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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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ich kenne einen Kardinal, der dir alle notwendigen Dispense gibt; dieser steht noch besser mit Rom als du; du kennst ihn nicht? Es ist der Kardinal von Guise.«
    »Chicot!«
    »Und wenn dich die Tonsur beunruhigt, nun, die schönste Schere der Rue de la Coutellerie, eine goldene Schere, meiner Treu, und die schönsten Hände der Weltwerden dir dieses kostbare Symbol geben, das dann die Zahl der Kronen, die du getragen hast, auf drei bringen wird.«
    »Schöne Hände, sagst du?« – »Nun! willst du etwa Übles von den Händen der Frau Herzogin von Montpensier sagen, nachdem du so von ihren Schultern gesprochen hast? Welch ein König bist du, und wie streng zeigst du dich in Beziehung auf deine Untertaninnen.«
    Der König faltete die Stirn und fuhr über seine Schläfe mit einer Hand hin, die so weiß war, wie die, von denen man sprach, aber sicher mehr zitterte.
    »Gut, gut,« sagte Chicot, »lassen wir dies, denn ich sehe, daß dich dieses Gespräch langweilt, und kehren wir zu den Dingen zurück, die mich persönlich interessieren.«
    Chicot vollendete eben diese Worte, als der Huissier Nambu von der Türschwelle aus rief: »Ein Bote des Herrn Herzogs von Guise für Seine Majestät.«
    »Ist es ein Kurier oder ein Edelmann?« fragte der König. – »Es ist ein Kapitän, Sire.«
    »Laßt ihn eintreten, er sei willkommen.«
    Zu gleicher Zeit trat ein Gendarmenkapitän in der Felduniform ein und machte die gewöhnliche Verbeugung.

Die zwei Gevattern.
    Chicot hatte sich bei dieser Ankündigung wieder gesetzt; er wandte seiner Gewohnheit gemäß unverschämterweise den Rücken der Tür zu, und sein halb verschleierter Blick versenkte sich in eine innere Betrachtung, die bei ihm so häufig stattfand, als die ersten Worte, die der Bote der Herren von Guise sprach, ihn beben ließen.
    Demzufolge öffnete er die Augen wieder. Zum Glück oder zum Unglück schenkte der König, nur mit dem Ankömmling beschäftigt, dieser bei Chicot stets vielsagenden Gebärde keine Aufmerksamkeit.Der Bote stand zehn Schritte von dem Lehnstuhle, in den Chicot sich duckte, und da das Profil kaum über den Stuhl hervorragte, so sah Chicots Auge den Boten gänzlich, während der Bote nur Chicots Auge sehen konnte.
    »Ihr kommt von Lothringen?« fragte der König den Boten, dessen Wuchs ziemlich edel, und dessen Miene ziemlich kriegerisch war.
    »Nein, Sire, von Soissons, wo mir der Herr Herzog, der diese Stadt seit einem Monat nicht verlassen hat, den Brief übergab, den ich zu den Füßen Eurer Majestät niederzulegen die Ehre habe.«
    Chicots Auge funkelte und verlor keine Gebärde des Ankömmlings, wie seinen Ohren keines seiner Worte entging.
    Der Bote öffnete seinen mit silbernen Spangen geschlossenen Koller und zog aus einer mit Seide gefütterten ledernen Tasche, die an seinem Herzen ruhte, nicht einen, sondern zwei Briefe hervor, denn der eine zog den andern nach, an den er sich durch das Wachs seines Siegels angehängt hatte; als daher der Kapitän nur einen ziehen wollte, fiel der zweite auf den Boden.
    Chicots Auge folgte diesem Briefe im Flug, wie das Auge der Katze dem Vogel. Er sah auch, wie sich bei dem unerwarteten Fall dieses Briefes eine Röte auf den Wangen des Boten verbreitete, und wie er in Verlegenheit geriet, um den ersten dem König zu geben und den andern aufzuheben.
    Doch Heinrich sah nichts. Heinrich, ein Muster des Vertrauens, merkte nichts. Er öffnete nur den Brief, den man ihm bot, und las ihn.
    Als der Bote den König in das Lesen vertieft sah, vertiefte er sich in die Betrachtung des Königs, auf dessen Gesicht er den Wiederschein aller Gedanken, die der interessante Inhalt in seinem Geiste hervorrufen konnte, zu suchen schien.
    »Ah! Meister Borromée! Meister Borromée!« murmelte Chicot, während er mit den Augen jeder Bewegungdes Getreuen des Herrn von Guise folgte. »Ah! du bist Kapitän und gibst dem König nur einen Brief, während du zwei in deiner Tasche hast; warte, mein Kind, warte.«
    »Es ist gut! es ist gut!« sagte der König, indem er jede Zeile des Briefes des Herrn von Guise mit sichtbarer Zufriedenheit zum zweiten Male las, »geht, Kapitän, geht und sagt dem Herzog, ich sei ihm dankbar für sein Anerbieten.«
    »Eure Majestät beehrt mich nicht mit einer geschriebenen Antwort?« fragte der Bote.
    »Nein, ich werde ihn in einem Monat oder in sechs Wochen sehen und ihm folglich selbst danken, geht.«
    Der Kapitän verbeugte sich und verließ das Gemach.
    »Nu siehst wohl, Chicot,« sagte

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