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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sagte ich. »Ohne die könnte die Welt nicht funktionieren.«
    »Moment mal«, sagte Wilem und hob eine Hand. »Sagtest du gerade, dieser …« Er hielt inne, versuchte sich an das richtige Wort auf Aturisch zu erinnern. »… Geldverleiher,
Gatessor
, hieß
Devi

    Ich nickte. Das war die Reaktion, die ich erwartet hatte.
    »Oh Gott«, sagte Simmon entgeistert. »Du meinst Dämonen-Devi?«
    Ich seufzte. »Dann habt ihr also von ihr gehört.«
    »Von ihr gehört?«, entgegnete Sim in schrillem Ton. »Die haben sie in meinem ersten Trimester rausgeschmissen! Das hat einen Mords-Eindruck bei mir hinterlassen.«
    Wilem wiederum schloss einfach nur die Augen und schüttelte den Kopf, als könnte er den Anblick einer so brunzdummen Person wie mir einfach nicht ertragen.
    Sim riss die Hände hoch. »Die haben sie damals wegen eines Sympathievergehens rausgeschmissen! Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte Wilem zu Simmon. »Sie wurde wegen ungebührlichen Verhaltens rausgeschmissen. Das Sympathievergehen konnte man ihr nicht nachweisen.«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass sie dahinter steckt«, sagte ich. »Sie ist eigentlich ganz nett und freundlich. Und außerdem habe ich mir nur sechs Talente von ihr geliehen und bin mit der Rückzahlung auch nicht spät dran. Sie hat überhaupt keinen Grund, so was zu tun.«
    Wilem sah mich an. »Nur um alle Möglichkeiten zu erkunden …«, sagte er. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Ich nickte.
    »Denk mal an die letzten Gespräche mit ihr zurück«, sagte er. »Und überleg mal ganz genau, ob du irgendwas gesagt oder getan haben könntest, das sie gekränkt oder geärgert haben könnte.«
    Ich spielte unser letztes Gespräch noch einmal in Gedanken |279| durch. »Sie war an einer bestimmten Information interessiert, die ich ihr nicht geben wollte.«
    »Wie interessiert?«, fragte Wilem langsam und geduldig, als spräche er mit einem geistig unterbelichteten Kind.
    »Ziemlich interessiert«, erwiderte ich.
    »Ziemlich ist eine ziemlich ungenaue Bezeichnung.«
    Ich seufzte. »Also gut. Sie war
sehr
daran interessiert. So sehr, dass sie –« Ich verstummte.
    Wilem hob eine Augenbraue. »Ja? Was wolltest du gerade sagen?«
    Ich zögerte. »… dass sie angeboten hat, dafür mit mir ins Bett zu gehen«, sagte ich.
    Wilem nickte ganz ruhig, als hätte er so etwas erwartet. »Und auf dieses großzügige Angebot der jungen Dame hast du wie reagiert?«
    Ich spürte, dass mir die Wangen zu glühen begannen. »Ich … bin nicht weiter darauf eingegangen, habe es mehr oder weniger ignoriert.«
    Wilem schloss die Augen, und sein Gesicht war ein Bild der Bestürzung.
    »Diese Devi ist viel gefährlicher als Ambrose«, sagte Sim und hielt sich den Kopf. »Die muss sich keine Sorgen wegen der Meister machen. Und man erzählt sich, sie könnte eine achtfache Bindung herstellen! Achtfach!«
    »Ich steckte in einer Klemme«, sagte ich ein wenig gereizt. »Und ich konnte ihr keine Sicherheiten anbieten. Ich gebe ja zu, dass es keine tolle Idee war. Und wenn das alles vorbei ist, können wir gern ein Symposion darüber abhalten, wie unfassbar dumm ich bin. Aber können wir jetzt einfach mal wieder zum Thema zurückkommen?« Ich sah sie flehentlich an.
    Wilem rieb sich die Augen und nickte erschöpft.
    Simmon versuchte seinen entsetzten Gesichtsausdruck loszuwerden, aber es gelang ihm nicht allzu überzeugend. Er schluckte. »Also gut. Und was machen wir jetzt?«
    »Jetzt im Moment kommt es eigentlich gar nicht darauf an, wer dahinter steckt«, sagte ich und sah vorsichtig nach, ob mein Arm aufgehört hatte zu bluten. Er hatte, und ich nahm meine blutbefleckte Hand weg. »Ich werde jetzt einige Vorsichtsmaßnahmen treffen«, |280| sagte ich und machte ein fortscheuchende Geste. »Und ihr beide geht schlafen.«
    Sim rieb sich die Stirn. »Beim Leib Gottes, du kannst einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Und was ist, wenn du wieder angegriffen wirst?«
    »Es ist schon zweimal geschehen, während wir hier saßen und miteinander gesprochen haben«, sagte ich leichthin. »Es kitzelt nur noch ein bisschen.« Ich grinste, als ich sah, wie er guckte. »Es ist alles in Ordnung mit mir, Sim. Ehrlich. Ich bin ja nicht umsonst der führende Duellant in Dals Seminar. Ich bin absolut in Sicherheit.«
    »Solange du wach bist«, warf Wilem ein, und seine dunklen Augen blickten ernst.
    Mein Grinsen erstarrte. »Solange ich wach bin«, wiederholte ich.

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