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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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getäuscht. Steigt rasch wieder hinauf und antwortet, während ich die Falltür schließe.«
    Die Dame gehorchte. Ein und derselbe Gedanke lebte so sehr in diesen beiden Körpern, daß es schwer gewesen wäre zu sagen, wer von beiden den andern beherrschte. Remy stieg hinter ihr hinauf, drückte an der Feder, und das Gewölbe schloß sich wieder.
    Diana fand Grandchamp an der Tür; durch das Geräusch aufgeweckt, war er hinabgegangen, um zu öffnen. Der Greis war nicht wenig erstaunt, als er die nahe bevorstehende Abreise seiner Gebieterin erfuhr, die sie ihm mitteilte, ohne ihm zu sagen, wohin sie ging.
    »Grandchamp, mein Freund,« sagte sie, »Remy und ich gehen, um eine Pilgerfahrt zu vollbringen, die wir längstgelobt; Ihr werdet mit Niemand von dieser Reise sprechen und meinen Namen keinem Menschen offenbaren.«
    »Oh! ich schwöre es Euch, gnädige Frau,« sagte der alte Diener; »aber man wird Euch doch wiedersehen?«
    »Gewiß, Grandchamp, gewiß; sieht man sich nicht immer wieder, wo nicht in dieser Welt, doch wenigstens in jener? Doch, Grandchamp, dieses Haus wird für uns unnütz.«
    Diana zog aus einem Schranke ein Bündel Papiere.
    »Hier sind die Urkunden, die das Eigentum begründen. Ihr werdet das Haus vermieten oder verkaufen. Habt Ihr in einem Monat weder einen Mietsmann noch einen Käufer gefunden, so verlaßt Ihr es einfach und lehrt nach Meridor zurück.«
    »Und wenn ich einen Käufer finde, gnädige Frau, um wieviel soll ich es verkaufen?« – »Macht den Preis, wie Ihr wollt.«
    »Dann bringe ich das Geld nach Meridor.« – »Ihr behaltet es für Euch, mein alter Diener.«
    »Wie, gnädige Frau, eine solche Summe!« – »Allerdings. Bin ich Euch das nicht für Eure guten Dienste schuldig, Grandchamp? Und dann, habe ich nicht außer meiner Schuld gegen Euch die meines Vaters zu bezahlen?« – »Doch ohne einen Vertrag, ohne eine Vollmacht kann ich nichts tun, gnädige Frau.«
    »Er hat recht,« sagte Remy.
    »Findet ein Mittel,« sagte Diana.
    »Nichts kann einfacher sein. Dieses Haus ist auf meinen Namen gekauft worden, ich verkaufe es an Grandchamp, der es auf diese Art, an wen er will, wiederverkaufen kann.«
    »Tut das!«
    Remy nahm eine Feder und schrieb unten an den Kaufvertrag den Wiederverkauf.
    »Nun lebt wohl,« sagte die Dame von Monsoreau zu Grandchamp, »laßt die Pferde vorführen, wahrend ich die Vorbereitungen beendige.«
    Diana ging wieder in ihr Zimmer hinaus, schnitt miteinem Dolche die Leinwand des Porträts aus, rollte es zusammen, hüllte es in ein Stück Seide und legte die Rolle in die Reiseliste.
    Der leere, gähnende Rahmen schien noch beredter als zuvor alle Schmerzen zu erzählen, die er gehört hatte.

Der Herzog von Anjou in Flandern.
    Achtzig Meilen nördlich von Paris schwebten der Lärm französischer Stimmen und die Lilienfahne über einem französischen Lager am Ufer der Schelde.
    Es war Nacht; in einem ungeheuern Kreis liefen regelmäßige Feuer an der breiten Scheibe um Antwerpen und spiegelten sich in dem tiefen Wasser.
    Die gewöhnliche Einsamkeit der Polder mit dem düsteren Grün belebte sich durch das Wiehern der französischen Pferde. Von den Wällen der Stadt herab sahen die Schildwachen im Feuer der Biwaks die Musketen der französischen Schildwachen wie einen flüchtigen, fernen Blitz glänzen, den die Breite des zwischen das Heer und die Stadt geworfenen Flusses ebenso harmlos machte, wie das Wetterleuchten an einem schönen Sommerabend.
    Dieses Heer war das des Herzogs von Anjou, der sich nach einigen glücklichen Erfolgen vor Antwerpen gelagert hatte, um diese Stadt zu bezwingen, die der Herzog von Alba, Requesens, Don Juan und der Herzog von Parma nach und nach unter ihr Joch gebeugt, ohne sie je zu erschöpfen, ohne sie einen Augenblick zur Sklavin zu machen.
    Antwerpen hatte den Herzog von Anjou gegen Alexander Farnese zu Hilfe gerufen; als der Herzog von Anjou seinerseits in Antwerpen einziehen wollte, drehte Antwerpen seine Kanonen gegen ihn.
    Das Lager des Herzogs von Anjou und Brabant war auf beiden Ufern der Scheide; trotz guter Mannszuchtherrschte aber in der Armee ein leichtbegreiflicher Geist der Unentschiedenheit.
    Es unterstützten in der Tat viele Kalvinisten den Herzog von Anjou, nicht aus Sympathie für ihn, sondern um Spanien und den Katholiken in Frankreich und England so unangenehm wie möglich zu sein; sie schlugen sich also mehr aus Eitelkeit als aus Überzeugung und aus Ergebenheit, und man fühlte wohl, daß sie nach

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