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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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erklärte: »Ein Sympathiker kann sich dem Alar eines anderen Sympathikers entgegenstemmen. Er muss nur ganz fest daran glauben, dass ein Deut eben
nicht
dasselbe ist wie ein Silberpenny.«
    Wil zeigte auf den Penny, und der fiel prompt auf die Tischplatte.
    »Foul!«, protestierte ich lachend. »Zwei gegen einen, das ist nicht fair.«
    »Doch, in diesem Fall schon«, sagte Simmon, und das Kreidestück begann erneut zu zittern.
    »Also gut«, sagte ich und holte tief Luft. »Dann lasst mal sehen, was ihr draufhabt.«
    Der Kreidestummel fiel recht bald auf den Tisch hinab, gefolgt von dem Deut. Das Silbertalent aber schwebte weiterhin in der Luft.
    Sim lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Das ist ja geradezu unheimlich«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Also gut, du hast gewonnen.« Wilem nickte und entspannte sich ebenfalls.
    Denna sah mich an. »Dann ist dein Alar also stärker als das der beiden zusammen?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte ich gnädig. »Wenn sie mehr Übung beim Zusammenwirken hätten, könnten sie mich wahrscheinlich schlagen.«
    Ihr Blick schweifte über die verstreut daliegenden Münzen. »Das ist es also?«, fragte sie, und es klang ein wenig enttäuscht. »Das ist alles so ähnlich wie Geldwechselei – bloß mit Energie?«
    »Es gibt da auch noch andere Künste«, sagte ich. »Sim betreibt beispielsweise Alchemie.«
    »Wohingegen ich«, sagte Wilem, »mich darauf konzentriere, gut auszusehen.«
    |218| Denna musterte uns noch einmal mit ernstem Blick. »Gibt es auch eine Form der Magie, bei der man …« Sie bewegte vage die Finger. »… einfach nur etwas niederschreiben muss?«
    »Das ist Sygaldrie«, sagte ich. »Wie bei der Glocke auf deinem Zimmer. Das ist gewissermaßen dauerhafte Sympathie.«
    »Aber es ist auch nur Geldwechselei, nicht wahr?«, fragte sie. »Auch nur Energie?«
    Ich nickte.
    Denna wirkte verlegen, als sie fragte: »Und was würdet ihr sagen, wenn euch jemand erzählen würde, dass er eine Art von Magie kennt, die mehr als das kann? Eine Art von Magie, bei der man Dinge irgendwie niederschreibt, und was auch immer man da schreibt, wird wahr?«
    Sie senkte nervös den Blick, und ihre Finger fuhren in Mustern über die Tischplatte. »Und wenn dann jemand diese Schrift erblickt, wird das für ihn wahr – selbst wenn er es gar nicht lesen kann. Er denkt etwas Bestimmtes oder tut etwas, je nach dem, was da geschrieben stand.« Sie hob den Blick, und ihr Gesichtsausdruck war eine sonderbare Mischung aus Neugier, Hoffnung und Unsicherheit.
    Wir drei sahen uns gegenseitig an. Wilem zuckte die Achseln.
    »Klingt jedenfalls um einiges besser als Alchemie«, sagte Simmon. »Ich würde lieber das machen, als den ganzen Tag lang Prinzipien zu entbinden.«
    »Es klingt eher nach Zauberei aus dem Märchenbuch«, sagte ich. »Ich habe jedenfalls an der Universität noch nie von so etwas gehört.«
    Denna senkte den Blick wieder auf die Tischplatte hinab, wo ihre Finger immer noch Muster zogen.
    Ich hätte nicht sagen können, ob sie enttäuscht war oder einfach nur nachdachte. »Weshalb fragst du?«
    Sie sah mich an und setzte schnell ein schiefes Lächeln auf. Dann tat sie die Frage mit einem Achselzucken ab. »Ich hab da bloß so was gehört«, sagte sie. »Ich fand auch, es klang zu phantastisch, um wahr zu sein.«
    Sie blickte sich um. »Ich habe die Geduld meines so überaus geduldigen Verehrers offenbar erschöpft«, sagte sie.
    |219| Wil hob eine Hand. »Wir hatten etwas abgemacht«, sagte er. »Es ging dabei um Getränke und die Geheimnisse einer Frau.«
    »Ich werde mit dem Barmann sprechen, bevor ich gehe«, sagte Denna, und ihre Augen irrlichterten von Belustigung. »Und was das Geheimnis angeht: Hinter dir sitzen zwei Damen. Sie versuchen schon den halben Abend, Blickkontakt zu euch aufzunehmen. Die in Grün steht wohl auf Sim, wohingegen die Blondine offenbar ein Faible für kealdische Männer hat, die sich darauf konzentrieren, gut auszusehen.«
    »Die haben wir längst bemerkt«, sagte Wilem, ohne sich umzusehen. »Doch leider befinden sie sich bereits in der Gesellschaft eines jungen modeganischen Herrn.«
    »Sie sind mit ihm aber keineswegs verbandelt«, sagte Denna. »Während die Damen ein Auge auf euch beide geworfen haben, hat der Herr überdeutlich zu erkennen gegegeben, dass er Rothaarige bevorzugt.« Sie legte mir mit besitzergreifender Geste eine Hand auf den Arm. »Aber da hat er Pech gehabt, denn hiermit melde ich ältere Rechte an.«
    Ich

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