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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Admiralsgaleere nicht gerechnet, Herr von Joyeuse?« – »Ja, Hoheit.«
    »Ihr brecht die Linie, und das wird leicht sein, da die Antwerpener nur Handelsschiffe im Hafen haben; dann legt Ihr vor dem Kai an. Wird der Kai verteidigt, so beschießt Ihr die Stadt und versucht zugleich eine Landung von fünfzehnhundert Mann.
    »Aus dem Rest der Armee mache ich zwei Säulen, die eine kommandiert der Herr Graf von Saint-Aignan, die andere ich selbst. Beide werden mit Sturmleitern vorgehen, sobald die ersten Kanonen donnern.
    »Die Kavallerie bleibt in Reserve, um den Rückzug zu decken.
    »Von diesen drei Angriffen wird sicher einer gelingen. Das erste Korps, das sich auf dem Walle festgestellt hat, brennt eine Rakete ab, um die anderen an sich zu ziehen.«
    »Doch man muß alles vorhersehen, Monseigneur,« sagte Joyeuse. »Nehmen wir an, was Ihr nicht für annehmbar haltet, daß jeder von den drei Angriffen zurückgeschlagen wird.«
    »Dann erreichen wir die Schiffe unter dem Feuer unserer Batterien, und wir breiten uns auf den Poldern aus, wo die Antwerpener nicht wagen werden uns aufzusuchen.«
    Man verbeugte sich zum Zeichen der Beistimmung.
    »Nun, meine Herren, hauptsächlich Stille,« sagte der Herzog. »Man wecke die schlafenden Truppen und schiffe sich in Ordnung ein; nicht ein Feuer, nicht ein Musketenschuß offenbare unsern Platz! Ihr werdet im Hafen sein, Admiral, ehe die Antwerpener Eure Abfahrt vermuten. Wir, die wir hinüberfahren und dem linken Ufer folgen, kommen zugleich mit Euch an.
    »Geht, meine Herren, und guten Mut! Das Glück, dasuns bis jetzt gefolgt ist, wird uns sicher über die Scheide begleiten.«
    Die Kapitäne verließen das Zelt des Prinzen und gaben ihre Befehle. Bald ließ der ganze menschliche Ameisenhaufen ein Gemurmel vernehmen; doch man konnte glauben, es wäre das des Windes, der in den riesigen Rohren und im dichten Grase der Polder spielte. Der Admiral hatte sich an Bord begeben.

Monseigneur.
    Die Antwerpener schauten indessen den feindlichen Vorkehrungen des Herzogs von Anjou nicht ruhig zu, und Joyeuse täuschte sich nicht, wenn er ihnen allen möglichen schlimmen Willen zuschrieb. Antwerpen war wie ein Bienenkorb, wenn der Abend kommt: ruhig, und verlassen außen, Gesumm und Bewegung im Innern.
    Die bewaffneten Flamländer patrouillierten in den Straßen, verrammelten ihre Häuser, verdoppelten die Ketten und schlossen Brüderschaft mit den Bataillonen des Prinzen von Oranien, von denen schon ein Teil in Antwerpen in Garnison lag, während ein anderer Teil in Gruppen zurückkehrte, die, sobald sie herein waren, sich in der Stadt zerstreuten.
    Als alles zu einem kräftigen Widerstand bereit war, kam der Prinz von Oranien an einem finsteren, mondlosen Abend, ohne alles Gepränge, aber mit der Ruhe und Entschiedenheit in die Stadt, die stets bei Ausführung seiner Entschlüsse, wenn diese einmal gefaßt waren, herrschten.
    Er stieg im Stadthause ab, wo seine Vertrauten alles zu seiner Aufnahme bereithielten.
    Hier empfing er alle Viertelsherren und Hauptleute der Stadt, ließ die besoldeten Truppen die Revue passieren und versammelte sodann die vornehmsten Offiziere um sich, um ihnen seine Pläne mitzuteilen.Unter seinen Plänen stand obenan, das Unternehmen des Herzogs von Anjou gegen die Stadt zu benützen, um mit ihm zu brechen. Der Herzog von Anjou tat, was der Schweigsame gewünscht hatte, und dieser sah zu seiner großen Freude den neuen Bewerber um die souveräne Gewalt im Lande sich wie die anderen zugrunde richten.
    An demselben Abend, an dem der Herzog von Anjou sich, wie wir gesehen, zum Angriff anschickte, hielt der Prinz von Oranien, der seit zwei Tagen in der Stadt war, eine Beratung mit dem Kommandanten des Platzes.
    Bei jedem Einwurf, den der Gouverneur gegen den Offensivplan des Herzogs von Oranien machte, schüttelte der Prinz den Kopf wie ein Mensch, der über eine solche Unsicherheit erstaunt ist.
    Doch bei jedem Kopfschütteln erwiderte der Kommandant des Platzes: »Prinz, Ihr wißt, daß es ausgemacht ist, daß Monseigneur kommen muß; erwarten wir ihn also.«
    Dieses magische Wort machte, daß der Schweigsame die Stirn faltete; doch während er die Stirn faltete und vor Ungeduld an den Nägeln kaute, wartete er. Dann heftete jeder seinen Blick auf eine Uhr mit schweren Schlägen und schien das Werk zu bitten, die Ankunft der so ungeduldig erwarteten Person zu beschleunigen.
    Es schlug neun Uhr; die Ungewißheit war zu wirklicher Angst geworden; einige Wachen

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