Die Fünfundvierzig
antwortete sie, »ich wäre meinem Sohn allein entgegengegangen, doch da Eure Majestät sich mit diesem Vorhaben guter Gesinnung zu verbinden die Gnade hat, so wird diese Reise ein Vergnügen sein.«
»Ihr kommt mit uns, meine Herren,« sagte der König zu den Höflingen; »wir reisen morgen ab, und ich halte in Meaux Nachtlager.«
»Sire, ich werde also Monseigneur diese gute Kunde überbringen?«
»Nein! Ihr sollt mich nicht so bald verlassen, Herr Admiral, nein! Ich begreife, daß ein Joyeuse von meinem Bruder geliebt und zurückgewünscht wird, aber wir haben zwei, Gott sei Dank! ... du Vouchage, Ihr werdet nach Chateau-Thierry abreisen, wenn es Euch beliebt.«
»Sire,« fragte Henri, »wird es mir gestattet sein, nach Paris zurückzukehren, nachdem ich die Ankunft EurerMajestät Monseigneur dem Herzog von Anjou gemeldet habe?«
»Das könnt Ihr halten, wie Ihr wollt,« antwortete der König.
Henri verbeugte sich und wandte sich der Tür zu. Zum Glück folgte ihm Joyeuse mit den Augen.
»Ihr erlaubt, Sire, daß ich ein Wort zu meinem Bruder sage?« fragte er.
»Tut es. Doch was gibt es?« fragte der König leise.
»Er wird eilen, was die Pferde laufen können, um den Auftrag zu befolgen, und ebenso eilen, um zurückzukehren, was wider meine Pläne, Sire, und wider die des Herrn Kardinals, unseres Bruders, ist.«
»Geh also, geh und besänftige mir diesen wütenden Verliebten.«
Anne lief seinem Bruder nach und holte ihn in den Vorzimmern ein.
»Nun,« sagte Joyeuse, »Ihr reist mit großer Eile ab, Henri?« – »Ja wohl, mein Bruder.«
»Weil Ihr schnell zurückkommen wollt?« – »Das ist wahr.«
»Ihr gedenkt also nicht, eine Zeitlang in Chateau-Thierry zu verweilen?« – »So kurz wie möglich.«
»Warum?« – »Wo man sich vergnügt, mein Bruder, ist nicht mein Platz.«
»Im Gegenteil, Henri, weil der Herr Herzog von Anjou dem Hofe Feste geben wird, solltet Ihr in Chateau-Thierry bleiben.« – »Es ist mir unmöglich, mein Bruder.«
»Wegen Eures Wunsches, Euch zurückzuziehen, wegen Eurer Klosterpläne?« – »Ja, mein Bruder.«
»Ihr habt vom König eine Dispensation verlangt.« – »Wer hat Euch das gesagt?«
»Ich weiß es.« – »Es ist wahr, ich habe dies getan.«
»Ihr werdet sie nicht erhalten.« – »Warum, mein Bruder?«»Weil es nicht im Interesse des Königs liegt, sich eines Dieners, wie Ihr seid, zu berauben.« – »Dann wird mein Bruder, der Kardinal, tun, was Seine Majestät nicht tun will.«
»Dies alles um einer Frau willen?« – »Anne, ich bitte Euch, dringt nicht weiter in mich.«
»Ah! seid unbesorgt, ich werde nicht wieder anfangen; doch kommen wir zum Ziele ... Ihr reist nach Chateau-Thierry ab; wohl! doch statt so hastig zurückzukehren, wie Ihr wolltet, wünschte ich, daß Ihr mich in meiner Wohnung erwartetet; wir haben einander seit langer Zeit nicht mehr gesehen, und Ihr begreift, daß es für mich ein Bedürfnis ist, mit Euch zusammen zu sein.« – »Bruder, Ihr geht nach Chateau-Thierry, um Euch zu belustigen. Wenn ich aber in Chateau-Thierry bleibe, werde ich all Euer Vergnügen vergiften.«
»Oh! nein, nein, ich widerstehe, denn ich habe ein glückliches Temperament, das imstande ist, in Eure Melancholie Breschen zu schießen.« – »Mein Bruder ...«
»Erlaubt mir, Graf,« sagte der Admiral mit gebietendem Tone, »ich vertrete hier unsern Vater und schärfe Euch ein, mich in Chateau-Thierry zu erwarten; Ihr findet dort meine Wohnung, die auch die Eurige sein wird. Sie ist im Erdgeschosse und geht auf den Park.« – »Wenn Ihr befehlt, Bruder,« sagte Henri ergeben.
»Nennt es, wie Ihr wollt, Wunsch oder Befehl, doch erwartet mich.« – »Ich werde gehorchen, Bruder.«
»Und ich bin überzeugt, daß Ihr mir deshalb nicht grollen werdet,« fügte Joyeuse hinzu und schloß seinen Bruder in seine Arme.
Dieser entwand sich etwas erbittert der brüderlichen Umarmung, verlangte seine Pferde und reiste sogleich nach Chateau-Thierry ab. Er eilte mit dem Zorne eines aufgebrachten Menschen, das heißt, er verschlang gleichsam den Raum.
An demselben Abend ritt er vor Einbruch der Nachtden Hügel hinan, auf dem Chateau-Thierry, die Marne zu seinen Füßen, liegt. Sein Name öffnete ihm die, Pforten des Schlosses, das der Prinz bewohnte. Doch er brauchte mehr als eine Stunde, um eine Audienz zu erhalten. Der Prinz, sagten die einen, sei in seinen Gemächern; er schlafe, sagten die andern; er mache Musik, vermutete der Kammerdiener. Noch keiner von
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