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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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übertönen zu lassen.
    Das Erstaunen Chicots war nicht gering, als er die Sänfte vor dem Gasthaus zum Kühnen Ritter anhalten sah. Beinahe in demselben Augenblick öffnete sich die Tür, wie wenn jemand gewacht hätte.
    Immer noch verschleiert, stieg die Dame aus, trat ein und ging in das Türmchen hinauf, dessen Fenster im ersten Stock beleuchtet waren. Der Mann ging hinter ihr hinauf.
    Beiden voran schritt Frau Fournichon, eine Kerze in der Hand haltend.
    »Das ist mir offenbar durchaus unbegreiflich,« sagte Chicot, indem er seine Arme über der Brust kreuzte.

Wie Chicot in dem Briefe des Herzogs von Guise klarzusehen anfing.
    Chicot glaubte wohl irgendwo die Gestalt dieses so gefälligen Kavaliers gesehen zu haben, vermochte sich aber der Persönlichkeit nicht genau zu erinnern. Während er aber noch, im Schatten verborgen, die Augen auf das beleuchtete Fenster geheftet, sich fragte, was dieser Mann und diese Frau jetzt unter vier Augen im Kühnen Ritter machten, sah unser würdiger Gaskogner, wie sich die Tür des Wirtshauses öffnete, und in dem Lichtstreifen, der aus der Öffnung hervordrang, etwas wie der schwarze Umriß eines Mönchleins erschien.
    Dieser Umriß hielt einen Augenblick an, um nach demselben Fenster zu schauen, nach dem Chicot schaute.
    »Oho!« murmelte er, »das scheint mir ein Jakobinerrock zu sein; läßt Meister Gorenflot in der Zucht nach, daß er seine Schafe zu einer solchen Stunde der Nacht und in einer solchen Entfernung von der Priorei umherschweifen läßt?«
    Chicot folgte mit den Augen dem Jakobiner, während er die Rue des Augustins hinabging, und ein besonderer Instinkt sagte ihm, er würde in dem Mönch den Schlüssel zu dem Rätsel finden, den er bis jetzt vergebens gesucht hatte.
    Wie Chicot die Gestalt des Kavaliers bekannt vorkam, so auch die des Mönchleins.
    »Ich will verdammt sein,« sagte er, »wenn dieses Mönchsgewand nicht dem kleinen Ungläubigen angehört, den man mir als Reisegefährten geben wollte, und der mit der Büchse und dem Rapier so gut umzugehen weiß.«
    Um seiner Sache gewiß zu werden, verlängerte Chicot seine an sich schon langen Schritte. Bald hatte er auch den sich beständig sehnsüchtig nach den erhellten Fenstern umschauenden Mönch eingeholt und sah nun, daß er sich nicht getäuscht hatte.
    »Holla! kleiner Bursche,« sagte er; »holla, mein kleiner Jacques; holla, mein kleiner Clement. Halt!«
    Dieses letzte Wort sprach er so militärisch scharf, daß der Mönch bebte.
    »Wer ruft mich?« fragte er mit einem heftigen und mehr herausfordernden als wohlwollenden Ton.
    »Ich!« erwiderte Chicot, indem er sich vor dem Jakobiner hoch aufrichtete; »ich, erkennst du mich nicht, mein Sohn?« – »Ah! Herr Robert Briquet,« rief das Mönchlein.
    »Ich selbst. Kleiner. Und wohin gehst du so spät, liebes Kind?« – »In die Priorei, Herr Briquet.«
    »Gut; doch woher kommst du?« – »Ich?«
    »Allerdings, kleiner Nachtschwärmer.« – Zitternd erwiderte der junge Mensch: »Ich weiß nicht, was Ihr da sagt, Herr Briquet; ich bin im Gegenteil in einem wichtigen Auftrag von Dom Modeste abgeschickt, und er selbst wird Euch dies bezeugen, wenn es nötig ist ...«
    »Ruhig, ruhig, mein kleiner Heiliger; wir fangen Feuer wie eine Lunte, wie es scheint.« – »Ist kein Grund dazu vorhanden, wenn man sich nennen hört, wie Ihr mich nennt?«
    »Ah! siehst du, wenn ein Gewand wie das deinige zu einer solchen Stunde aus einer Schenke herauskommt ...« – »Ich, aus einer Schenke!«
    »Ei! gewiß, ist das Haus, aus dem du kommst, nicht das zum Kühnen Ritter? Ah! du siehst wohl, daß ich dich ertappe.« – »Ihr habt recht,« erwiderte Clement; »doch ich kam nicht aus einer Schenke.«
    »Wie, ist das Wirtshaus zum Kühnen Ritter keine Schenke?« – »Eine Schenke ist ein Haus, wo man trinkt, und da ich in diesem Hause nichts getrunken habe, so ist dieses Haus für mich keine Schenke.«
    »Teufel! die Unterscheidung ist fein, und wenn mich nicht alles täuscht, wirst du eines Tages ein gewaltiger Theologe; doch wenn du nicht in dieses Haus gingst, umzu trinken, warum gingst du denn dahin?« – Clement antwortete nicht, und Chicot konnte auf seinem Gesichte trotz der Dunkelheit den festen Willen lesen, nicht ein einziges Wort mehr zu sagen.
    Nachdem Chicot vergeblich auf verschiedene Weise versucht hatte, den Kleinen zum Sprechen zu bringen, beschloß er, es mit der Ungerechtigkeit zu versuchen, die bei Frauen, Kindern und abhängigen Naturen

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