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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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der König von Navarra müsse durchkommen, diesem ein schönes Abendessen boten.
    »Wann werden wir denn unsere Jagd beginnen?« fragte Chicot Heinrich, als dieser sich zur Ruhe begeben wollte.
    »Wir sind noch nicht im Gebiete der Wölfe, mein lieber Chicot.« – »Und wann werden wir dort sein, Sire?«
    »Neugieriger!« – »Nein, Sire; doch Ihr begreift, man möchte wissen, wohin man geht.«
    »Du wirst es morgen erfahren, mein Sohn, mittlerweile lege dich nieder auf die Kissen zu meiner Linken; sieh, Mornay schnarcht schon zu meiner Rechten.« – »Pest! er macht im Schlafe mehr Geräusch als im Wachen.«
    »Ja, es ist wahr, er ist kein Schwätzer; doch du mußt ihn bei der Jagd sehen, und du wirst ihn sehen.«
    Der Tag fing kaum an zu grauen, als ein gewaltiges Getrappel von Pferden den König von Navarra und Chicot erweckte. Sobald man den Imbiß genommen hatte, wurde zum Aufsitzen geblasen.
    »Auf, auf,« sagte Heinrich, »wir haben heute einen guten Tagesmarsch zu machen; zu Pferde, meine Herren, zu Pferde!«
    Chicot sah mit Erstaunen, daß fünfhundert Reiter, die während der Nacht eingetroffen waren, die Eskorte verstärkt hatten.
    »Ah! ah!« sagte er, »das ist kein Gefolge mehr, was Ihr da habt, Sire, es ist eine Armee.«
    Heinrich antwortete nur die drei Worte: »Warte noch, warte!«
    In Lauzerte schlossen sich sechshundert Mann zu Fuß der Reitertruppe hinten an.
    »Infanteristen!« rief Chicot, »Fußvolk!«
    »Treiber,« erwiderte der König, »nichts anderes als Treiber.«
    Chicot faltete die Stirn und sprach von diesem Augenblick an nichts mehr. Zwanzigmal wandten sich seine Augen dem Felde zu, zwanzigmal durchzuckte seinen Geist der Gedanke zu entfliehen. Doch er hatte seine Ehrenwache, ohne Zweifel als Vertreter des Königs von Frankreich.
    Jetzt zog man durch die Stadt Montcuq, und vier kleine Feldstücke reihten sich dem Heere an.
    »Ich komme auf meinen ersten Gedanken zurück, Sire,« sagte Chicot, »die Wölfe in diesem Lande sind Hauptwölfe, und man behandelt sie mit mehr Rücksichten als andere Wölfe, schweres Geschütz für sie, Sire!«
    »Ah! du hast es bemerkt,« versetzte Heinrich; »das liegt an den Leuten von Montcuq; seitdem ich ihnen für ihre Übungen diese vier Feldstücke geschenkt habe, schleppen sie sie überallhin.«
    »Werden wir heute ankommen, Sire?« – »Nein, morgen.«
    »Morgen früh oder morgen abend?« – »Morgen früh.«
    »Dann jagen wir in Cahors, nicht wahr, Sire?« – »In dieser Gegend.«
    »Doch wie kommt es, Sire, daß Ihr nicht auch die königliche Standarte mitgenommen habt? Die Ehre wäre für die Wölfe dann vollständig gewesen.«
    »Man hat es nicht vergessen, Chicot, Ventre-saintgris! Man läßt sie nur im Überzug, um sie nicht zu beschmutzen. Doch da du eine Standarte haben willst, meinKind, um zu wissen, unter welchem Banner du marschierst, so wird man dir eine schöne zeigen. Zieht die Standarte aus ihrem Futteral! Herr Chicot wünscht zu wissen, wie das Wappen von Navarra aussieht.«
    »Nein, nein, es ist unnötig,« rief Chicot, »laßt sie, wo sie ist.«
    Man brachte die zweite Nacht in Catus ungefähr ebenso zu wie die erste; seitdem Chicot sein Ehrenwort gegeben, daß er nicht entfliehen werde, achtete man nicht mehr auf ihn.
    Er machte einen Gang durch die Stadt und bis zu den Vorposten. Von allen Seiten trafen Truppen von hundert, hundertundfünfzig, zweihundert Mann beim Heer ein. In dieser Nacht versammelten sich die Infanteristen.
    »Es ist ein Glück, daß wir nicht bis Paris marschieren,« sagte Chicot, »wir würden dort mit hunderttausend Mann ankommen.«
    Am andern Morgen um acht Uhr war man vor Cahors, mit tausend Mann zu Fuß und zweitausend Pferden.
    Man fand die Stadt im Belagerungszustand; die äußersten Posten hatten Alarmzeichen gegeben, und Herr von Vesins hatte seine Vorsichtsmaßregeln getroffen.
    »Ah! ah!« sagte der König, dem Mornay diese Kunde mitteilte, »man ist uns zuvorgekommen, das ist ärgerlich.«
    »Wir werden eine regelmäßige Belagerung vornehmen müssen, Sire,« sagte Mornay; »wir erwarten noch ungefähr zweitausend Mann, und so viel brauchen wir wenigstens, um die Chancen ins Gleichgewicht zu stellen.«
    »Versammeln wir den Rat und beginnen wir die Laufgräben,« sagte Herr von Turenne.
    Chicot hörte dies alles mit erstaunter Miene.
    Das nachdenkliche und beinahe klägliche Aussehen des Königs von Navarra bestärkte ihn in dem Verdacht, Heinrich sei ein armseliger Kriegsmann, und diese

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