer Untersuchung gelten konnte, wurde im zweiten zum bewaffneten Ueberfalle gemeiner Einbrecher.
    Diese Gedanken stürmten zuerst so sehr auf Marcel ein, daß er sprachlos stehen blieb.
    »Wer da?« wiederholte die Stimme etwas ungeduldig.
    Diese Ungeduld war gewiß ganz am Platze. Wer so vielerlei Hindernisse überwunden, um zu dieser Thüre zu gelangen, dabei Mauern erklettert und ganze Stadttheile in die Luft gesprengt hatte, ohne hier auf die einfache Frage nach dem Zwecke seines Erscheinens Antwort geben zu können, der mußte damit wohl einige Verwunderung erregen.
    Eine halbe Minute reichte für Marcel hin, um sich über die Schiefheit seiner Lage klar zu werden, und er antwortete sofort:
    »Freund oder Feind, wie Ihr wollt. Ich will Herrn Schultze sprechen.«
     

    Sie hatten kaum hundert Schritte zurückgelegt. (S. 171.)
     
    Kaum verhallten diese Worte, als er durch die halbgeöffnete Thür einen Aufschrei des Erstaunens hörte.
    »Ah!« klang es durch dieselbe heraus.
    Marcel konnte dabei durch den Thürspalt ein Stückchen rothen Backenbart, einen struppigen Schnurrbart und ein glotzendes Auge bemerken. An Allem erkannte er Sigimer, seinen früheren Wächter.
    »Johann Schwartz, rief der Riese, halb entsetzt und halb erfreut. Johann Schwartz!«
    Das unerwartete Wiedererscheinen seines Gefangenen schien ihn nicht weniger wunderzunehmen, als dessen geheimnißvolles Verschwinden.
    »Kann ich Herrn Schultze sprechen?« wiederholte Marcel, da er keine andere Antwort erhielt als jenen Ausruf.
    Sigimer schüttelte den Kopf.
    »Keinen Befehl! sagte er. Ohne solchen hier nicht eintreten!
    – Können Sie Herrn Schulze wenigstens wissen lassen, daß ich hier bin und ihn zu sprechen wünsche?
    – Herr Schultze nicht hier. Herr Schultze abgereist! erwiderte der Riese mit einem Anflug von Bedauern.
    – Doch wo ist er? Wann kehrt er zurück?
    – Weiß nicht! Wache nicht abgelöst. Niemand eintreten ohne Befehl!«
    Diese abgerissenen Sätze waren Alles, was Marcel aus Sigimer herauslocken konnte, der allen weiteren Fragen ein halsstarriges Schweigen entgegensetzte.
    »Weshalb sollen wir hier länger um die Erlaubniß zum Eintreten bitten? sagte er. Wir nehmen sie uns ganz einfach!«
    Er stemmte sich gegen die Thür, um sie mit Gewalt zu öffnen. Indeß, die Kette widerstand und ein dem seinigen überlegener Druck hatte bald den Flügel zugeschlagen, hinter dem man die beiden Riegel vorschieben hörte.
    »Hinter dem Brette muß mehr als Einer stecken!« sagte Octave beschämt über diesen Ausgang.
    Er legte das Auge an das Bohrloch und rief plötzlich erstaunt:
    »Da

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