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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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oberflächlich wäre, wär ich dann mit dir zusammen?»
    «Bist du das?»
    «Was? Oberflächlich?»
    «Mit mir zusammen?»
    «Wahrscheinlich. Ich weiß nicht, vielleicht bin ich zu seltsam für dich.»
    «Ja, das ist auch meine Hauptsorge», sagte Eirion trocken.
    «Blödmann.» Jane lehnte ihre Schulter an seine. «Ich wünschte, wir hätten Zeit gehabt, uns diese Vivienne vorzunehmen.»
    «Sie hätte dir nicht gesagt, wo die Kirche ist. Hast du gemerkt, wie schnell sie dichtgemacht hat? Als ob sie auf einmal gemerkt hätte, dass sie zu viel ausgeplaudert hat. Wenn irgendeine Hexensekte sich heimlich in einer christlichen Kirche trifft   … ich weiß nicht, wenn sie nicht gerade eingebrochen sind, ist das dann ein Verbrechen? Wahrscheinlich nicht.»
    «Na siehst du.»
    «Aber deine Mutter will das sicher rausfinden.»
    «Vermutlich.»
    «Und wenn sie es rausgefunden hat, was macht sie dann?»
    «In diese Kirche gehen und ein riesiges Kreuz rumschwenken? Was weiß ich.»
    «Du könntest ruhig ein bisschen mehr Mitgefühl haben.»
    «Ich
hab
Mitgefühl.»
    «Du hast aber auch Mitgefühl mit den Heiden.»
    «Ich hab Interesse für sie. Ich hatte   … Erlebnisse, komische übersinnliche Erlebnisse, die ich mir nicht erklären kann.»
    «Zum Beispiel?»
    «Ich will eigentlich nicht darüber reden.»
    «Oh.» Eirion fuhr still weiter. Gelb aufleuchtende Warnschilder zeigten eine Höchstgeschwindigkeit von vierzig Meilen an.
    «Das ist jetzt einfach nicht der richtige Moment.»
    «Nein.»
    «Kennst du das nicht? Ist dir noch nie was passiert, das du dir nicht erklären kannst? Dass du ein komisches Gefühl einem Ort gegenüber hast? Dass dir Dinge bekannt vorkommen? Dass deine Gefühle, deine   … Sinneseindrücke so intensiv sind, dass es dir vorkommt, als müsstest du platzen, als würdest du   … eine andere Ebene erreichen? Ich meine, von den Walisern sagt man doch   –»
    «Meine Großmutter ist ein bisschen unheimlich.»
    «Ja? Inwiefern?»
    «Nein, erzähl du erst mal von deiner Mutter. Und von deinem Vater.»
    «Dieser verdammte Gerry», sagte Jane.
    Eirion zögerte. «War das, was er da gesagt hat   …» Der Rest ging im Dröhnen eines Lastwagens unter, der sie auf der mittleren Spur überholte.
    «Er hatte mehr oder weniger recht. Meine Eltern haben sich an der Uni kennengelernt, sie haben beide Jura studiert, und sie   … wurde mit mir schwanger und hat das Studium abgebrochen, und er hat weitergemacht und ist Winkeladvokat geworden.»
    «Es gab einen extra Studiengang für Winkeladvokaten?»
    «Haha. Beide wollten Leute verteidigen, die sich keine Anwälte leisten können, lauter so revolutionäres, kämpferisches Zeug – behauptet Mom. Aber Dad wollte Geld verdienen – für mich, hätte er vielleicht gesagt. Wegen der Verantwortung. Allerdings sagt Mom, sie hat damals schon Sachen über ihn erfahren, die ihr nicht gefallen haben. Jedenfalls hat er dann ein paar fragwürdige Klienten angenommen, und Mom hat es rausgefunden, und dann gab es diese große moralische Auseinandersetzung, bei der es ihm nicht gerade geholfen hat, dass er seine Sekretärin vögelte.» Jane machte eine Pause und holte Luft. «Zu der Zeit hat Mom geradedem Pfarrer bei der Gemeindearbeit geholfen, und außerdem hatte sie dieses ziemlich heftige Erlebnis.»
    «Was für ein Erlebnis?»
    «Das war, als alles gerade wirklich scheiße lief und sie versucht hat, ihr Leben klarzukriegen. Sie ist raus aufs Land gefahren und ist auf diese winzige Kirche gestoßen, in einem Wald oder so, und da war dieser erleuchtete Pfad   …»
    «Nachts?»
    «Nein, tagsüber, du Idiot. Der erleuchtete Pfad war irgendwie metaphorisch oder in ihrem Kopf, eine Art Vision. Aber, hör zu, wenn sie dich jemals fragt, ich hab dir das nicht erzählt, sie hasst es, wenn   … kannst du nicht schneller fahren?»
    «Hier ist Geschwindigkeitsbegrenzung.»
    «Ich kann überhaupt keinen Nebel mehr sehen. Wenn sie uns einholt   …»
    «Ist hier immer noch Geschwindigkeitsbegrenzung. Und dann ist dein Vater umgekommen.»
    «Er ist gegen eine Autobahnbrücke geknallt. Sie waren beide tot. Karen auch. Ich hab ein paar Zeitungsausschnitte gelesen, die ich nicht sehen sollte. Es war der Horror – ein Feuerball.»
    «Das tut mir leid.»
    «Es ist Jahre her», sagte Jane emotionslos.
    «Welche Autobahn war das?»
    «Die M 5.   Das ist doch hier die M 5, oder?»
    «Das ist eine lange Autobahn.»
    «Es war nicht auf dieser Strecke, glaube ich, ich weiß nicht

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