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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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zu nehmen.«
    »Still! wenn's beliebt,« sagte eine Stimme, die Ernauton zu erkennen glaubte, »Euren Degen, Eure Waffen, und zwar geschwind.«
    Ein Mann faßte das Pferd beim Zügel, zwei andere nahmen ihm seine Waffen ab.
    »Pest! was für geschickte Leute!« murmelte Ernauton.
    Dann wandte er sich an die Angreifer mit den Worten: »Meine Herren, ihr werdet wenigstens die Güte haben, mir zu sagen ...«
    »Ah! es ist Herr von Carmainges,« sagte der Hauptangreifer, der den Degen des jungen Mannes genommen hatte und noch in der Hand hielt.
    »Herr von Pincorney!« lief Ernauton. »Oh! pfui! was für ein gemeines Gewerbe treibt Ihr da?«
    »Ich habe ›Still!‹ gesagt,« wiederholte die in einer Entfernung von ein paar Schritten klingende Stimme des Anführers; »man führe diesen Menschen zur Station!«
    »Aber Herr von Sainte-Maline,« sagte Perducas von Pincorney, »es ist ja unser Kamerad, Herr Ernauton von Carmainges.«
    »Ernauton hier!« rief Sainte-Maline, vor Zorn erbleichend; »er, was macht er hier?«
    »Guten Abend, meine Herren,« sagte Carmainges ruhig, »ich gestehe, ich glaubte mich nicht in so guter Gesellschaft zu befinden.«
    Sainte-Maline blieb stumm.
    »Es scheint, man verhaftet mich,« fuhr Ernauton fort, »denn ich nehme nicht, an, daß Ihr mich plündern wolltet,«
    »Teufel! Teufel!« brummte Sainte-Maline, »ein solcher Fall war von mir nicht vorhergesehen.« – »Von meiner Seite auch nicht, dies schwöre ich Euch,« sagte Carmainges lachend.
    Trotz seiner Versicherung, er habe im Auftrag des Königs gehandelt, wollte Sainte-Maline seinen Nebenbuhler nicht loslassen und nach Vincennes senden.
    »Nach Vincennes, vortrefflich, dahin wollte ich,« versetzte Ernauton. »Ich bin glücklich, mein Herr, daß diese kleine Reise so gut mit Euren Absichten übereinstimmt.«
    Zwei Mann bemächtigten sich, die Pistole in der Faust, sogleich des Reisenden, den sie zu zwei anderen führten, die fünfhundert Schritte von den ersten aufgestellt waren.Diese zwei anderen taten dasselbe, und Ernauton hatte somit bis in den Hof des Schlosses die Gesellschaft seiner Kameraden.
    In diesem Hof erblickte Carmainges fünfzig entwaffnete Reiter, die mit gesenktem Ohr und bleicher Stirn, umgeben von hundertundfünfzig Chevaulegers, ihr schlimmes Schicksal beklagten.
    Es waren unsere Fünfundvierzig, die diese Gefangenen gemacht hatten, die einen durch List, die andern mit Gewalt, bald indem sie sich zu zehn gegen zwei oder drei vereinigten, bald indem sie freundlich auf die Reiter, die sie für furchtbar hielten, zutraten und ihnen die Pistole auf die Brust setzten, während die andern Kameraden zu begegnen glaubten. So kam es, daß nicht ein Kampf stattgefunden, daß nicht ein Schrei ausgestoßen worden war.
    Als Ernauton die Gefangenen erkannt hatte, denen man ihn zugesellte, sagte er zu Sainte-Maline: »Mein Herr, ich sehe, daß Ihr von der Wichtigkeit meiner Sendung in Kenntnis gesetzt wart, und daß Ihr als ein artiger Kamerad ein schlimmes Zusammentreffen für mich befürchtetet, was Euch bestimmte, mich eskortieren zu lassen; nun kann ich Euch sagen, daß Ihr recht hattet; der König erwartet mich, und ich habe ihm Wichtiges mitzuteilen. Ich werde mir sogar die Ehre geben, dem König zu melden, was Ihr für seinen Dienst getan habt.«
    Sainte-Maline erbleichte, wie er errötet war; doch er begriff, daß Ernauton die Wahrheit sprach, und daß er erwartet wurde. Man trieb keinen Spaß mit den Herren von Loignac und von Epernon; er begnügte sich daher zu erwidern: »Ihr seid frei, Herr Ernauton, es entzückt mich, daß ich Euch angenehm sein konnte.«
    Ernauton eilte aus den Reihen und stieg die Stufen hinauf, die zu dem Gemach des Königs führten. Sainte-Maline folgte ihm mit den Augen und konnte sehen, wie Loignac Herrn von Carmainges auf der Treppe empfing und ihn durch ein Zeichen vorwärts gehen hieß.
    Als Loignac seinem Chef meldete, die Wege seien frei, erwiderte ihm Epernon: »Es ist gut. Der König befiehlt, daß die Fünfundvierzig drei Züge bilden, einen voraus und einen auf jeder Seite der Schläge; jeder Zug muß hinreichend geschlossen sein, daß das Feuer der Feinde die Karosse nicht erreicht.«
    »Sehr wohl,« antwortete Loignac mit der Unempfindlichkeit des Soldaten; »doch was das Feuer betrifft, da ich keine Musketen sehe, so kann ich mir nicht denken, wie ein Musketenfeuer stattfinden soll.«
    »Bei den Jakobinern werdet Ihr die Reihen schließen lassen,« sagte Epernon.
    Dieses

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