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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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hörten wir ein puffendes Geräusch, und Dedans Haare standen auf einmal senkrecht vom Kopf ab wie bei der Samenkapsel der Seidenpflanze.
    Dedan verharrte einen Augenblick reglos, als wisse er nicht, wie ihm geschah. Dann runzelte er die Stirn und hob beide Hände, um noch stärker zuzustoßen. Wieder wich Tempi mit einem Schritt nach hinten aus. Anschließend schlug er Dedan an die andere Seite des Kopfes.
    Dedan knurrte wütend etwas und ballte die Hände zu Fäusten. Er war groß und stämmig, und als er die Arme hob, knarrte seine lederne Rüstung an den Schultern. Er wartete noch kurz, offenbar weil er hoffte, Tempi würde als Erster angreifen, dann holte er aus und schlug mit der Faust so heftig zu wie ein Bauernbursche mit einer Axt. Tempi sah den Schlag kommen und machte wieder nur einen Schritt zurück.
    Doch dann ging plötzlich eine Veränderung mit Dedan vor. Er |743| straffte sich, alle Behäbigkeit fiel von ihm ab, und er hatte auf einmal nichts mehr mit einem schwerfälligen Stier gemein. Blitzschnell trat er einen Schritt vor und schlug drei Mal zu.
    Tempi wich dem ersten Schlag seitlich aus und parierte den zweiten, doch der dritte erwischte ihn an der Schulter, dass er sich um sich selbst drehte und nach hinten taumelte. Er zog sich mit zwei hastigen Schritten aus Dedans Reichweite zurück, fing sich wieder und schüttelte sich ein wenig. Dann lachte er entzückt.
    Sein Lachen schien Dedan ein wenig zu besänftigen, denn er grinste seinerseits, doch senkte er die Fäuste nicht. Tempi trat trotzdem auf ihn zu, wich einem weiteren Faustschlag aus und schlug Dedan mit der flachen Hand ins Gesicht. Nicht auf die Wange, wie es Liebende tun, die sich auf der Bühne streiten, sondern von oben von der Stirn über das Gesicht zum Kinn.
    »Nein!«, brüllte Dedan. »Verdammt noch mal!« Er wich zurück und hielt sich die Nase. »Was soll denn das?« Er sah Tempi zwischen den gespreizten Fingern seiner Hand hindurch an. »Du kämpfst wie eine Frau.«
    Er zögerte, lachte und schlug Tempi kumpelhaft auf die Schulter. Ich erwartete schon halb, dass Tempi erneut vor der Berührung zurückweichen würde. Stattdessen erwiderte der Adem die Geste und hielt Dedan sogar an der Schulter fest und rüttelte spielerisch daran.
    Sein Verhalten berührte mich seltsam, schließlich war er in den vergangenen Tagen so zurückhaltend gewesen, doch wollte ich nicht weiter darüber nachdenken. Mir war alles lieber als sein bisheriges Schweigen.
    Außerdem hatte ich einen Eindruck von seinen Fähigkeiten als Krieger gewonnen. Dedan mochte es zugeben oder nicht, Tempi war ihm klar überlegen gewesen. Der Ruf der Adem war offensichtlich nicht aus der Luft gegriffen.
    Tempi kehrte an seinen Platz zurück. Marten sah ihm nach. »Trotzdem fällt er mit seinen roten Kleidern auf«, sagte er, als sei nichts geschehen. »Genauso gut könnte er mit einer Fahne durch den Wald rennen.«
    »Ich bespreche das mit ihm«, sagte ich. Wenn es Tempi peinlich war, sich auf Aturisch zu unterhalten, fand unser Gespräch besser |744| ohne Publikum statt. »Ich überlege mir auch, was er tun kann, wenn er den Banditen begegnet. Ihr könnt euch inzwischen im Lager einrichten und mit dem Kochen anfangen.«
    Die drei entfernten sich und suchten nach den besten Plätzen für ihre Decken. Tempi sah ihnen nach und drehte sich dann zu mir um. Nervös trat er einen Schritt zurück und blickte zu Boden.
    »Tempi?«
    Er legte den Kopf schräg und sah mich an.
    »Wir müssen über deine Kleider sprechen.«
    Seine Reaktion war dieselbe wie immer, wenn ich das Gespräch suchte. Seine Aufmerksamkeit schien nachzulassen und er senkte den Blick und sah zur Seite wie ein schmollendes Kind. Als hätte er keine Lust, mir zuzuhören.
    Ich brauche euch nicht zu sagen, wie nervenzermürbend es ist, sich mit jemandem zu unterhalten, der einen nicht ansieht. Doch konnte ich mir nicht erlauben, gekränkt zu sein oder das Gespräch zu verschieben. Ich hatte schon zu lange damit gewartet.
    »Tempi.« Ich unterdrückte das Bedürfnis, mit den Fingern zu schnippen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Stattdessen wählte ich möglichst einfache Worte. »Deine Kleider sind rot«, sagte ich. »Sie sind leicht zu sehen. Das ist gefährlich.«
    Tempi ließ lange keine Reaktion erkennen. Dann richtete er seine hellen Augen einen kurzen Moment auf mich und nickte genau einmal.
    In mir keimte der schreckliche Verdacht, er könnte gar nicht begriffen haben, wozu wir hier waren. »Du hast

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