Die Fünfundvierzig
den Mut noch den Anstand hatten, mit mir zu reden, wie Ihr es getan.«
Ernauton verbeugte sich.
»Mein Herr,« fuhr Loignac fort, indem er sich dem jungen Mann näherte, »vielleicht wird diesen Abend irgendein Großer kommen. Verliert ihn nicht aus dem Blickund folgt ihm überallhin, wohin er gehen wird, wenn er den Louvre verläßt.«
»Herr von Loignac, erlaubt mir, Euch zu bemerken, mir scheint, das heißt spionieren?«
»Spionieren! Glaubt Ihr?« versetzte Loignac mit kaltem Tone, »es ist möglich, doch seht ...«
Er zog ein Papier aus seiner Brust und reichte es Carmainges; dieser entfaltete es und las: »Laßt diesen Abend Herrn von Mayenne, wenn er es wagt, sich im Louvre einzufinden, jemand folgen.«
»Unterzeichnet?« fragte Loignac. – »Unterzeichnet von Epernon,« las Carmainges.
»Nun, mein Herr?« – »Es ist richtig,« erwiderte Ernauton, sich tief verbeugend, »ich werde Herrn von Mayenne folgen.« Und er entfernte sich.
Zweiter Band
Die Herren Bürger von Paris.
Herr von Mayenne, mit dem man sich so viel im Louvre beschäftigte, ohne daß er es vermutete, entfernte sich aus dem Hotel Guise durch eine Hintertür, gestiefelt und zu Pferd, als ob er gerade von der Reise käme, und begab sich mit drei Edelleuten in den Louvre.
Von seiner Ankunft benachrichtigt, ließ Herr von Epernon seinen Besuch dem König melden, während Herr von Loignac den Fünfundvierzig eine zweite Nachricht zukommen ließ, worauf sich fünfzehn verabredetermaßen in den Vorzimmern, fünfzehn im Hof und vierzehn in ihrer Wohnung aufstellten.
Wir sagen vierzehn, weil Ernauton, der, wie der Leser weiß, einen besonderen Auftrag erhalten hatte, nicht unter seinen Gefährten war. Da jedoch das Gefolge des Herrn von Mayenne durchaus keine Furcht einflößen konnte, so erhielt die zweite Abteilung Erlaubnis, in die Kaserne zurückzukehren.
Bei Seiner Majestät eingeführt, machte Herr von Mayenne ehrfurchtsvoll dem König eine Aufwartung, die dieser liebevoll aufnahm.
»Nun, mein Vetter,« fragte der König, »Ihr besucht Paris wieder einmal?« – »Ja, Sire, ich glaubte in meiner Brüder und in meinem Namen kommen zu müssen, um Eure Majestät daran zu erinnern, daß sie, keine treueren Untertanen hat als uns.«Bei Gott, das ist so bekannt, daß Ihr, abgesehen von dem Vergnügen, das Ihr mir, wie Ihr wißt, durch Euren Besuch macht, Euch in der Tat diese kleine Reise ersparen konntet. Ihr müßt sicherlich noch einen andern Grund gehabt haben.« – »Sire, ich befürchtete, Euer Wohlwollen für das Haus Guise könnte durch die seltsamen Gerüchte leiden, die unsere Feinde seit einiger Zeit in Umlauf bringen.«
»Was für Gerüchte?« fragte der König mit jener Gutmütigkeit, die ihn für die Vertrautesten so gefährlich machte. – »Wie,« fragte Mayenne, etwas aus der Fassung gebracht, »Eure Majestät hätte nichts Ungünstiges über uns reden hören?«
»Mein Vetter, wißt einmal für allemal, daß ich es nicht dulden würde, wenn man hier Schlimmes von den Herren von Guise reden wollte; und da man dies hier besser weiß, als Ihr es zu wissen scheint, so tut man es auch nicht.« – »Dann werde ich nicht bedauern, gekommen zu sein, da ich das Glück habe, meinen König zu sehen und ihn in solcher Stimmung zu finden; nur muß ich gestehen, daß meine Eile unnötig war.«
»Oh! Herzog, Paris ist eine gute Stadt, von der man immer irgendeinen Nutzen zu ziehen hat.« – »Ja, Sire, aber unsere Aufgaben fesseln uns doch an Soissons.«
»Meine, Herzog?« – »Die Eurer Majestät, Sire.«
»Es ist wahr, Mayenne; fahrt also fort, sie zu erfüllen, wie Ihr angefangen habt; ich weiß die Haltung meiner Diener nach Gebühr zu schätzen und anzuerkennen.«
Der Herzog entfernte sich lächelnd, und der König kehrte, sich die Hände reibend, in sein Zimmer zurück.
Loignac machte Ernauton ein Zeichen; dieser sagte seinem Diener ein Wort und schickte sich an, den vier Reitern zu folgen. Der Diener lief in den Stall, und Ernauton folgte zunächst zu Fuß.
Es war keine Gefahr, Herrn von Mayenne zu verlieren; durch Perducas' Schwatzhaftigkeit war die Ankunft einesPrinzen vom Hause Guise in Paris bekannt geworden, und die guten Ligisten fingen an, ihre Häuser zu verlassen und seine Spur aufzusuchen.
Man war ihm bis zum Louvre gefolgt, und hier erwarteten ihn dieselben Leute, um ihn wieder bis zu den Pforten seines Hotels zu begleiten.
Vergebens suchte Mayneville die Eifrigsten zu entfernen, indem er zu ihnen sagte:
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