Die Fünfundvierzig
erzählen, was er selbst erzählt hatte, nur diesmal mit Einzelheiten, die er nicht wissen konnte.
Dann, als er nichts mehr von ihm erfahren konnte, rief er:»Vorwärts, vorwärts, Kleiner, denn man erwartet dich voll Ungeduld in der Priorei.« – »Es ist wahr: ich danke, Herr Briquet, daß Ihr mich daran erinnert.«
Und das Mönchlein verschwand, eiligst davonlaufend.
Mit großen Schritten kehrte Chicot nach seinem Hause zurück. Die Sänfte, die Träger und das Pferd waren immer noch vor der Tür des Kühnen Ritters . Geräuschlos erreichte er seine Rinne. Er sah das dem seinigen gegenüberliegende Haus noch beleuchtet. Denn von nun an hatte er nur noch Blicke für dieses Haus.
Er sah anfangs durch den Spalt eines Vorhangs Ernauton hin und her gehen, der voll Ungeduld zu warten schien. Dann sah er die Sänfte zurückkehren, Mayneville wegreiten und endlich die Herzogin in das Zimmer treten, wo Ernauton mehr zitterte als atmete.
Ernauton kniete vor der Herzogin nieder, die ihm ihre weiße Hand zu küssen gab. Dann hob die Herzogin den jungen Mann auf und ließ ihn sich gegenüber an eine zierlich bestellte Tafel sitzen.
»Das ist sonderbar,« sagte Chicot, »das fing wie eine Verschwörung an und endigt wie eine Liebesgeschichte.«
»Ja,« fuhr Chicot fort, »doch wer betreibt diese Liebesgeschichte? Frau von Montpensier.«
Dann sich durch ein neues Licht erleuchtend, murmelte er: »Hoho! Liebe Schwester, ich billige Euren Plan in Beziehung auf die Fünfundvierzig, nur erlaubt mir, Euch zu sagen, daß Ihr diesen Burschen viel Ehre erweist.«
»Alle Wetter!« rief Chicot, »ich komme auf meinen ersten Gedanken zurück; es ist keine Liebe, es ist eine Verschwörung. Die Herzogin von Montpensier liebt Herrn Ernauton von Carmainges; überwachen wir die Liebschaft der Frau Herzogin.«
Chicot wachte bis um halb acht Uhr; zu welcher Stunde Ernauton, den Mantel auf der Nase; weglief,während die Herzogin von Montpensier wieder in ihre Sänfte stieg.
»Was ist nun,« murmelte Chicot, indem er seine Treppe hinabging, »was ist nun die Chance eines Todes, welcher den Herzog von Guise von dem mutmaßlichen Thronerben befreien soll? Wer sind die Leute, die man für tot hielt, und die noch leben?
»Alle Wetter! ich könnte wohl auf der Spur sein.«
Nachricht von Aurilly.
Am andern Tage arbeitete der König im Louvre mit dem Oberintendanten der Finanzen, als man ihm meldete, Herr von Joyeuse der Ältere sei von Chateau-Thierry angekommen und erwarte ihn mit einer Botschaft vom Herzog von Anjou im großen Audienzzimmer.
Der König verließ hastig den Intendanten und lief zu seinem teuren Freunde.
Viele Offiziere und Höflinge waren im Kabinett versammelt; die Königinmutter war in Begleitung ihrer Ehrenfräulein eingetroffen, und diese munteren Fräulein erschienen stets als Sonnen, von Trabanten umgeben.
Der König reichte Joyeuse seine Hand zum Kusse und ließ einen zufriedenen Blick über die Versammlung schweifen. In der Ecke der Eingangstür, an seinem gewöhnlichen Platz, stand Henri du Bouchage, der seinen Dienst und seine Pflichten aufs strengste erfüllte.
Der König dankte ihm und grüßte ihn durch ein freundliches Nicken mit dem Kopf, das Henri durch eine tiefe Verbeugung erwiderte. Dies veranlaßte Joyouse den Kopf zu wenden und seinem Bruder von ferne zuzulächeln, ohne jedoch sichtbar zu grüßen, aus Furcht er könnte die Etikette verletzen.
»Sire,« sagte Joyeuse, »ich bin zu Eurer Majestätvom Herrn Herzog von Anjou abgesandt, der vor kurzem von seinem Zuge nach Flandern zurückgekehrt ist.«
»Mein Bruder befindet sich wohl, Herr Admiral?« – »So wohl, Sire, als es der Zustand seines Geistes erlaubt; ich kann jedoch Eurer Majestät nicht verbergen, daß Monseigneur leidend zu sein scheint.«
»Er wird der Zerstreuung bedürfen nach seinem Unstern,« sagte der König, glücklich, auf die seinem Bruder widerfahrene Niederlage laut Bezug zu nehmen, während er ihn zu beklagen schien. – »Ich glaube, ja, Sire.«
»Man hat uns gesagt, Herr Admiral, das Unglück sei entsetzlich gewesen.« – »Sire ...«
»Aber durch Euch sei ein großer Teil der Armee gerettet worden; empfangt meinen Dank, Herr Admiral. Wünscht der arme Herr von Anjou uns nicht zu sehen?« – »Sehnsüchtig, Sire ...«
»Wir werden ihn auch besuchen. Seid Ihr nicht auch dieser Ansicht, Madame?« fragte Heinrich, indem et sich an Katharina wandte, deren Herz alles litt, was ihr Gesicht hartnäckig verbarg.
»Sire,«
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