Die Fünfundvierzig
weil sie Pferde hatten, und sodann, weil das Gasthaus zum Schwerte nur hundert Schritte von der Porte Bussy entfernt lag.
Einer von ihnen, der nach seinem guten Aussehen wie nach seinem Luxus ihr Anführer zu sein schien, kam mit zwei wohlberittenen Lakaien.
Jeder zeigte sein Siegel mit dem Bilde der Kleopatra und wurde von dem Ehepaar mit jeglicher Zuvorkommenheit empfangen, besonders der junge Mann mit den zwei Lakaien.
Mit Ausnahme des letzteren traten die Ankömmlinge indessen nur schüchtern und mit einer gewissen Befangenheit auf; man sah, daß sie etwas Ernstes beunruhigte, besonders, wenn sie unwillkürlich die Hand in ihre Tasche steckten.Die einen verlangten, sich zur Ruhe zu legen, die anderen, vor dem Abendbrot die Stadt zu besichtigen; der junge Mann mit den zwei Lakaien fragte, ob es nichts Neues in Paris zu sehen gebe.
Sehr empfänglich für die gute Miene des Kavaliers, antwortete Frau Fournichon:
»Ei, wenn Euch die Menge nicht bange macht, und wenn Ihr nicht davor erschreckt, vier Stunden hintereinander auf Euren Beinen zu bleiben, so könnt Ihr Euch dadurch eine Zerstreuung verschaffen, daß Ihr Herrn von Salcède, einen Spanier, der konspiriert hat, vierteilen seht.«
»Ah!« sagte der junge Mann, »es ist wahr, ich habe davon sprechen hören, Pardicor! ich gehe dahin.« Und er entfernte sich mit seinen beiden Lakaien.
Gegen zwei Uhr kamen in Gruppen zu vier und fünf etwa fünfzehn neue Reisende.
Einer kam sogar ohne Hut, ein Stöckchen in der Hand; er fluchte über Paris, wo die Diebe so verwegen seien, daß sie ihm bei der Grève, als er eine Gruppe durchschritten, den Hut gestohlen, und so gewandt, daß er nicht einmal habe sehen können, wer ihn genommen. Übrigens sei das sein Fehler, er hätte nicht mit einem Hute, der mit einer so prachtvollen Agraffe geschmückt gewesen, nach Paris kommen sollen.
Gegen vier Uhr hatten sich schon vierzig Landsleute des Kapitäns in dem Gasthause Fournichons eingefunden. Gegen fünf Uhr kamen endlich die letzten fünf Gaskogner auch, und die Gäste des Schwertes waren vollzählig.
Nie hatten die Gaskognergesichter vor Erstaunen und Überraschung eine solche Verklärung gezeigt, eine Stunde lang hörte man nur Sandioux, Mordioux, Cap de Bious, kurz, so geräuschvolle Freudenausbrüche, daß es den Fournichons vorkam, als ob ganz Saintonge, Poitou, Aunis und Languedoc in ihrem großen Saal Platz genommen hätten.
Einige kannten sich; so umarmte Eustache von Miradouxden Kavalier mit den beiden Lakaien und stellte ihm Lardille, Militor und Scipio vor.
»Durch welchen Zufall bist du in Paris?« fragte dieser. – »Und du, mein lieber Sainte-Maline?«
»Ich habe eine Stelle bei der Armee, und du?« – »Ich komme in Erbschaftsangelegenheiten.«
»Ah! ah! Du schleppst also die alte Lardille immer noch nach?« –»Sie wollte mir folgen.«
»Konntest du nicht insgeheim abreisen, statt dich mit diesem Volke zu beschweren, das an ihrem Rocke hängt?« – »Unmöglich, sie hat den Brief des Anwaltes geöffnet.«
»Ah! Du hast die Nachricht von der Erbschaft durch einen Brief erhalten?« – »Ja,« antwortete Miradoux. Dann rief er, hastig das Gespräch wechselnd: »Ist es nicht seltsam, daß dieses Gasthaus voll, und zwar von Landsleuten voll ist?«
»Nein, das ist nicht seltsam, das Schild macht Leuten von Ehre Appetit,« unterbrach ihn unser alter Bekannter Perducas von Pincorney, sich in das Gespräch mischend.
»Oh! Ihr seid es, Kamerad,« versetzte Sainte-Maline, »Ihr habt mir noch immer nicht erklärt, was Ihr mir bei der Grève erzählen wolltet, als uns die Menge trennte.«
»Und was wollte ich Euch erklären?« fragte Pincorney, ein wenig errötend.
»Wie es kommt, daß ich Euch zwischen Angoulême und Angers begegnet bin, und daß ich Euch heute zu Fuß, ein Stöckchen in der Hand und ohne Hut sehe?« – »Das ist ganz einfach.«
»Ich finde das nicht.« – »Doch wohl, und Ihr werdet es begreifen. Mein Vater hat zwei prächtige Pferde, auf die er so große Stücke hält, daß er imstande ist, mich zu enterben nach dem Unglück, das mir begegnete.«
»Welches Unglück ist Euch begegnet?« – »Ich ritt auf dem schönsten spazieren, als plötzlich zehn Schritte von mir ein Büchsenschuß losgeht, mein Pferd scheu wird und auf der Straße nach der Dordogne fortrennt.«»Wo es hineinstürzt?« – »Ja.«
»Mit Euch?« – »Nein, zum Glück hatte ich noch Zeit gehabt, zu Boden zu gleiten, sonst wäre ich mit ihm
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