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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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nicht besonders lange machte, oder? «Ich muss sagen, John, das, was man
echten
Satanismus nennen könnte, ist äußerst selten. Es gibt natürlich Jugendliche, die alte Black-Sabbath-Alben abspielen und sich einen perversen Kick dadurch verschaffen, in irgendeiner Verkleidung etwas schrecklich Unsoziales zu tun. Es kommt auch vor, dass diese Jugendlichen einem Hexenzirkel beitreten, weil sie das für sehr viel   … extremer halten, als es tatsächlich ist. Sie glauben, sie betreten eine Welt voller Sexriten und Blutopfer.»
    «Und das ist
Ihre
Schuld!», rief einer der Heiden. «Weil die Kirche uns jahrhundertelang so dargestellt hat.»
    «Will die damit sagen», schrie Maureen und zeigte mit dem Finger auf Merrily, «dass meine Tochter den Hexen nur beigetreten ist, weil sie dachte, sie wären böse?»
    «Nein, was ich   –»
    «Sie will sich nicht festlegen!» Ein korpulenter Mann kam einen der Gänge herunter. «Das ist es.»
    Zwei große Security-Typen kamen aus unterschiedlichen Richtungen ins Studio. Fallon stellte sich dem Mann in den Weg. «Und Sie sind?»
    «Pfarrer Peter Gemmell. Ich stehe nicht auf Ihrer Liste. Ich bin Betriebskaplan und mit den Fabrikarbeitern aus Walsall gekommen. Aber darum geht es nicht. Ich will Ihnen nur sagen, dass meine Kollegin hier zu diplomatisch ist, zu feinfühlig und zu wischiwaschi, um die Wahrheit zu sagen. Und diese Wahrheit lautet, dass Satan höchstpersönlich heute Abend hier in diesem Studio anwesend ist.»
     
    «Oh, Shit», sagte Jane gereizt, «ein Spinner. Gerade als ich dachte, sie legt richtig los.»
    «Herrlich.» Gerry lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf.
    Aus Maurices Kopfhörern knisterten Stimmen. Er nickte und sah auf die Monitore, um sicherzugehen, dass Gemmell allein war. «O.   k., Steve, danke, mach ich. John, wir warten einfach mal ab, wo das hinführt, o.   k.?»
    Eirion sah völlig verstört aus. «Da unten kann doch alles Mögliche passieren. Was ist, wenn der Typ eine Pistole hat?»
    «Das würde ihm wahrscheinlich auch nicht helfen, wenn er dem Satan gegenübersteht», sagte Jane.
     
    «Warum sagen Sie es ihnen nicht?», zischte Hochwürden Peter Gemmell Merrily an. «Warum sagen Sie ihnen nicht, dass Satan in unserer Mitte ist, dass er jetzt hier bei uns ist?»
    Fallon rettete sie.
    «Sagen
Sie
es uns doch, Peter, wenn Sie schon mal da sind. Zeigen sie ihn uns. Wo genau sitzt er denn?»
    «Das kann ich Ihnen sagen.» Gemmell zögerte keine Sekunde. «Er sitzt genau hinter ihnen.»
    Fallon trat zur Seite und gab den Blick auf Ned Bain frei, der lächelnd und mitleidig den Kopf schüttelte.
    «Dieser Mann   …», Gemmell starrte Bain verächtlich an, «dieser Mann ist ein Sprachrohr des Satans. Aus seinem Mund kommen die schlüpfrigen Worte Satans, des Verführers.»
    Meer des Lichts?,
fragte sich Merrily.
    «‹Der Satyr wird nach seinen Gefährten rufen!›», schrie Gemmell. «‹Die Nachtgottheit wird auch dort herbergen und ihre Ruhestatt dort finden.› Jesaja.»
    Merrily dachte an die zahlreichen Interpretationen, die sie zu dieser Stelle gelesen hatte, die in der revidierten Englischen Bibel sicher harmloser übersetzt worden war, aber sie konnte sich nicht an den Wortlaut erinnern. Sie schien sich heute Abend an überhaupt nichts erinnern zu können.
    «Der Satyr», erklärte Gemmell, «ist der sogenannte gehörnteGott der Hexen – der Gott Pan. Die Nachtgottheit ist der Dämon Lilith. Die Bibel sagt uns also ganz deutlich, dass die Heiden die Dämonen zu sich ins Bett holen. Und das ist heute genauso wahr wie an dem Tag, an dem es geschrieben worden ist.»
    «Das Alte Testament», sagte Bain müde. «Dieser Typ kommt hierher und zitiert ein Sammelsurium aus Mythen, Legenden und Ammenmärchen   …»
    «Die Stimme Satans!», knurrte Gemmell, und Merrily bemerkte, dass Steve Ewing den Rausschmeißern ein Zeichen gab.
    «Danke, Peter.» John Fallon legte dem Kaplan eine Hand auf die Schulter. «Wir sind Ihnen sehr dankbar, aber ich glaube, wir sind noch nicht bereit für die Schlacht von Armageddon.»
    «Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte», gab Gemmell würdevoll zurück, warf Merrily einen unheilvollen Blick zu, ging ein Stück den Gang hoch, blieb dann stehen, drehte sich um und schrie, bevor die Security-Männer ihn aufhalten konnten: «Wir müssen – und
werden
– die falschen Lichter in der Nacht der Verderbnis zum Erlöschen bringen!»
    «Also gut», sagte Fallon. «Dann ist Ned Bain entweder der Retter

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