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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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schließen.«
    »Wir wollen zu Abend essen, Mayneville, das wird uns die Zeit vertreiben. Ich bin so ungeduldig, daß ich gern den Zeiger der Pendeluhr vorwärts treiben möchte.« – »Seid unbesorgt, die Stunde wird kommen.«
    »Doch unsere Leute, unsere Leute?« – »Sie werden zur geeigneten Stunde hier sein; es hat kaum acht Uhr geschlagen und es ist noch keine Zeit verloren.«
    »Mayneville, Mayneville, mein armer Bruder verlangt von mir seinen Wundarzt; der beste Wundarzt, das beste Heilmittel für die Wunde Mayennes wäre ein Schopf von den Haaren des römisch geschorenen Valois. Noch ein Wort, Mayneville,« sagte die Herzogin, indem sie auf der Türschwelle stehen blieb: »Sind unsere Freunde in Paris benachrichtigt?« – »Welche Freunde?«
    »Unsere Ligisten?« – »Gott behüte mich, Madame, einen Bürger benachrichtigen, heißt die große Glocke von Notre-Dame läuten. Bedenkt, daß wir, wenn der Schlag getan ist, ehe jemand etwas erfährt, fünfzig Eilboten abzufertigen haben, und dann wird der Gefangene im Kloster in Sicherheit sein; hernach können wir uns gegen eine Armee verteidigen. Wir werden nichts mehr wagen und können von den Dächern des Klosters herabschreien: Der Valois ist in unserer Gewalt!«
    »Gut, gut, Ihr seid ein geschickter und kluger Mann, Mayneville, und der Bearner hat recht, wenn er Euchden Ligenführer nennt ... Wißt Ihr, daß meine Verantwortlichkeit groß ist, Mayneville, und daß nie und in keiner Zeit eine Frau ein Werk, dem ähnlich, das ich träume, unternommen und vollbracht hat?« – »Ich weiß es wohl, Madame, und rate Euch auch nur zitternd.«
    »Laßt zuerst die großen Einfaltspinsel töten,« fuhr die Herzogin fort, »die wir an den Wagenschlägen haben reiten sehen; wir können sodann das Ereignis so erzählen, wie es für unsere Interessen vorteilhafter sein wird.« – »Diese armen Teufel töten,« sagte Mayneville, »Ihr glaubt, es sei nötig, sie zu töten, Madame?«
    »Loignac? Das ist ein schöner Verlust!« – »Er ist ein braver Soldat.«
    »Ein abscheulicher Glücksritter, gerade wie der andere Gaudieb, der rechts am Wagen ritt, mit seinen Glutaugen und seiner schwarzen Haut.«
    »Uh! bei diesem würde es mir nicht widerstreben, ich kenne ihn nicht; überdies bin ich Eurer Meinung, Madame, er besitzt eine abscheuliche Miene.«
    »Ihr überlaßt ihn mir also?« sagte die Herzogin lachend. – »Oh! von ganzem Herzen, Madame.«
    »In der Tat, großen Dank. Ihr werdet übrigens bei dieser ganzen Angelegenheit keine Schuld haben; sie verteidigten den Valois und sind bei dieser Verteidigung getötet worden. Was ich Euch empfehle, ist der junge Mann, der eben hier war. Seht, ob er wirklich weggegangen, und ob es nicht ein von unseren Feinden abgesandter Spion ist.«
    »Madame, ich bin zu Euren Befehlen.« Mayneville ging auf den Balkon, öffnete die Läden, streckte den Kopf hinaus und suchte zu sehen. »Oh! wie finster ist die Nacht!« sagte er.
    »Eine gute, vortreffliche Nacht,« versetzte die Herzogin; »je finsterer, desto besser; Mut gefaßt also, mein Kapitän.« – »Ja, aber wir werden nichts sehen, Madame, und es ist für Euch doch wichtig zu sehen.«
    »Gott, dessen Interessen wir verteidigen, sieht für uns,Mayneville. Seht Ihr Leute vorübergehen?« fragte die Herzogin sodann, indem sie aus Vorsicht die Lichter auslöschte. – »Nein, aber ich höre Pferdegetrappel.«
    »Vorwärts, vorwärts! Sie sind es, Mayneville. Alles geht gut.«
    Und die Herzogin schaute, ob sie an ihrem Gürtel die berühmte goldene Scheere noch habe, die eine so große Rolle in der Geschichte spielen sollte.

Wie Dom Modeste Gorenflot den König segnete.
    Kaum war Ernauton, mit dem Erfolg seiner Sendung nach jeder Richtung zufrieden, vor der Tür von Bel-Esbat, als er sein Pferd in Galopp setzte; kaum hatte er aber hundert Schritte im Galopp gemacht, als er plötzlich durch ein Hindernis aufgehalten wurde, das seine durch das Licht von Bel-Esbat geblendeten und noch nicht an die Finsternis gewöhnten Augen nicht hatten wahrnehmen können.
    Es war eine Truppe von Reitern, die sich von beiden Seiten der Straße gegen die Mitte zusammenzogen, ihn umgaben und ihm ein halbes Dutzend Degen und ebensoviel Pistolen und Dolche auf die Brust setzten.
    Das war viel für einen einzigen Menschen.
    »Oh! oh!« rief Ernauton, »man raubt auf der Landstraße, eine Stunde von Paris! Pest über dieses Land! Der König hat einen schlechten Profos, ich werde ihm raten, einen andern

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