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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Du, daß sie mir im Gegentheil recht nahe geht? Warum mußte dieser Mann mit so hervorragenden Geistesgaben unser Feind sein? Warum widmete er seine so seltenen Eigenschaften nicht dem Wohle seiner Mitmenschen? Wie viel Kraft wurde hier verschwendet, welche so nutzbringend hätte verwendet werden können, wenn sie sich mit der unsrigen zum Heile der Allgemeinheit verband! Sieh, das kam mir zuerst in den Sinn, als Du sagtest: »Herr Schultze ist todt!« Doch, nun erzähle, mein Freund, was Du von dessen unerwartetem Ende weißt.
    – Herr Schultze fand seinen Tod, berichtete Marcel, in dem geheimnißvollen Laboratorium, das er mit diabolischer Schlauheit so eingerichtet hatte, daß während seines Lebens kein Anderer dahin zu dringen vermochte. Kein Mensch kannte dessen Vorhandensein, und folglich war es auch unmöglich, daß ihm Jemand hätte zu Hilfe eilen können. Er fiel als das Opfer der unerhörten Concentration aller Kräfte in seiner Hand, auf die er so großen Werth legte, um allein der Schlüssel seiner ganzen Schöpfung zu sein, dieser Concentration, welche sich zu der von Gott bestimmten Stunde gegen ihn und sein Werk selbst kehrte!
    – Das konnte nicht anders kommen, antwortete Doctor Sarrasin. Herr Schultze ging von völlig falschen Voraussetzungen aus. Die beste Regierung ist doch offenbar nur diejenige, deren Leiter nach seinem Tode leicht durch einen anderen ersetzt werden kann, und welche ungestört fortarbeitet, weil es in deren Räderwerk kein Geheimniß giebt.
    – Sie werden sehen, Herr Doctor, bemerkte Marcel, daß das, was in Stahlstadt geschehen ist, den schlagendsten Beweis für diese ihre Worte bilden wird. Ich sah Herrn Schultze oft genug vor seinem Schreibtische, dem Centralpunkt, von dem alle Befehle ausgingen, denen Stahlstadt gehorchte, ohne daß dabei je ein anderer Mensch zu Rathe gezogen worden wäre. Auch der Tod überraschte ihn in seiner gewohnten Beschäftigung, so daß er noch alle Kennzeichen des Lebens hatte und ich jeden Augenblick erwartete, das Gespenst mich anreden zu hören!…. Der Erfinder ist aber als Märtyrer seiner Erfindung gefallen! Vernichtet durch eines jener Geschosse, mit dem er unsere Stadt verderben wollte. Die Waffe zerbrach in seiner Hand, als er beim letzten Worte des Befehls zum Angriffe war. Hören Sie!«
    Marcel las mit lauter Stimme die von Herrn Schultzes Hand geschriebenen Zeilen vor, von welchen er eine Copie genommen hatte.
    Dann setzte er hinzu:
    »Außerdem überzeugte mich von dem Ableben des Herrn Schultze aber auch noch die Beobachtung, daß alles Leben rings um ihn erstorben war. In Stahlstadt athmete keine Seele mehr! Wie in dem Zauberschloß Dornröschen’s hatte der Schlaf Alles überfallen, alle Bewegung gehemmt. Die Lähmung des Herrn lähmte gleichzeitig die Diener und erstreckte sich sogar bis auf die todten Maschinen.
    – Ja wahrhaftig, rief da Doctor Sarrasin, es giebt eine göttliche Gerechtigkeit! Gerade als er einen unerhörten Angriff gegen uns plante, als er die Federn zu sehr anspannte, da mußte Herr Schultze unterliegen!
    – Gewiß, erwiderte Marcel; doch nun, Herr Doctor, denken wir nicht an die Vergangenheit, sondern an die Gegenwart. Schultzes Tod bedeutet für uns den Frieden. Er bedeutet auch den Untergang des von ihm geschaffenen, übrigens wunderbaren Werkes, aller Voraussicht nach das Ende desselben. Unklugheiten so kolossaler Art, wie Alles, was der Stahlkönig erdachte, haben es untergraben. Einerseits verblendet durch den Erfolg und andererseits durch seinen Haß gegen Frankreich und gegen Sie, hat er Allen, von denen er eine feindliche Gesinnung gegen uns annehmen konnte, ohne hinreichende Sicherstellung ungeheure Waffenvorräthe geliefert. Trotzdem aber, und obgleich die Berichtigung dieser Außenstände sehr lange auf sich warten lassen dürfte, glaube ich, daß eine feste Hand im Stande sein müßte, Stahlstadt wieder aufzurichten und alle jene Kräfte, welche jetzt nur der Zerstörung dienten, für bessere Zwecke nutzbar zu machen. Herr Schultze hat nur einen in Betracht kommenden Erben, Doctor, und dieser Erbe sind Sie. Sein Werk darf nicht untergehen. Man glaubt in der Welt nur allzu gern, daß blos der Untergang einer rivalisirenden Macht von Vortheil sein könne. Das ist doch nicht der Fall, und Sie werden, hoffe ich, mit mir übereinstimmen, daß es Pflicht ist, aus diesem ungeheuren Schiffbruch zu retten, was für das Wohlergehen der Menschheit zu retten ist. Dieser Aufgabe mich zu widmen, bin ich

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