Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, ihr zu erzählen, was für ein Desaster ich bei dem Versuch angerichtet hatte, ihren Ring wiederzubeschaffen. Dann dachte ich aber, dass es sie nicht unbedingt aufheitern würde, wenn sie erfuhr, dass Ambrose mir ständig nach dem Leben trachtete. »Denna, ich bin der Fürst der guten Ideen, die schrecklich schiefgehen.«
    Da lächelte sie. Und dann schniefte sie und rieb sich mit dem Ärmel über die Augen. »Wir sind ein hübsches Pärchen, wir zwei heulenden Idioten, nicht wahr?«
    »Ja, das sind wir«, sagte ich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich, und ihr Lächeln verschwand wieder. »Ich wollte nur etwas Nettes für dich tun. Aber ich bin einfach nicht gut in so was.«
    Ich nahm Dennas Hand in beide Händen und küsste sie. »Denna«, sagte ich vollkommen aufrichtig, »das ist das Liebste, was jemals jemand für mich getan hat.«
    Sie schnaubte nicht sehr damenhaft.
    »Das ist die reine Wahrheit«, sagte ich. »Du bist mein leuchtender Penny am Wegesrand. Du bist kostbarer als Salz und wertvoller als der Mond auf einem langen Marsch durch die Nacht. Du bist wie süßer Wein in meinem Mund, wie ein Lied in meiner Kehle, wie Heiterkeit in meinem Herzen.«
    Dennas Wangen röteten sich, doch ich fuhr unbekümmert fort.
    »Du bist viel zu gut für mich«, sagte ich. »Du bist ein Luxus, den ich mir gar nicht leisten kann. Dennoch bestehe ich darauf, dass du heute mit mir ausgehst. Ich werde dich zum Essen einladen und dir stundenlang von deiner allumfassenden Wunderbarkeit vorschwärmen.«
    Ich stand auf und zog sie mit mir empor. »Ich werde Musik für dich spielen. Ich werde Lieder für dich singen. Und den ganzen weiteren Nachmittag kann der Rest der Welt uns gestohlen bleiben.« Ich neigte den Kopf zur Seite und verwandelte es so in eine Frage.
    |345| Dennas Mundwinkel hoben sich. »Das klingt gut«, sagte sie. »Gern würde ich der Welt einen ganzen Nachmittag lang entfliehn.«

    Stunden später ging ich beschwingten Schritts zur Universität zurück. Ich pfiff und sang, und die Laute ruhte leicht wie ein Kuss auf meiner Schulter. Die Sonne schien wohltuend warm, und der kühle Wind erfrischte mich.
    Es ging wieder aufwärts mit mir.

|346| Kapitel 31
Der Schmelztiegel
    A ls ich meine Laute wiederhatte, kam auch mein übriges Leben wieder einigermaßen ins Lot. Die Arbeit im Handwerkszentrum fiel mir leichter und die Seminare erschienen mir wie ein Kinderspiel. Selbst Elodin wirkte mit einem Mal vernünftiger.
    Ich befand mich also in gelöster Stimmung, als ich Simmon im Alchemie-Komplex besuchte. Er öffnete auf mein Klopfen hin die Tür und bat mich herein. »Es hat funktioniert«, sagte er aufgeregt.
    Er führte mich an einen Tisch, auf dem eine ganze Reihe von Glasgefäßen, Röhren und Gasbrennern aufgebaut waren. Dann lächelte er stolz und hielt einen kleinen Tiegel empor, von der Art, in der man sonst Rouge oder Schminke aufbewahrte.
    »Kannst Du’s mir zeigen?«, fragte ich.
    Sim setzte einen kleinen Gasbrenner in Betrieb, dessen Flamme die Unterseite einer flachen Eisenpfanne erhitzte. Wir standen einen Moment lang schweigend davor und lauschten dem Zischen des Brenners.
    »Ich hab übrigens neue Stiefel«, sagte Sim und hob einen Fuß, um sie zu zeigen.
    »Schick«, erwiderte ich, stutzte dann und sah genauer hin. »Sind das etwa Nagelstiefel?«, fragte ich ungläubig.
    Er grinste wie ein richtiger Bösewicht. Ich lachte.
    Die Eisenpfanne wurde allmählich heiß, und Sim schraubte den Tiegel auf und fuhr mit einem Zeigefinger in die beinahe durchsichtige Substanz darin. Dann hob er die Hand mit einer schwungvollen Geste, ließ sie niedersinken und drückte die Spitze seines Zeigefingers auf die Bratfläche der Pfanne.
    |347| Ich zuckte zusammen. Sim aber lächelte nur selbstgefällig und blieb einen ganzen Atemzug lang so stehen, bis er den Finger wieder aus der Pfanne hob.
    »Unglaublich«, sagte ich. »Ihr erschafft hier wirklich die verrücktesten Dinge. Ein Hitzeschild.«
    »Nein«, erwiderte Sim ganz ernst, »es wäre völlig falsch, es so zu aufzufassen. Es ist kein Schild, kein Isolator. Es ist eher wie eine zusätzliche Hautschicht, die wegbrennt, und deine eigentliche Haut wird währenddessen darunter nicht einmal warm.«
    »Als hätte man eine Schicht Wasser um die Hand«, sagte ich.
    Sim schüttelte erneut den Kopf. »Nein, Wasser ist ein Wärmeleiter. Das hier nicht.«
    »Dann ist es also doch ein Isolator.«
    »Also gut«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher