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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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dies alles zu; der Hauptmann von der Scharwache ist erwürgt; die Politiker sind umgebracht, die Behörden der Stadt sind verschwunden; alle diese Hindernisse sind überwunden; ohne Zweifel habt ihr euch entschieden, was ihr dann tun werdet?« – »Wir machen eine Regierung als ehrliche Leute, wie wir sind,« sagte Brigard, »und wenn wir nur in unserem kleinen Gewerbe mit Vorteil arbeiten, wenn uns das Brot für unsere Frauen und Kinder gesichert ist, verlangen wir nicht mehr. Der Ehrgeiz des einen oder des andern von uns wird ihn vielleicht wünschen lassen, Zehner oder Viertelsmeister oder Kommandant einer Kompagnie zu werden; aber höher streben unsere Wünsche nicht; Ihr seht, daß wir nicht anspruchsvoll sind.«
    »Herr Brigard, Ihr sprecht goldene Worte,« sagte der Herzog; »ja, ihr seid ehrlich, ich weiß es wohl, und ihr werdet in euren Reihen keine fremde Mischung dulden.«
    »Oh! nein, nein,« riefen mehrere Stimmen, »keine Hefe bei dem guten Wein!«
    »Vortrefflich!« rief der Herzog, »das heiße ich sprechen. Laßt nun hören, Herr Leutnant von der Prevoté, sagt, gibt es viele Taugenichtse und schlimmes Voll im Bezirk der Hauptstadt?«
    Nicolas Poulain, der sich nicht ein einziges Mal vorangestellt hatte, trat nun gleichsam wider seinen Willen vor und antwortete: »Ja, gnädigster Herr; es gibt nur zu viel.«
    »Könnt Ihr uns ungefähr die Zahl dieses Pöbels nennen?« – »Ja, ungefähr.«
    »Schätzt ihn also, Meister Poulain.«
    Poulain rechnete an den Fingern. »Diebe, drei- bis viertausend. Müßiggänger und Bettler, zweitausend bis zweitausendfünfhundert. Gelegentliche Diebe, fünfzehnhundert bis zweitausend. Mörder, vier- bis fünfhundert.«»Gut, gering gerechnet sind dies sechstausend oder sechstausendfünfhundert Galgenvögel. Welcher Religion gehören diese Leute an?« »Wie beliebt, gnädigster Herr?«
    »Sind es Hugenotten oder Katholiken?« – Lachend erwiderte Poulain: »Sie sind von allen Religionen, Monseigneur, oder vielmehr von einer einzigen; ihr Gott ist das Geld, und das Blut ist ihr Prophet.«
    Gut, und was ist ihr politisches Glaubensbekenntnis? Sind sie Anhänger von Valois, sind sie Ligisten, eifrige Politiker oder Navarresen?« – »Sie sind Räuber und Diebe.«
    »Gnädigster Herr,« sagte Crucé, »glaubt nicht, daß wir diese Menschen je zu Verbündeten nehmen werden!«
    »Nein, ich denke das nicht, und das ist es gerade, was mich ärgert.«
    »Und warum ärgert Euch das?« fragten erstaunt einige Mitglieder der Deputation. – »Ah! begreift Wohl, meine Herren, diese, Leute, die keine Religion, keine Meinung haben, und die also nichts mit euch verbindet, werden, wenn sie sehen, daß es in Paris keine Behörden, keine öffentliche Macht, kein Königtum mehr gibt, eure Buden plündern, während ihr Krieg führt, und eure Häuser ausleeren, indes ihr den Louvre besetzt; bald werden sie sich an die Schweizer gegen euch, bald an euch gegen die Schweizer anschließen, so daß sie stets die Stärkeren sind.«
    »Teufel!« riefen die Deputierten, indem sie einander anschauten.
    »Ich denke, das ist ernst genug, um es in Erwägung zu ziehen, nicht wahr, meine Herren?« sagte der Herzog. »Ich meinesteils beschäftige mich sehr viel hiermit und werde ein Mittel suchen, diesem Übel zu begegnen; denn vor allem euer Interesse, das ist der Wahlspruch meines Bruders und der meinige.«
    Die Deputierten ließen ein Gemurmel des Beifalls vernehmen.
    »Meine Herren, erlaubt einem Mann, dervierundzwanzig Meilen Tag und Nacht zu Pferd zurückgelegt hat, einige Stunden zu schlafen; es ist keine Gefahr im Verzug, wenigstens jetzt nicht, während, wenn ihr handeln würdet, Gefahr vorhanden wäre; das ist vielleicht nicht eure Ansicht?« – »Doch, Herr Herzog,« sagte Brigard.
    »Sehr gut.« – »Wir nehmen also untertänigst Abschied von Euch, gnädigster Herr,« fuhr Brigard fort, »und wenn Ihr uns eine neue Zusammenkunft bestimmen wolltet ...«
    »Seid unbesorgt, so bald als möglich, meine Herren,« sagte Mayenne; »morgen vielleicht, spätestens übermorgen,« Und er entließ sie, während sie noch ganz betäubt über diese weise Vorsicht waren, die eine Gefahr entdeckt hatte, die ihnen nicht entfernt eingefallen war.
    Doch kaum war er verschwunden, als sich eine in der Tapete verborgene Tür öffnete und eine Frau hastig in den Saal trat.
    »Die Herzogin!« riefen die Abgeordneten.
    »Ja, meine Herren, und sie wird euch der Verlegenheit entziehen,« rief die Herzogin.
    Die

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