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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Gespräch wurde durch eine Bewegung unterbrochen, die auf der Treppe entstand.
    Es war der König, der, zum Aufbruch bereit, herabkam, es folgten ihm einige Edelleute, unter denen Sainte-Maline mit einem leicht begreiflichen Zusammenschnüren des Herzens Ernauton erblickte.
    »Meine Herren,« fragte der König, »sind meine braven Fünfundvierzig versammelt?« – »Ja, Sire,« antwortete Epernon, indem er auf eine Gruppe von Reitern deutete, die unter den Gewölben sichtbar war.
    »Sind die Befehle gegeben?« – »Man wird sie befolgen, Sire.«
    »Vorwärts also,« sagte Seine Majestät.
    Epernon ließ zum Aufsitzen blasen. Als es am Schloßturm elf schlug, brach man auf.
    Eine Stunde nach Ernautons Entfernung war Mayneville immer noch an dem Fenster, von wo aus er, wie wir gesehen, vergebens dem jungen Mann auf der Straße zu folgen versuchte; als diese Stunde abgelaufen, war er viel weniger ruhig. Nicht einer von den Soldaten war erschienen; schweigsam und schwarz, erscholl die Straße nur in entfernten Zwischenräumen von dem Hufschlag einiger Pferde, deren Reiter mit verhängten Zügeln nach Vincennes jagten.Dieses fortwährende Hin- und Herreiten flößte Mayneville endlich eine solche Unruhe ein, daß er einen von den Leuten der Herzogin zu Pferde steigen ließ, mit dem Befehl, sich bei dem ersten Reiterzuge, dem er begegnen würde, zu erkundigen. Der Bote kehrte nicht zurück.
    Als die ungeduldige Herzogin dies sah, schickte sie einen andern ab, der ebensowenig zurückkam wie der erste.
    »Unser Offizier,« sagte nun die stets optimistische Herzogin, »befürchtete wohl, zu schwach an Leuten zu sein, und so wird er unsere Boten als Verstärkung behalten haben; das ist klug, aber beunruhigend.« – »Beunruhigend, ja, sehr beunruhigend,« erwiderte Mayneville, dessen Augen den tiefen, düsteren Horizont nicht verließen.
    »Mayneville, was kann denn geschehen sein?« – »Ich will selbst zu Pferde steigen, und wir werden es erfahren.« Hierbei machte er eine Bewegung, um wegzugehen, doch die Herzogin hielt ihn zurück.
    »Ich verbiete es Euch,« rief die Herzogin, »wer würde denn bei mir bleiben? Wer würde alle unsere Offiziere, unsere Freunde erkennen? Nein, nein, bleibt, Mayneville, man macht sich ganz natürlich Befürchtungen, wenn es sich um ein so wichtiges Geheimnis handelt; aber in der Tat, der Plan war zu gut kombiniert und besonders zu sehr geheim gehalten als daß er uns nicht gelingen sollte.«
    »Neun Uhr,« sagte Mayneville, mehr auf seine eigene Ungeduld, als die Worte der Herzogin erwidernd; »ah! nun verlassen die Jakobiner ihr Kloster und stellen sich längs den Mauern des Hofes auf.«
    »Still!« rief die Herzogin, die Hand gegen den Horizont ausstreckend. – »Was?« »Still! horcht!« Man fing an in der Ferne ein Rollen, ähnlich dem des Donners, zu haben. »Das ist die Kavallerie,« rief die Herzogin, »sie bringen ihn uns, sie bringen ihn.«
    Und, ihrem brausenden Charakter gemäß, von der grausamsten Angst zu der tollsten Freude übergehend, klatschte sie in die Hände und rief: »Ich habe ihn! Ich habe ihn!«
    Mayneville horchte immer noch.
    »Ja,« sagte er, »es ist ein rollender Wagen, begleitet von galoppierenden Pferden.«
    Und er befahl mit voller Stimme: »Aus den Mauern, meine Väter, aus den Mauern!«
    Sogleich öffnete sich das große Gitter der Priorei, und in schöner Ordnung kamen die zweihundert bewaffneten Mönche heraus, an deren Spitze Borromée marschierte.
    Sie nahmen ihre Stellung quer über die Straße.
    Man hörte Gorenflot rufen: »Wartet auf mich, wartet doch auf mich! Es ist wichtig, daß ich an der Spitze des Kapitels stehe, um Seine Majestät würdig zu empfangen.«
    »Auf den Balkon, Sire Prior, auf den Balkon!« rief Borromée; »Ihr wißt wohl, daß Ihr uns alle beherrschen müßt; die Schrift sagt: Du wirst sie beherrschen, wie die Zeder den Ysop!«
    »Das ist wahr,« sagte Gorenflot, »das ist wahr; ich vergaß, daß ich diesen Posten gewählt hatte, zum Glück seid Ihr da, um mich daran zu erinnern, Bruder Borromée.«
    Borromée gab leise einen Befehl, und vier Brüder stellten sich auf den Balkon neben den würdigen Prior.
    Bald fand sich die Straße, die in einiger Entfernung von der Priorei eine Biegung bildete, von einer Anzahl von Fackeln beleuchtet, mit deren Hilfe die Herzogin und Mayneville Panzer schimmern und Schwerter glänzen sehen konnten.
    Unfähig, sich zu beherrschen, rief sie: »Geht hinab, Mayneville, und bringt ihn mir ganz

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