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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mußte nothwendiger Weise mit dem Tode des einen der beiden Ringenden enden, wenn Octave’s Dazwischentreten nicht einen minder tragischen Ausgang herbeigeführt hätte. Von zwei Paar Armen gepackt und entwaffnet, ward Sigimer gefesselt, daß er sich nicht rühren konnte.
    »Und der Andere?« fragte Octave.
    Marcel wies nach dem anderen Ende des Raumes, wo Arminius über und über blutig auf einem Sofa ausgestreckt lag.
    »Hat er eine Kugel bekommen? fragte Marcel.
    »Ja!« bestätigte Octave.
    Marcel trat an Arminius heran.
    »Er ist todt! sagte er.
    – Meiner Treu’, er hat’s verdient, bemerkte Octave.
    – Nun sind wir Herren des Platzes, rief Marcel. Jetzt laß uns eine sorgfältige Untersuchung vornehmen. Zuerst Herrn Schultze’s Cabinet!«
    Von dem Wartezimmer aus, wo sich der letzte ernsthafteste Act abspielte, folgten die beiden jungen Leute nun der Reihe von Zimmern, die zum Allerheiligsten des Stahlkönigs führte.
    Octave staunte über alle die Wunder, welche ihm entgegentraten.
    Marcel lächelte nur und öffnete nach und nach alle Thüren bis zu dem grün und goldenen Salon.
    Er erwartete wohl, hier etwas Neues zu finden, doch nimmermehr ein so eigenthümliches Bild, wie es sich jetzt seinen Blicken bot. Man hätte meinen sollen, das Central-Postamt von New-York oder Paris wäre geplündert worden und man hätte Alles bunt durcheinander in diesen Salon geworfen. Allüberall lagen Briefe, versiegelte Packete auf dem Schreibtische, auf allen Möbeln und dem Fußboden umher. Bis an’s Knie versank man in dieser Ueberschwemmung. Die ganze, alle Geld-Angelegenheiten, die Fabrik oder auch nur die eigene Person des Herrn Schultze betreffende Correspondenz, die sich tagtäglich in dem Briefkasten an der Parkmauer angesammelt hatte, war von Arminius und Sigimer getreulich hierher gebracht worden und füllte nun das Privatcabinet des Herrn.
    Wie viele Anfragen, Schmerzen, ängstliche Erwartung, Elend und Thränen mochten diese stummen, kleinen Papiere mit der Adresse des Herrn Schultze wohl verbergen! Wie viele Millionen auch in Papiergeld, Wechseln, Anweisungen und Rechnungen aller Art!…. Alles das schlief jetzt gleichsam bewegungslos wegen der Abwesenheit der einzigen Hand, welcher das Recht zustand, diese schwachen und doch unverletzlichen Hüllen zu lösen.
    »Es handelt sich nun darum, sagte Marcel, die verborgene Thür zum Laboratorium aufzufinden!«
    Er begann also die Bücher der reichhaltigen Bibliothek wegzuräumen. Vergebens. Es gelang ihm nicht, den geheimen Eingang, den er früher in Begleitung des Herrn Schultze passirt hatte, wieder aufzufinden. Fruchtlos rüttelte er an allen Gestellen und sprengte sie mit einer aus dem Kamine entnommenen Eisenstange los. Vergeblich klopfte er an die Mauer, um irgendwo einen hohlen Klang zu vernehmen. Offenbar hatte Schultze im Bewußtsein, nicht mehr der einzige Kenner jener Thür zu seinem Laboratorium zu sein, dieselbe überhaupt beseitigt.
    Nothwendiger Weise mußte er dafür aber eine andere hergestellt haben.
    »Aber wo? fragte sich Marcel. Es kann nur hier sein, da Arminius und Sigimer die Briefschaften in diesen Raum beförderten. In diesem Salon muß Herr Schultze sich auch nach meinem Weggange aufgehalten haben. Ich kenne seine Gewohnheiten gut genug, um zu wissen, daß er nach Vermauerung des alten Zuganges einen anderen in unmittelbarer Nähe und geschützt vor indiscreten Blicken haben mußte…. Sollte sich unter dem Teppich eine Fallthüre befinden?«
    Der Teppich erwies sich als unverletzt. Man hatte ihn auch nicht vom Boden abgelöst und aufgenommen. Das Tafel für Tafel untersuchte Parquet zeigte ebenfalls nichts Verdächtiges.
    »Wer sagt Dir, daß sich die Oeffnung in diesem Raume befindet? fragte Octave.
    – Ich bin davon überzeugt! erwiderte Marcel.
    – Dann bleibt mir nichts übrig, als die Decke zu untersuchen!« antwortete Octave auf einen Stuhl steigend.
    Er beabsichtigte, den Kronleuchter zu erklettern und die Rosette um denselben mit Kolbenstößen zu untersuchen.
    Kaum hing indeß Octave an dem vergoldeten Leuchter, als er denselben zu seinem höchsten Erstaunen herabsinken sah. Ein Stück der Decke folgte nach und ließ eine gähnende Oeffnung zurück, aus welcher eine leichte stählerne Leiter bis zum Parquet herabglitt.
    Das Ganze sah aus wie eine Einladung zum Hinaufsteigen.
    »Aha, da haben wir’s ja!« sagte Marcel gelassen, und schwang sich, sein Genosse dicht hinter ihm, auf die Leiter.
Achtzehntes Capitel.
Des

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