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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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verbietet; alle Ausflüchte, die ein Mann von Ehre in einem solchen Falle anwendet, sind Todsünden; ich verzichte also darauf, vor dem Ziele zu sterben, das Gott meinem Leben gesteckt hat; doch die Welt stößt mich ab, und ich werde sie verlassen.«
    »Mein Freund!« rief der König.
    Chicot schlug die Augen auf und schaute voll Teilnahme den schönen, mutigen, reichen, jungen Mann an, der so verzweifelt redete.
    »Sire,« fuhr der Graf mit dem Ausdruck der Entschlossenheit fort; »alles, was mir seit einiger Zeit begegnet, bestärkt mich in diesem meinen Verlangen; ich will mich in die Arme Gottes werfen, der der höchste Tröster der Betrübten ist, wie er zugleich der unumschränkte Herr der Glücklichen dieser Erde ist; habt also die Gnade, Sire, mir die Mittel zu erleichtern, alsbald in einen geistlichen Orden einzutreten, denn mein Herz ist, wie der Prophet sagt, traurig wie der Tod.«
    Chicot, der Spötter, unterbrach einen Augenblick die stete Gymnastik seiner Arme und seiner Gesichtsmuskeln, umauf diesen majestätischen Schmerz zu horchen, der so edel, so aufrichtig aus der sanftesten, überzeugendsten Stimme sprach, die Gott je der Jugend und der Schönheit gegeben.
    Sein glänzendes Auge erlosch im Schein des trostlosen Blickes des Jünglings, sein ganzer Körper sank voll Mitgefühl mit dieser Entmutigung zusammen, die jede Fiber im Körper des Grafen nicht abgespannt, sondern durchschnitten zu haben schien.
    Auch der König fühlte, wie sein Herz beim Anhören dieses schmerzlichen Gesuches schmolz, und er sagte: »Ah! ich verstehe, Freund, du willst in einen geistlichen Orden eintreten, doch du fühlst dich noch Mensch und fürchtest dich vor den Prüfungen?« – »Ich fürchte nicht die strengen Proben, Sire, sondern die Zeit, die sie der Unentschlossenheit lassen; nein, nein, nicht um die Prüfungen zu mildern, die man mir auferlegen wird, denn ich gedenke meinem Körper nichts von den physischen Leiden, meinem Geist nichts von den moralischen Entbehrungen zu schenken, sondern um dem einen oder dem andern jeden Vorwand, zur Vergangenheit zurückzukehren, zu benehmen» mit einem Wort, um aus der Erde jenes Gitter hervorspringen zu lassen, das mich für immer von der Welt trennen soll, und das nach den gewöhnlichen kirchlichen Regeln langsam wächst wie eine Dornhecke.«
    »Armer Junge,« sagte der König, »ich glaube, er wird ein guter Prediger werden, nicht wahr, Chicot?«
    Chicot antwortete nicht. Du Bouchage fuhr fort: »Ihr begreift, Sire, daß sich in meiner Familie selbst der Kampf entspinnen wird; daß ich bei meinen nächsten Verwandten den heftigsten Widerstand finden werde; mein Bruder, der Kardinal, der zugleich so gut und so weltlich ist, wird tausend Gründe suchen, um mich von meinem Willen abzubringen, und wenn es ihm nicht gelingt, mich zu überreden, wie ich dessen sicher bin, so wird er mit Rom kommen, das Fristen zwischen jeden Grad der Orden stellt, und hier ist Eure Majestät allmächtig, hier werde ich die Kraft desArmes erkennen, den Eure Majestät über meinem Haupte auszustrecken die Gnade hat. Ihr habt mich gefragt, was ich wünsche, Sire; Ihr habt mir versprochen, meinem Wunsche zu entsprechen; mein Wunsch, wie Ihr seht, ist ganz in Gott; erlangt von Rom, daß ich vom Noviziat entbunden werde.«
    Der König erhob sich lächelnd aus seiner Träumerei, nahm den Grafen bei der Hand und sagte: »Ich werde tun, was du von mir verlangst, mein Sohn, du willst Gott gehören, und du hast recht, er ist ein besserer Herr als ich. Du sollst nach deinen Wünschen ordiniert werden, lieber Graf, ich verspreche es dir.« – »Eure Majestät erfüllt mich mit Freude!« rief der junge Mann und küßte Heinrich die Hand mit einem Entzücken, als ob er zum Herzog, zum Pair oder zum Marschall von Frankreich ernannt worden wäre. »Es ist also abgemacht.«
    »Bei meinem Königswort, bei meiner adligen Ehre.«
    Du Bouchages Antlitz verklärte sich; etwas wie ein Lächeln der Verzückung zog über seine Lippen hin; er verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem König und verschwand.
    »Das ist ein glücklicher, ein sehr glücklicher junger Mann!« rief Heinrich.
    »Gut!« versetzte Chicot, »mir scheint, du hast ihn um nichts zu beneiden, er ist nicht kläglicher als du, Sire.«
    »Aber, begreifst du denn, Chicot, er wird Mönch werden, er wird sich dem Himmel ergeben.«
    »Ei! wer zum Teufel hindert dich denn, dasselbe zu tun? Er verlangt vergeblich Dispense von seinem Bruder, dem Kardinal; doch

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