Die Fünfundvierzig
»Nicht so viel Feuer, meine Freunde, beim wahrhaftigen Gott! Ihr gefährdet uns.«
Trotzdem hatte der Herzog ein Geleite von zwei- bis dreihundert Personen, als er zum Hotel Saint-Denis kam, das er zur Wohnung gewählt hatte.
Es war dadurch Ernauton sehr leicht gemacht, dem Herzog zu folgen, ohne bemerkt zu werden. In dem Augenblick, als der Herzog sich umkehrte, um zu grüßen, glaubte er in einem von den Edelleuten, die zu gleicher Zeit ihn grüßten, den Reiter zu erkennen, der den Pagen oder den der Page begleitete, den er durch die Porte Sainte-Antoine hereingebracht hatte.
Beinahe in demselben Moment und während Mayenne verschwand, durchschnitt eine Sänfte die Menge. Mayneville ging ihr voran, ein Vorhang wurde auf die Seite geschoben, und bei einem Lichtstrahl glaubte Ernauton sowohl seinen Pagen als die Dame von der Porte Sainte-Antoine zu erkennen.
Mayneville und die Dame wechselten ein paar Worte, und die Sänfte verschwand ebenfalls unter dem Torweg des Hotels;, Mayneville folgte der Sänfte und das Tor wurde wieder geschlossen. Einen Augenblick nachher erschien Mayneville auf dem Balkon, dankte den Parisern im Namen des Herzogs und forderte sie, da es spät war, auf, nach Hause zurückzukehren, damit Böswillige ihrer Ansammlung keine schlimme Deutung geben könnten. Darauf entfernten sich alle, mit Ausnahme von zehn Männern, die im Gefolge des Herzogs eingetreten waren.Ernauton entfernte sich wie die andern oder gab sich vielmehr den Anschein, als entfernte er sich. Die zehn Auserwählten, die blieben, waren die Abgeordneten der Lige, die bei Herrn von Mayenne erschienen, um ihm für seine Ankunft zu danken, zugleich aber, um ihn zu beschwören, er möge seinen Bruder zum Kommen bestimmen.
Diese würdigen Bürger hatten in ihren vorbereitenden Versammlungen eine Menge von Plänen ersonnen, denen nur noch die Zustimmung und Unterstützung eines Hauptes fehlte, auf das man zahlen konnte.
Bussy-Leclerc meldete, er habe drei Klöster in der Handhabung der Waffen eingeübt und fünfhundert Bürger eingereiht, das heißt eine Truppe von tausend Mann zur Verfügung gestellt. Lachapelle hatte die Beamten, die Schreiber und das ganze Volk von Paris bearbeitet. Er konnte zugleich den Rat und die Tat anbieten, den Rat in Gestalt von zweihundert Schwarzröcken, die Tat mit zweihundert Stadtbogenschützen.
Brigard hatte die Kaufleute der Rue des Lombards, die Pfeiler der Hallen und der Rue Saint-Denis gewonnen. Crucé hatte die Anwälte mit Lachapelle-Marteau bearbeitet und verfügte dabei noch über die Universität von Paris. Debar brachte die Schiffer und Hafenarbeiter, eine gefährliche Gattung, die etwa fünfhundert Mann zählte. Louchard verfügte über fünfhundert Roßtäuscher und Pferdehändler, wütende Katholiken. Ein Kannengießer namens Bollard und ein Speckhändler namens Gilbert machten sich für fünfzehnhundert Schlächter und Speckhändler der Stadt und der Vorstädte verbindlich. Meister Nicolas Poulain, Chicots Freund, bot die ganze Bevölkerung auf.
Als der Herzog in der Sicherheit seines verschlossenen Zimmers diese Mitteilungen und Anerbietungen vernommen hatte, sagte er: »Ich bewundere die Kräfte der Lige, aber ich sehe das Ziel nicht, das sie mir ohne Zweifel vorschlagen will.«
Meister Lachapelle-Marteau schickte sich an, eine Redemit drei Teilen zu halten; er pflegte bekanntermaßen sehr weitschweifig zu sein; Mayenne sagte schaudernd: »Machen wir rasch!«
Bussy-Leclerc schnitt Marteau das Wort ab und sagte: »Gnädigster Herr, es verlangt uns nach einer Veränderung, wir sind die Stärkeren und wollen folglich diese Veränderung; das ist kurz, klar und bestimmt.«
»Aber wie werdet Ihr zu Werke gehen, um diese Veränderung zu erreichen?« – »Mir scheint,« antwortete Bussy-Leclerc freimütig, »da der Gedanke der Union von unseren Häuptern herrührt, so ist es an diesen und nicht an uns, das Ziel zu bezeichnen.«
»Meine Herren,« sagte Mayenne, »ihr habt vollkommen recht, das Ziel muß von denen bezeichnet werden, die die Ehre haben, eure Führer zu sein; aber der General hat auch zu beurteilen, in welchem Augenblick die Schlacht geliefert werden soll, und mag er seine Truppen in Reihe und Glied aufgestellt, bewaffnet und voll Eifer sehen, das Signal zum Angriff wird er nur dann geben, wenn er dies tun zu müssen glaubt.«
»Aber, gnädigster Herr,« erwiderte Crucé, »die Lige hat Eile, wie wir uns schon einmal zu sagen erlaubten.«
»Eile, was zu tun, Herr
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