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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Mittag essen? Laß mir doch etwas geben, Pertinax, ich sterbe vor Hunger.«
    Diese Aufforderung, so seltsam vertraulich sie auch sein mochte, erregte durchaus nicht das Erstaunen dessen, an den sie gerichtet war.
    »Ich werde tun, was mir möglich ist,« antwortete er, »doch zu größerer Sicherheit seht Euch selbst danach um!«
    »Hm!« machte der Lakai mit verdrießlichem Ton, »das ist durchaus nicht beruhigend.«
    »Habt Ihr denn gar nichts mehr?« fragte Pertinax.
    »Wir haben unsern letzten Taler in Sens verzehrt.«
    »Nun, so sucht irgend etwas zu Geld zu machen.«
    Kaum hatte er dies gesprochen, als man auf der Straße und dann auf der Schwelle des Wirtshauses rufen hörte: »Alteisenhändler! wer verkauft Eisen?«
    Bei diesem Rufe lief Frau Fournichon nach der Tür, während Fournichon majestätisch die ersten Platten auftrug.Nach dem Empfang, der ihm zuteil wurde, war Fournichons Küche ausgezeichnet.
    Fournichon wollte seine Frau an den Komplimenten teilnehmen lassen. Diese war aber dem Rufe des Alteisenhändlers gefolgt und hatte ihm, wie sie selbst, bald zurückkehrend, sehr zum Ärger ihres kriegerischen Gatten erzählte, einen alten Panzer und eine Sturmhaube für zehn Taler verkauft. Diese Nachricht regte die Anwesenden nicht wenig auf. Loignac rief:
    »Angenommen, diese alten Waffen haben zusammen zwanzig Pfund gewogen, so ist das ein halber Taler für das Pfund. Parfandious! wie einer von meinen Bekannten sagt, darunter steckt ein Geheimnis.«
    »Oh! daß ich diesen braven Handelsmann in meinem Schlosse hätte,« sagte Chalabre, dessen Augen sich entzündeten, »ich würde dreißig Zentner Armschienen, Beinschienen und Panzer an ihn verkaufen.«
    »Wie? Ihr würdet die Rüstungen Eurer Ahnen verkaufen?« sagte Sainte-Maline mit spöttischem Tone.
    »Ah! mein Herr, Ihr hättet unrecht,« rief Eustache von Miradoux; »das sind heilige Reliquien.«
    »Bah!« versetzte Chalabre, »zu dieser Stunde sind meine Ahnen selbst Reliquien und bedürfen nur noch der Messen.«
    Man erhitzte sich immer mehr beim Mittagessen durch den Burgunderwein; dessen Verbrauch Fournichons Gewürze beschleunigten.
    Die Stimmen wurden lauter, die Teller klangen, die Gehirne füllten sich mit Dünsten, durch die jeder Gaskogner alles rosenfarbig sah, ... mit Ausnahme von Militor, der an seinen Sturz, und von Carmainges, der an seinen Pagen dachte.
    »Das sind viele lustige Leute,« sagte Loignac zu seinem Nachbarn, der gerade Ernauton war, »und sie wissen nicht warum.«
    »Ich weiß es auch nicht,« erwiderte Carmainges; »allerdingsmache ich meinesteils eine Ausnahme, denn ich bin nicht im mindesten freudig gestimmt.«
    »Ihr habt Eurerseits unrecht,« sagte Loignac, »denn Ihr seid einer von denen, für die Paris eine Goldmine, ein Ehrenparadies, eine Welt der Glückseligkeit ist.«
    Ernauton schüttelte den Kopf.
    »Nun, was sagt Ihr?« – »Spottet meiner nicht, Herr von Loignac, Ihr, der Ihr alle Fäden in der Hand zu haben scheint, welche die Mehrzahl von uns in Bewegung setzen, habt wenigstens die Gnade, den Vicomte Ernauton von Carmainges nicht wie einen hölzernen Komödianten zu behandeln.«
    »Ich werde Euch noch ganz andere Gnaden erweisen, Herr Vicomte,« erwiderte Loignac, sich höflich verbeugend; »ich habe Euch mit dem ersten Blick unter allen bemerkt, Euch, dessen Auge sanft und stolz, und jenen andern jungen Mann dort, dessen Auge verdrießlich und düster ist.« – »Ihr nennt ihn?«
    »Von Sainte-Maline.« – »Und was ist die Ursache dieser Unterscheidung, wenn Ihr meine Frage nicht für eine zu große Neugier von meiner Seite anseht?«
    »Weil ich Euch kenne.« – »Mich? Mich kennt Ihr?«
    »Euch und ihn, ... ihn und alle, die hier sind.« – »Das ist seltsam.«
    »Ja; aber es ist notwendig.« – »Warum ist es notwendig?«
    »Weil ein Anführer seine Soldaten kennen muß.« – »Und alle diese Leute?«
    »Werden morgen meine Soldaten sein.« – »Aber ich glaubte, Herr von Epernon ....«
    »St! sprecht diesen Namen nicht aus oder sprecht vielmehr gar keinen Namen aus; öffnet die Ohren und schließt den Mund, und da ich Euch jegliche Gnade verhießen habe, so nehmt vorläufig diesen Rat auf Abschlag.«
    »Ich danke, mein Herr,« sagte Ernauton.
    Loignac wischte sich den Schnurrbart ab, stand auf undsagte: »Meine Herren, der Zufall führt hier fünfundvierzig Landsleute zusammen, leeren wir ein Glas von diesem spanischen Wein, auf die Wohlfahrt aller Anwesenden.«
    Dieser Vorschlag wurde mit

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