Die fünfte Kirche
ziemlich übergewichtig. Sein feistes Gesicht war zementgrau.
Schließlich sagte er: «Mansel Smith, das ist Ihr Mann.»
«Ah.» Robin war nicht sicher, wie er weitermachen sollte, denn soweit er sich erinnerte, hieß der Mann, der ihnen das feuchte, harzige Kiefernzeug verkauft hatte, auch Mansel Smith.
«Sie beziehen Ihr Holz auch von, äh, Mansel?»
Prosser schlug die Klappe des Anhängers zu.
«Wir heizen mit Kohle», sagte er.
«Ach so.» Wenn Mansel Smith hier der einzige Holzhändler war, war das wohl auch besser so. Trotzdem nahm Robin an, dass Gareth Prosser, falls er doch mal eine Ladung von Mansel brauchte, kein Kiefernholz bekommen würde, und vor allem kein nasses Holz.
«Na ja, danke für den Tipp jedenfalls.»
«Kein Problem», sagte Prosser.
Robin hätte seinen Nachbarn an Prossers Stelle jetzt auf einen Kaffee hereingebeten, aber Prosser stand nur da, vor seinem Anhänger, wie eins dieser in den rohen Fels gehauenen Denkmäler. Er wirkte nicht feindselig, wahrscheinlich wusste er gar nicht, dass Robin Heide war, oder es interessierte ihn nicht.
Robin hatte kein Problem damit, er blieb stehen, wo er war. Teil der Landschaft sein, wie eine Eiche, das konnte er, das hatte er gelernt. Prosser blieb ebenfalls stehen, wo er war, vermutlich, weil
er
wirklich ein Teil dieser Landschaft war. Robin stellte sich vor, dass sie da ewig neben dem Anhänger mit Futter stehen würden, bis einer von ihnen vor Hunger tot umfiele oder er – Prosser würde das wohl kaum passieren – losprusten musste.
Aber nach fünf Sekunden rief eine Frauenstimme: «Gareth! Wer war das?», und der Bauer sah auf.
Prosser antwortete nicht, und die Frau kam hinter dem Schuppen hervor.
«Oh», sagte sie.
«Hallo», sagte Robin.
Die Frau war etwas jünger als Gareth, höchstens fünfzig, hatte sich aber wesentlich besser gehalten. Sie trug enge Jeans und Stiefel und eine Bomberjacke. Sie hatte ein markantes, schmales Gesicht, klare blaue Augen und kurze Haare, offenbar mit gefärbten Strähnchen.
«Guten Morgen», sagte die Frau. «Ich bin die Frau von Landrat Prosser.»
«Hi. Robin Thorogood. Von, hm, nebenan.»
«Judith Prosser.»
Sie schüttelten sich die Hände. Sie hatte einen festen Händedruck. Sie sah ihm sogar direkt in die Augen.
«Ich hab frischen Kaffee drinnen», sagte sie.
«Genau das Richtige jetzt.»
«Komm gleich rein», sagte Gareth.
Robin hatte sich von Betty erklären lassen, dass man, wenn man hier ‹gleich› sagte, ‹demnächst› meinte. Also lächelte er, nickte Gareth Prosser zu und folgte Judith zum Haus. Auf halber Strecke trafen sie auf die beiden halbwüchsigen Söhne, die mit ihren Rädern den Hügel rauf- und runterfuhren. Es gab ein Geräusch wie von einer Motorsäge, als einer der Jungs schlammverspritzend direkt vor ihnen bremste.
«Unser Richard macht nächstes Jahr bei den internationalen BM X-Meisterschaften mit», sagte Judith Prosser stolz. «Er hatte mit vier sein erstes Fahrrad und war mit elf BM X-Juniormeister von Wales. Ist hier die perfekte Gegend dafür.»
«Macht das nicht die Felder kaputt?»
«Die Wege, ja.» Mrs. Prosser lächelte reumütig. «Manchmal beschweren sich irgendwelche Wandervereine bei uns, aber die Einheimischen beschweren sich nicht.»
Robin nickte.
«Sind schließlich die Jungs von Landrat Prosser», sagte Mrs. Prosser, als sei vollkommen klar, dass man als Landrat automatisch von lästigen sozialen Pflichten entbunden war. Robin konnte nicht erkennen, ob das ironisch gemeint war.
«Verstehe», sagte er.
«Dies ist der Anschluss von Juliet Pottinger.»
Eine geschäftstüchtige und bestimmte Stimme mit schottischem Akzent.
«Ich bin dieses Wochenende leider nicht zu Hause, aber Sie können nach dem Ton eine Nachricht hinterlassen. Wenn Sie ein Einbrecher sind und sich nicht für Tausende von Büchern interessieren, die im Wesentlichen einfach nur alt sind, nicht antiquarisch, kann ich Ihnen gleich sagen, dass Sie mit ziemlicher Sicherheit Ihre Zeit verschwenden.»
Jedenfalls klang sie wie eine Frau, die einem eine deutliche Antwort geben würde, dachte Betty. Wenn auch nicht vor Montag.
Mist. Sie räumte den Frühstückstisch ab und ließ Wasser ins Spülbecken laufen. Was auch immer Robin bei den Prossers über Pfarrer Penney in Erfahrung gebracht hatte, sie war sicher, dass er ein paar heidenfreundliche Bemerkungen eingeflochten hatte. Es war ihr wichtig, die Wahrheit herauszufinden. Was hatte Penney getan, womit hatte er im
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