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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Gemahls; du weißt wohl, daß die letzten Valois die Tugend der Fruchtbarkeit nicht besitzen. Pest! das ist nicht wie bei den Bourbonen.«
    »Margot alkouchiert also tatsächlich?« – »Ganz vollständig.«
    »Wen denn?« – »Fräulein Fosseuse.«
    »Wahrhaftig, das begreife ich nicht.« – »Ich auch nicht, doch ich habe mich nicht vermessen, dir Licht in der Sache zu geben, ich wollte dir nur sagen, wie die Dinge stehen.«
    »Vielleicht hat sie nur, um ihre Person zu verteidigen, in diese Demütigung eingewilligt.« – »Sicher hat ein Kampf stattgefunden; doch sobald ein Kampf stattfand, war der eine oder der andere Teil der unterliegende; deine Schwester war minder stark als Heinrich, das ist es nur.«
    »In der Tat, das freut mich.« – »Schlechter Bruder.«
    »Sie müssen sich gegenseitig verwünschen?« – »Ich glaube, daß sie sich im Grunde nicht anbeten.«
    »Aber scheinbar?« – »Sind sie die besten Freunde der Welt.«
    »Ja; doch an einem schönen Morgen wird sie eine neue Liebe völlig entzweien.« – »Diese neue Liebe ist gekommen, Heinrich.«
    »Bah!« – »Bei meiner Ehre; doch soll ich dir sagen, was ich fürchte?«
    »Sprich!« – »Ich befürchte, diese neue Liebe wird sie versöhnen, statt sie zu entzweien.«
    Und löffelweise, halb im Scherz und halb im Ernstsprechend, flößte Chicot seinem König die bittere Wahrheit ein, daß sein Schwager Heinrich die vorenthaltene Mitgift in Gestalt der Stadt Cahors durch siegreichen Sturm sich selbst geholt habe.
    »Gottes Tod!« rief Heinrich wütend, »meine Stadt! er hat meine Stadt genommen!«
    »Verdammt! Du begreifst, Henriquet, du wolltest sie ihm nicht geben, nachdem du sie ihm versprochen, und er mußte sich entschließen, sie zu nehmen. Doch halt, hier ist ein Brief, den er mich beauftragt hat, dir eigenhändig zu übergeben.«
    Hierbei zog Chicot einen Brief aus seiner Tasche und übergab ihn dem König. Es war der von Heinrich nach der Einnahme von Cahors geschriebene Brief.

Heinrich erhält Kunde aus dem Norden.
    Ganz außer sich, vermochte der König kaum den Brief zu lesen, den ihm Chicot gegeben hatte.
    Während er das Lateinische des Bearners mit Zuckungen der Ungeduld, die den Boden zittern ließen, entzifferte, bewunderte Chicot vor einem großen, venezianischen Spiegel seine Haltung und den unendlichen Liebreiz, den seine Person unter dem militärischen Kleide angenommen hatte.
    Unendlich war das rechte Wort, denn Chicot hatte nie so großartig ausgesehen; auf seinem etwas kahlen Haupte saß eine kegelförmige Pickelhaube nach der Art der deutschen Sturmhauben; und er war im Augenblick damit beschäftigt, daß er seinen, durch die Reibung der Waffen befleckten, büffelledernen Koller, den er, um zu frühstücken, abgelegt hatte, wieder befestigte; während er darauf seinen Panzer zuschnallte, ließ er überdies auf dem Boden Sporen klirren, die mehr geeignet waren, einem Pferde den Bauch aufzuschlitzen, als es anzutreiben.»Oh! ich bin verraten!« rief Heinrich, als er zu Ende gelesen hatte, »der Bearner hatte einen Plan, und ich ahnte nichts davon.«
    »Mein Sohn,« erwiderte Chicot, »du kennst das Sprichwort: Stille Wasser sind tief.«
    »Geh zum Teufel mit deinen Sprichwörtern!«
    Chicot ging auf die Tür zu, als wollte er gehorchen.
    »Nein, bleibe!«
    Chicot blieb stehen.
    »Cahors genommen!« fuhr Heinrich fort. – »Und zwar auf eine ganz artige Weise.«
    »Er hat also Generäle, Ingenieure?« – »Keineswegs, der Bearner ist zu arm hierzu; wie sollte er sie bezahlen? Nein, er tut alles selbst.«
    »Und ... er schlägt sich?« sagte Heinrich mit einer gewissen Verachtung. – »Ich wage nicht zu behaupten, daß er es von vornherein mit großer Begeisterung getan hat, aber dann stürzte er sich köpflings in das Treffen und schwamm im geschmolzenen Blei und im Feuer wie ein Salamander.«
    »Teufel, Teufel!« machte Heinrich. – »Und ich versichere dir, Heinrich, es wurde dort warm gestritten.«
    Der König stand hastig auf und ging mit großen Schritten im Saal auf und ab.
    »Das ist eine Niederlage für mich!« rief er; »man wird über mich lachen, man wird Verse über mich machen. Diese Spitzbuben von Gaskognern sind Spottvögel, und ich höre schon, wie sie ihre Zähne wetzen, und sehe sie zu den furchtbaren Melodien ihrer Sackpfeifen lächeln. Gottes Tod! zum Glück habe ich den Gedanken gehabt, Franz die so dringend verlangte Hilfe zu schicken; Antwerpen wird mich für Cahors entschädigen, der Norden

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