Die Furcht des Weisen / Band 1
Kvothe. Nimm jetzt Platz, während wir uns beraten.«
|135| Kapitel 10
Goldener Käfig
M eine Studiengebühren wurden auf neun Talente, fünf Jots festgesetzt. Das war zwar weniger als die von Manet prophezeiten zehn Talente, aber mehr, als ich besaß. Mir blieb bis zum nächsten Tag um zwölf Uhr mittags Zeit, beim Quästor zu bezahlen, sonst war ich gezwungen, ein ganzes Trimester zu verpassen.
Es wäre keine Tragödie gewesen, wenn ich mein Studium hätte unterbrechen müssen. Doch leider haben nur zugelassene Studenten Zugang zu allem, was die Universität zu bieten hat, und das betrifft auch die Ausrüstung des Handwerkszentrums. Wenn ich also meine Studiengebühren nicht bezahlen konnte, konnte ich auch nicht mehr in Kilvins Werkstatt arbeiten – und das war der einzige Arbeitsplatz, an dem ich hoffen konnte, genug Geld zu verdienen, um meine Studiengebühren bezahlen zu können.
Ich sah in dem dortigen Lagerraum vorbei, und Jaxim lächelte, als ich ans offene Fenster trat. »Gerade heute morgen haben wir deine Leuchten verkauft«, sagte er. »Wir haben sogar ein bisschen mehr dafür rausschlagen können, weil es die letzten waren, die wir auf Lager hatten.« Er schlug in seinem Buch nach. »Dein Anteil von sechzig Prozent beläuft sich auf vier Talente, acht Jots. Nach Abzug aller Materialkosten bleiben dir davon …« Er fuhr mit dem Finger die Seite hinab. »… zwei Talente, drei Jots und acht Deut.«
Jaxim machte einen Vermerk in seinem Buch und schrieb mir eine Quittung aus. Ich faltete sie sorgsam zusammen und steckte sie in meinen Geldbeutel. Sie hatte zwar nicht das beruhigende Gewicht von Münzen, erhöhte die Gesamtsumme aber auf über sechs Talente. Sehr viel Geld – aber immer noch nicht genug.
|136| Wenn ich bei Hemme nicht die Beherrschung verloren hätte, wären meine Gebühren wahrscheinlich so niedrig ausgefallen, dass es nun gereicht hätte. Und wenn ich nicht fast zwei ganze Tage lang gezwungen gewesen wäre, mich wütend, weinend und mit Pflaumengeschmack im Mund auf meinem Zimmer zu verkriechen, hätte ich mich entweder besser vorbereiten oder mehr Geld verdienen können.
Da kam mir eine Idee. »Dann fange ich doch gleich was Neues an«, sagte ich ganz beiläufig. »Ich brauche einen kleinen Schmelztiegel. Drei Unzen Zinn. Zwei Unzen Bronze. Vier Unzen Silber. Eine Rolle feinen Golddraht. Eine Kupfer –«
»Moment mal«, unterbrach mich Jaxim. Er fuhr mit dem Finger in seinem Buch zu meinem Namen zurück. »Für Gold und Silber sehe ich bei dir keine Berechtigung.« Er sah mich an. »Ist das ein Fehler?«
Ich zögerte, wollte ihn nicht anlügen. »Ich wusste nicht, dass man dafür eine spezielle Berechtigung braucht«, sagte ich.
Jaxim grinste wissend. »Du bist nicht der Erste, der so was probiert«, sagte er. »Hohe Studiengebühren?«
Ich nickte.
Er sah mich mitfühlend an. »Tut mir Leid. Aber Kilvin weiß, dass sich unser Lager ganz schnell in eine Geldverleiherbude verwandeln würde, wenn er nicht aufpasst.« Er schlug sein Buch zu. »Da wirst du wohl zu einem Pfandleiher gehen müssen, wie alle anderen auch.«
Ich hob meine Hände und zeigte sie ihm von beiden Seiten, um anzudeuten, dass ich keinerlei Schmuck besaß.
»Das ist bitter. Ich kenne einen anständigen Geldverleiher im Silberviertel, der nur zehn Prozent pro Monat nimmt. Das ist zwar immer noch ein Gefühl, als würden einem alle Zähne gezogen, aber günstiger als bei den meisten anderen.«
Ich nickte und seufzte. Das Silberviertel war der Ort, an dem die Geldverleiher der Gilde ihre Niederlassungen hatten. Diese Leute würden mich keines Blickes würdigen. »Es ist auf jeden Fall günstiger als alles, was ich bisher bezahlt habe«, sagte ich.
|137| Ich dachte weiter darüber nach, während ich nach Imre ging, das vertraute Gewicht meiner Laute auf der Schulter.
Ich steckte in einer Klemme, aber in keiner allzu schlimmen. Zwar würde kein Geldverleiher der Gilde einem verwaisten Edema Ruh, der keinerlei Sicherheiten vorweisen konnte, auch nur einen müden Penny anvertrauen, aber ich konnte mir das nötige Geld immer noch bei Devi leihen. Dennoch wünschte ich, es wäre nicht so weit gekommen. Sie nahm nicht nur Wucherzinsen, sondern ich sorgte mich auch, welche Gefälligkeiten sie von mir verlangen würde, falls ich einmal nicht zahlen konnte. Ich bezweifelte nämlich, dass es nur kleine Gefälligkeiten sein würden – und ganz legale.
Mit derlei Gedanken schlug ich mich also herum, als ich die
Weitere Kostenlose Bücher