Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
wird die Fehler des Südens tilgen.«
    »Amen,« sagte Chicot, indem er zart, um seinen Nachtisch zu vollenden, die Finger in die Konfektbüchsen und Kompottschalen des Königs tauchte.In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der Huissier meldete: »Der Herr Graf du Bouchage!«
    »Oh!« rief Heinrich, »ich sagte es dir, Chicot, hier erhalte ich Nachricht. Tretet ein, Graf, tretet ein.«
    Der Huissier hob den Vorhang auf, und man sah im Rahmen der Tür den jungen Mann, einem Porträt von Holbein oder Titian ähnlich, erscheinen. Er schritt langsam vor und beugte das Knie mitten auf dem Teppich des Zimmers.
    »Immer bleich,« rief der König, »immer traurig. Höre, mein Freund, nimm für einen Augenblick dein Festgesicht an und sage mir nicht Gutes mit einer schlimmen Miene; sprich geschwind, du Bouchage, denn mich dürstet nach deiner Erzählung. Du kommst von Flandern?« – »Ja, Sire.«
    »Und rasch, wie ich sehe.« – »Sire, so schnell, wie es ein Mensch auf Erden zu tun vermag.«
    »Sei willkommen. Antwerpen, wie steht es mit Antwerpen?« – »Antwerpen gehört dem Prinzen von Oranien, Sire.«
    »Dem Prinzen von Oranien, was soll das heißen? Marschierte mein Bruder nicht nach Antwerpen?« – »Ja, Sire, doch nun marschiert er nicht mehr nach Antwerpen, sondern nach Chateau-Thierry.«
    »Er hat das Heer verlassen?« »Er hat kein Heer mehr, Sire.«
    »Oh!« machte der König, auf seinen Knien wankend und in seinen Lehnstuhl zurückfallend; »aber Joyeuse?« – »Sire, mein Bruder hat, nachdem er mit seinen Seeleuten Wunder der Tapferkeit verrichtet, nachdem er den ganzen Rückzug gehalten, die wenigen Leute, die dem Unglück entkamen, gesammelt und mit ihnen ein Geleit für den Herrn Herzog von Anjou gebildet.«
    »Eine Niederlage,« murmelte der König. Doch plötzlich rief er, mit einem seltsamen Blitz im Auge: »Die Flamländersind also für meinen Bruder verloren?« – »Durchaus, Sire.«
    »Ohne Wiederkehr?« – »Ich fürchte es.«
    Die Stirn des Fürsten klärte sich allmählich wie unter dem Lichte eines inneren Gedankens auf.
    »Der arme Franz,« sagte er lachend, »er hat Unglück mit den Kronen. Er hat die von Navarra verfehlt; er hat die Hand nach der von England ausgestreckt; er hat die von Flandern berührt; wetten wir, du Bouchage, daß er nie regieren wird, der arme Bruder, er, der doch so große Lust danach trägt.«
    »Ei, mein Gott! es ist immer so, wenn man nach etwas Lust hat!« sagte Chicot mit feierlichem Tone.
    »Und wieviel Gefangene?« – »Ungefähr zweitausend.«
    »Wieviel Tote?« – »Wenigstens ebensoviel. Herr von Saint-Aignan ist darunter.«
    »Wie! er ist tot, der arme Saint-Aignan?« – »Ertrunken.«
    »Ertrunken! Ihr habt euch also in die Schelde gestürzt?« – »Nein, die Schelde hat sich auf uns gestürzt.«
    Der Graf gab nun dem König eine genaue Erzählung von der Schlacht und der Überschwemmung. Heinrich hörte ihn von Anfang bis Ende mit einer Haltung, einem Stillschweigen und einer Miene an, denen es nicht an Majestät gebrach.
    Dann kniete er vor seinem Betpult im Nebenzimmer nieder, verrichtete sein Gebet und kehrte einen Augenblick nachher mit einem vollkommen erheiterten Gesicht zurück.
    »Ich hoffe, ich nehme die Dinge wie ein König hin,« sagte er. »Ein vom Herrn unterstützter König ist wirklich kein Mensch mehr. Auf, Graf, ahme mir nach, und da dein Bruder gerettet ist, wie, Gott sei Dank, der meinige, nun, so wollen wir uns fassen!« – »Ich bin zu Euren Befehlen, Sire.«
    »Was verlangst du als Lohn für deine Dienste, duBouchage?« – »Sire,« erwiderte der junge Mann, den Kopf schüttelnd, »ich habe keinen Dienst geleistet.«
    »Ich bezweifle es; aber jedenfalls hat dein Bruder Dienste geleistet.« – »Ungeheure, Sire.«
    »Er hat die Armee gerettet, sagst du, oder vielmehr die Trümmer der Armee?« – »Bei dem, was davon übrig ist, findet sich kein Mann, der nicht sagen wird, er verdanke meinem Bruder das Leben.«
    »Nun, du Bouchage, es ist mein Wille, meine Wohltat auf euch beide auszudehnen, und ich ahme hierin dem Allmächtigen nach, der euch so sichtbar begünstigt, indem er euch beide gleich, das heißt, reich, tapfer und schön gemacht hat. Sprich, du Bouchage, was willst du, was verlangst du?« – »Da Eure Majestät mir die Ehre erweist, so liebevoll zu mir zu reden, so wage ich es, ihr Wohlwollen zu benutzen. Ich bin des Lebens müde, Sire, und dennoch widerstrebt es mir, mein Leben abzukürzen, da es Gott

Weitere Kostenlose Bücher