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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Waldes, ein Paradies für Straßenräuber.
    Marten erkundete die Umgebung, während wir anderen das Lager aufschlugen. Eine Stunde später tauchte er erschöpft, aber guter |736| Dinge wieder zwischen den Bäumen auf und versicherte uns, keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit anderer Menschen entdeckt zu haben.
    »Ich darf gar nicht daran denken, dass ich Steuereintreibern helfe«, brummte Dedan. Hespe lachte heiser.
    »Du verteidigst die Zivilisation«, verbesserte ich. »Und du sorgst für Sicherheit auf den Straßen. Außerdem verwendet Maer Alveron die Steuern für wichtige Dinge.« Ich grinste. »Er zahlt damit zum Beispiel uns.«
    »Dafür kämpfe
ich«,
sagte Marten.
    Nach dem Essen trug ich den anderen den einzigen Plan vor, der mir in fünf Tagen langen Nachdenkens eingefallen war. Mit einem Stock zeichnete ich eine geschwungene Linie auf den Boden. »Das ist die Straße. Der Abschnitt ist etwa zwanzig Meilen lang.«
    »Meln.«
Die leise Stimme gehörte Tempi.
    »Entschuldige?«, fragte ich. Es war das erste Wort, das ich ihn in anderthalb Tagen sagen hörte.
    »Mieln?«
Er sprach das ihm offenbar unbekannte Wort so undeutlich aus, dass ich einen Moment brauchte um zu verstehen, dass er »Meilen« meinte.
    »Meilen«, wiederholte ich, um eine deutliche Aussprache bemüht. Ich zeigte in die Richtung der Straße und hielt einen Finger hoch. »Von hier zur Straße ist es eine Meile. Heute sind wir fünfzehn Meilen marschiert.«
    Tempi nickte.
    Ich wandte mich wieder meiner Wellenlinie zu. »Wir können davon ausgehen, dass die Banditen sich nicht mehr als zehn Meilen von der Straße entfernen.« Ich zeichnete ein entsprechendes Rechteck um die Linie. »Das heißt, wir müssen vierhundert Quadratmeilen Wald durchsuchen.«
    Die anderen dachten schweigend über meine Worte nach. Tempi sprach als Erster. »Das ist viel.«
    Ich nickte ernst. »Wir würden Monate dazu brauchen. Aber vielleicht geht es auch einfacher.« Ich erweiterte meine Zeichnung um einige Linien. »Marten kundschaftet täglich die Gegend für uns aus.« Ich sah Marten an. »Wie viel schaffst du an einem Tag?«
    |737| Marten überlegte kurz und ließ den Blick über die Bäume schweifen. »In diesem Wald? Mit dichtem Unterholz? Ungefähr eine Quadratmeile.«
    »Und wenn du gründlich bist?«
    Er lächelte. »Das bin ich immer.«
    Ich nickte und zog parallel zur Straße eine weitere Linie. »Marten wird einen Streifen auskundschaften, der etwa eine halbe Meile breit und eine Meile von der Straße entfernt ist. Er wird nach dem Lager oder den Spähern der Banditen Ausschau halten, damit wir ihnen nicht versehentlich in die Arme laufen.«
    Hespe schüttelte den Kopf. »Das bringt nichts. Sie werden sich nicht so nahe der Straße aufhalten. Wenn sie nicht entdeckt werden wollen, ziehen sie sich weiter zurück, mindestens zwei oder drei Meilen.«
    Dedan nickte. »Wenn ich Steuereintreiber überfallen hätte, würde ich mich mindestens vier Meilen von der Straße entfernt verstecken.«
    »Ich auch«, stimmte ich zu. »Aber früher oder später müssen sie zur Straße zurückkehren. Sie werden Späher aufstellen und neue Überfälle durchführen. Außerdem brauchen sie Proviant. Da sie sich schon seit Monaten in dieser Gegend aufhalten, benützen sie womöglich feste Wege. Mit meiner Methode kommen wir täglich etwa zwei Meilen voran. Wir fangen nördlich der Straße an und suchen von Westen nach Osten. Wenn wir nichts finden, überqueren wir die Straße und arbeiten uns auf der Südseite von Osten nach Westen zurück.«
    Ich vollendete meine Zeichnung und trat zurück. »In einer Spanne oder auch in zwei, wenn wir Pech haben, haben wir sie gefunden.« Ich steckte den Stock in den Boden.
    Dedan starrte die behelfsmäßige Karte missmutig an. »Wir brauchen mehr Proviant.«
    Ich nickte. »Alle fünf Tage brechen wir unser Lager ab und ziehen weiter. Zwei von uns kehren nach Crosson zurück, um Proviant zu holen, die anderen beiden befördern das Gepäck. Marten ruht sich aus.«
    Marten meldete sich zu Wort. »Wir müssen ab jetzt auch mit dem Feuer aufpassen. Der Rauch verrät uns, wenn der Wind ihn in ihre Richtung weht.«
    |738| Ich nickte. »Wir werden abends immer eine Feuergrube ausheben und außerdem nur noch Holz von Kennelbäumen verwenden.« Ich wandte mich an Marten. »Du weißt bestimmt, wie sie aussehen.« Er musterte mich verblüfft.
    Hespe blickte zwischen mir und Marten hin und her. »Was sind das für Bäume?«, fragte sie.
    »Man kann

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