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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Beendigung des Feldzuges den Chef verlassen oder ihm Bedingungen auferlegen würden.
    Was übrigens diese Bedingungen betrifft, so ließ der Herzog glauben, wenn die Stunde gekommen wäre, würde er sie von selbst zugestehen. Sein Lieblingswort war: »Heinrich von Navarra ist wohl Katholik geworden, warum sollte Franz von Frankreich nicht Hugenott werden?«
    Auf der andern Seite bestanden dagegen entschiedene und einheitliche Grundsätze. Antwerpen hatte sich anfangs ergeben wollen, doch unter bestimmten Bedingungen und zu bestimmter Stunde; es behielt sich vor zu warten, stark durch seine Lage, durch den Mut und die Kriegserfahrenheit seiner Einwohner. Es wußte überdies, daß es, wenn es den Arm ausstreckte, außer dem Herzog von Guise, der beobachtend in Lothringen lag, Alexander Farnese in Luxemburg fand; warum sollte es nicht im Falle der Not die Hilfe Spaniens gegen Anjou annehmen, wie es die Hilfe Anjous gegen Spanien angenommen hatte... entschlossen, Spanien später wieder zurückzustoßen?
    Diese langweiligen Republikaner hatten die eherne Kraft des gefunden Verstandes für sich. Plötzlich sahen sie eine Flotte an der Mündung der Scheide erscheinen und erfuhren, diese Flotte komme mit dem Großadmiral von Frankreich, und dieser Großadmiral bringe ihrem Feinde Hilfe, denn, seitdem er Antwerpen belagerte, war der Herzog von Anjou natürlich der Feind der Antwerpner geworden.
    Als die Kalvinisten des Herzogs von Anjou die Flotte erblickten und von Joyeuses Ankunft erfuhren, wurden siefast so unwillig wie die Flamländer. Die Kalvinisten waren nämlich sehr eifersüchtig; sie gingen leicht über Geldfragen weg, liebten es aber nicht, daß man ihre Lorbeerkränze beschnitt, besonders nicht mit Schwertern, die dazu gedient hatten, in der Bartholomäusnacht so viele Hugenotten bluten zu lassen.
    Hieraus entwickelten sich viele Streitigkeiten, die am Abend von Joyeuses Ankunft begannen und am andern und am zweiten Tage fortgesetzt wurden.
    Von ihren Wällen herab hatten die Antwerpener jeden Tag das Schauspiel von zehn bis zwölf Duellen zwischen Katholiken und Hugenotten. Die Polder dienten als Schranken, und man warf in den Fluß mehr Tote, als die Franzosen ein Treffen im freien Felde gekostet hätte. Hätte die Belagerung von Antwerpen, wie die von Troja, neun Jahre gedauert, so würden die Belagerten zur Not nichts anderes zu tun gehabt haben, als den Belagerern zuzuschauen, denn diese hätten sich sicher selbst aufgerieben.
    Bei all diesen Streitigkeiten versah Franz das Geschäft eines Vermittlers, doch nicht ohne ungeheure Schwierigkeiten; man hätte sich gegen die französischen Hugenotten verbindlich gemacht; diese verletzen, hieß sich die moralische Unterstützung der flämischen Hugenotten entziehen, die in Antwerpen Hilfe leisten konnten.
    Den Katholiken schlimm begegnen, die vom König abgesandt waren, um sich in seinem Dienste töten zu lassen, war für den Herzog von Anjou eine nicht nur unpolitische, sondern auch gefährliche Sache. Die Ankunft dieser Verstärkung, auf die er selbst nicht rechnete, stürzte die Hoffnungen der Spanier nieder, und die Lothringer waren darüber außer sich vor Wut.
    Joyeuse fühlte sich sehr unbehaglich inmitten dieser Massen von so verschiedenartiger Denkungsart. Er fand auch im Ernste und sprach es laut aus, der Herzog von Anjou habe unrecht gehabt, Antwerpen zu belagern; der Prinz von Oranien, der ihm diesen hinterlistigen Rat gegeben,war seitdem verschwunden, und man wußte nicht, was aus ihm geworden; sein Heer lag in dieser Stadt in Garnison, und er hatte dem Herzog von Anjou die Unterstützung dieses Heeres versprochen: doch man vernahm durchaus nichts davon, daß eine Spaltung zwischen den Soldaten und den Antwerpenern stattfinde, und es hatte von keinem einzigen Duell zwischen den Belagerten verlautet.
    Während unter seinen Kapitänen Rat gepflogen wurde, saß oder lag vielmehr der Herzog auf einem langen Lehnstuhle, der zur Not als Ruhebett dienen konnte, und hörte nicht auf die Ansichten des Großadmirals von Frankreich, der von der Belagerung abriet, sondern aus das Geflüster, seines Lautenspielers Aurilly.
    Durch seine Gefälligkeiten, seine niedrigen Schmeicheleien und sein beständiges Anschmiegen hatte Aurilly die Gunst des Prinzen gefesselt; nie hatte er ihm gedient, wie es die andern Freunde getan, indem sie sich dem König oder sonstigen mächtigen Personen entgegengestellt, und so war es ihm gelungen, die Klippe zu vermeiden, an der La Mole

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