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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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verschlossenen Tür zu stehen, mache ich das auch noch im Schlaf.«
    Fela lachte leise, wandte sich dann von der Tür ab und sah mich an. »Ich habe deine Nachricht bekommen«, sagte sie. »Was ist das denn für ein Forschungsvorhaben, über das du nur so vage Andeutungen gemacht hast?«
    »Gehen wir doch lieber irgendwo hin, wo wir uns ungestört unterhalten können«, sagte ich. »Es ist eine längere Geschichte.«
    Wir gingen in eins der kleinen Lesezimmer, und sobald wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, erzählte ich ihr alles, inklusive aller Peinlichkeiten. Irgendjemand beging ein fortwährendes Sympathievergehen gegen mich. Ich konnte damit nicht zu den Meistern gehen, weil dann wahrscheinlich herausgekommen wäre, dass ich derjenige gewesen war, der den Einbruch bei Ambrose begangen hatte. Ich brauchte ein Gram, um mich zu beschützen, verstand aber nicht genug von Sygaldrie, um allein eins zu bauen.
    »Ein Sympathievergehen«, sagte sie leise und schüttelte langsam und mit bestürzter Miene den Kopf. »Bist du sicher?«
    Ich knöpfte mir das Hemd auf und zeigte ihr meine Schulterpartie, wo von dem Angriff, den ich nur teilweise hatte abwehren können, ein dunkler Bluterguss zurückgeblieben war.
    Sie sah es sich näher an. »Und du weißt wirklich nicht, wer dahinter stecken könnte?«
    »Nein«, sagte ich und gab mir Mühe, nicht an Devi zu denken. Diese Dummheit behielt ich vorläufig lieber für mich. »Es tut mir leid, dass ich dich da mit reinziehe, aber du bist der einzige Mensch, der …«
    Fela winkte ab. »Sei still. Ich habe dir gesagt: Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn ich dir einen Gefallen tun kann, und ich bin froh, dass du das getan hast.«
    »Dann bin ich froh, dass du froh bist«, sagte ich. »Wenn du mir hier zum Erfolg verhelfen könntest, wäre ich dir dafür einen Gefallen schuldig. Ich finde hier zwar mittlerweile schon vieles von dem, was ich suche, aber es ist trotzdem immer noch Neuland für mich.«
    Fela nickte. »Es dauert Jahre, bis man sich in diesem Magazin richtig gut auskennt. Es gleicht einer großen Stadt.«
    |302| Ich lächelte. »Ja, so empfinde ich das auch. Und ich wohne hier noch nicht lange genug, um alle Schleichwege zu kennen.«
    Fela verzog ein wenig das Gesicht. »Und gerade die wirst du wohl brauchen. Wenn Kilvin tatsächlich der Auffassung ist, dass dieses sygaldrische Wissen gefährlich ist, werden sich die meisten Bücher, nach denen du suchst, vermutlich in seiner Privatbibliothek befinden.«
    Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. »Privatbibliothek?«
    »Die Meister haben alle eine Privatbibliothek«, erwiderte Fela in sachlichem Ton. »Ich verstehe ein bisschen was von Alchemie, und deshalb helfe ich dabei, Bücher mit Formeln auszusortieren, die Mandrag nicht in die falschen Hände geraten lassen will. Und Mitarbeiter, die sich mit Sygaldrie auskennen, machen das gleiche für Kilvin.
    »Aber dann ist es ja sinnlos«, sagte ich. »Wenn Kilvin all diese Bücher unter Verschluss hat, finde ich hier ja ohnehin nicht, was ich suche.«
    Fela lächelte und schüttelte den Kopf. »Dieses System ist alles andere als perfekt. Nur etwa ein Drittel der Bestände sind überhaupt korrekt katalogisiert. Was du suchst, steht wahrscheinlich immer noch irgendwo im Magazin. Es kommt nur darauf an, es zu finden.«
    »Ich bräuchte nicht mal einen vollständigen Bauplan«, sagte ich. »Wenn ich nur ein paar der richtigen Runen wüsste, könnte ich mir den Rest wahrscheinlich selbst zusammenreimen.«
    Sie sah mich besorgt an. »Wäre das denn klug?«
    »Klugheit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann«, sagte ich. »Wil und Sim haben jetzt schon zwei Nächte lang aufgepasst, dass mir nichts passiert. Sie können nicht die nächsten zehn Jahre lang nur abwechselnd schlafen.«
    Fela atmete tief durch. »Also gut. Wir können ja erst mal mit den katalogisierten Büchern anfangen. Vielleicht ist das, was du suchst, den Bibliothekaren irgendwie durch die Lappen gegangen.«
    Wir trugen Dutzende Bücher über Sygaldrie zusammen, zogen uns damit in ein abgelegenes Lesezimmer im dritten Obergeschoss zurück und sahen sie nacheinander durch.
    Anfangs hegten wir noch die Hoffnung, einen vollständigen Bauplan für ein Gram finden zu können, doch je mehr Stunden verrannen, |303| desto bescheidener wurden unsere Hoffnungen. Wenn schon keinen vollständigen Bauplan, dann vielleicht nur die Beschreibung eines Gram. Vielleicht eine Erwähnung der dabei verwendeten

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