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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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fragte Sainte-Maline, seinen Gedanken verfolgend, »was hat Euch der König gegeben?« – »Seine Hand zu küssen,« antwortete Ernauton lächelnd.
    Sainte-Maline quetschte seine Kette dergestalt in seinen Händen, daß er einen Ring zerbrach.
    Beide gingen schweigend nach der Wohnung der Fünfundvierzig zurück.
    In dem Augenblick, wo sie in den Saal eintraten, erscholl die Trompete; bei diesem Signal kamen die Fünfundvierzig, jeder aus seiner Abteilung, hervor, wie die Bienen aus ihren Zellen.
    Herr von Loignac versammelte sie, um ein Strafgericht zu halten. Er wies die jetzt stattlich herausgeputzten Gaskogner, die bang seinen scharfen Worten lauschten, auf die Ehre und den Nutzen des königlichen Dienstes hin, aber dieser Dienst erfordere treue Ausführung und Geheimhaltung der erhaltenen Befehle. Nun hatten aber zwei der Fünfundvierzig auf offener Straße den von ihnen insgeheim erfahrenen Namen eines eben angekommenen Feindes Seiner Majestät offen ausgesprochen und bekanntgegeben und damit die Pläne des Königs vereitelt.
    Die beiden Schuldigen, Pertinax von Montcrabeauund Perdicas von Pincorney, wurden kreidebleich. Auf ihre gestammelten Entschuldigungen erließ ihnen Herr von Loignac die angekündigte härteste Strafe und legte ihnen nur je eine Buße von hundert Livres auf, die Pincorney in Ermangelung baren Geldes durch Verkauf seiner Kette herbeischaffen sollte. Im übrigen kündigte er für Verrat die Todesstrafe, für geringere Vergehen schwere Gefängnisstrafe an. Schließlich gab Loignac den Fünfundvierzig für den Abend den Befehl, ein Drittel von ihnen sollte am Fuße der Treppe zu den Gemächern Sr. Majestät sich aufstellen, ein Drittel sich draußen unauffällig unter das Gefolge der erscheinenden Personen mengen, der Rest endlich in der Wohnung bleiben. Alle gingen hierauf hinaus, nur Ernauton von Carmainges blieb zurück.
    »Ihr wünscht etwas, mein Herr?« fragte Loignac. – »Ja,« antwortete Ernauton, sich verbeugend; »mir scheint, Ihr habt vergessen, genau anzugeben, was wir zu tun haben werden. Im Dienste des Königs sein, ist allerdings ein glorreiches Wort; aber ich hätte zu erfahren gewünscht, wie weit dieser Dienst führt.«
    »Mein Herr,« erwiderte Loignac, »das ist eine Frage zarter Natur, auf die ich nicht ohne weiteres zu antworten wüßte.« – »Dürfte ich wohl von Euch hören, warum?«
    Dies alles wurde mit so ausnehmender Höflichkeit gesprochen, daß Herr von Loignac, gegen seine Gewohnheit, vergebens eine strenge Antwort suchte.
    »Weil ich selbst zuweilen am Morgen nicht weiß, was ich am Abend zu tun haben werde.« – »Mein Herr, Ihr seid im Verhältnis zu uns so hoch gestellt, daß Ihr viele Dinge wissen müßt, die wir nicht wissen.«
    »Macht es wie ich, Herr von Carmainges; lernt diese Dinge, ohne daß man sie Euch sagt; ich hindere Euch nicht.« – »Ich wende mich an Eure Erleuchtung, weil ich, der ich ohne Haß und ohne Freundschaft an den Hof gekommen bin und von keiner Leidenschaft geleitet werde,Euch, ohne mehr wert zu sein, doch nützlicher werden kann, als ein anderer.«
    »Ihr habt weder Haß noch Freundschaft?« – »Nein.«
    »Ihr liebt aber doch den König, setze ich voraus?« –.
    »Ich muß es und will es, Herr von Loignac, als Diener, wie als Untertan und als Edelmann.«
    »Nun wohl! Das ist ein Hauptpunkt, nach dem Ihr Euch richten müßt; seid Ihr ein geschickter Mann, so werdet Ihr damit leicht den entgegengesetzten Gesichtspunkt finden.« – »Sehr gut, mein Herr,« sagte Ernauton, sich verbeugend, »ich habe nun meine Richtung. Es bleibt indessen noch ein Punkt, der mich ungemein beunruhigt.«
    »Welcher, mein Herr?« – »Der leidende Gehorsam.«
    »Das ist die erste Bedingung.« – »Ich habe dies wohl verstanden, Herr von Loignac, doch der leidende Gehorsam ist zuweilen schwierig für Männer, die im Punkte der Ehre zart fühlen.«
    »Das geht mich nichts an, Herr von Carmainges.«
    »Wenn Euch jedoch ein Befehl mißfällt?« – »Ich lese die Unterschrift des Herrn von Epernon, und das tröstet mich.«
    »Und Herr von Epernon?« – »Herr von Epernon liest die Unterschrift Seiner Majestät und tröstet sich wie ich.«
    »Ihr habt recht, und ich bin Euer ergebenster Diener,« sagte Ernauton.
    Hierauf machte er einen Schritt, um sich zu entfernen; Loignac hielt ihn zurück.
    »Ihr habt gewisse Gedanken in mir erweckt,« sagte er, »und ich werde Euch Dinge sagen, die ich anderen nicht sagen würde, weil diese anderen weder

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