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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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soll das heißen?«
    »Es waren keine Edema Ruh. Wir tun so etwas nicht.«
    »Hör mal«, sagte der Bürgermeister ein wenig lauter. »Ich weiß ganz genau, was die Ruh tun und was nicht. Als sie kamen, waren sie die Freundlichkeit in Person. Sie spielten ein wenig Musik und sammelten etwas Geld ein. Aber dann wurden sie plötzlich unverschämt. Und als wir sie aufforderten zu gehen, entführten sie meine Tochter.« Er redete sich zunehmend in Rage.
    »Wir?«,
hörte ich hinter mir leise jemanden sagen. »Jim, er hat
wir
gesagt

    Seth drängte sich neben den Bürgermeister und musterte mich finster. »Ich sagte doch, er sieht wie einer von ihnen aus«, rief er triumphierend. »Ich weiß, wovon ich rede. Man erkennt sie an den Augen.«
    »Moment mal«, sagte der Bürgermeister langsam und ungläubig. »Heißt das, du bist einer von
denen?«
Er lief dunkelrot an.
    Bevor ich etwas zu meiner Rechtfertigung sagen konnte, hatte Ellie ihn am Arm gefasst. »Reg ihn nicht auf, Papa«, sagte sie hastig und zerrte an seinem unversehrten Arm, als wollte sie ihn von mir wegziehen. »Mach ihn nicht wütend. Er gehört nicht zu denen. Er hat mich gerettet und nach Hause gebracht.«
    Der Bürgermeister schien ein wenig besänftigt, aber er klang nicht mehr freundlich. »Erkläre mir das«, sagte er unwirsch.
    Ich seufzte innerlich über den Schlamassel, den ich da angerichtet hatte. »Die Entführer waren keine fahrenden Schauspieler und erst recht keine Edema Ruh, sondern Banditen, die Angehörige meiner Familie getötet und ihre Wagen gestohlen haben. Sie haben nur so getan, als seien sie Ruh.«
    »Warum sollte jemand so tun, als sei er ein Ruh?«, fragte der Bürgermeister, als könnte er sich so etwas beim besten Willen nicht vorstellen.
    »Um die Verbrechen zu begehen, die sie begangen haben«, antwortete ich ungehalten. »Ihr habt sie ins Dorf gelassen, und sie haben euer Vertrauen missbraucht. Das würde kein Edema Ruh je tun.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte der Bürgermeister. »Wie konntest du die Mädchen befreien?«
    »Ich habe es einfach getan«, antwortete ich kurz.
    »Er hat die Banditen getötet«, sagte Krin so laut, dass jeder es hören konnte. »Alle.«
    Ich spürte die Blicke der Anwesenden auf mir. Die eine Hälfte von ihnen dachte:
Alle? Er hat alle sieben getötet?
Die andere Hälfte dachte:
Da waren doch auch zwei Frauen dabei, hat er die auch umgebracht?
    »Ach so.« Der Bürgermeister betrachtete mich lange. »Gut«, sagte er schließlich, als sei er soeben zu einer Entscheidung gelangt. »Gut. Das ist für alle besser.«
    Ich spürte, wie die Anspannung bei den anderen ein wenig nachließ. »Das sind ihre Pferde.« Ich zeigte auf die beiden Pferde, die unser Gepäck trugen. »Sie gehören jetzt den Mädchen. Die beiden Wagen findet ihr ungefähr vierzig Meilen östlich von hier. Krin kann euch zeigen, wo sie versteckt sind. Sie gehören ebenfalls den Mädchen.«
    »Dafür bekommt man in Temsford einen guten Preis«, überlegte der Bürgermeister.
    »Zusammen mit den Instrumenten und Kleidern dürften sie eine hübsche Summe bringen«, stimmte ich zu. »Durch zwei geteilt, ergibt es eine schöne Aussteuer.«
    Er erwiderte meinen Blick, verstand, was ich meinte, und nickte langsam. »So ist es.«
    »Und die Sachen, die sie uns gestohlen haben?«, protestierte ein vierschrötiger Mann mit einer Schürze. »Die Banditen haben bei mir alles kurz und klein geschlagen und zwei Fässer meines besten Biers gestohlen!«
    »Hast du Töchter?«, fragte ich ihn ruhig. Der betroffene Blick, der plötzlich in seine Augen trat, verriet, dass dem so war. Ich sah ihn unverwandt an. »Dann meine ich, du hast eher noch Glück gehabt.«
    Der Bürgermeister bemerkte erst jetzt, dass Jason sich den Arm hielt. »Was ist mit dir passiert?«
    Jason sah betreten zu Boden, und Seth antwortete für ihn: »Er hat Dinge gesagt, die er nicht hätte sagen sollen.«
    Der Bürgermeister sah sich unter den Umstehenden um undmerkte, dass er eine ausführlichere Antwort nicht ohne peinliche Befragung bekommen würde. Also beließ er es bei einem Achselzucken.
    »Ich kann den Arm für dich schienen«, bot ich freundlich an.
    »Nein!«, erwiderte Jason etwas zu hastig und fügte wie entschuldigend hinzu: »Ich gehe lieber zu Gran.«
    Ich sah den Bürgermeister an. »Gran?«
    Der Bürgermeister lächelte. »Wenn wir uns das Knie aufschlagen, macht Gran es wieder heil.«
    »Ist Bil auch bei ihr?«, fragte ich. »Der Mann mit

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