Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
neben ihm und tupfte mit einem feuchten Lappen etwas unbeholfen auf dem Kopf des Wirts herum.
»Ich werde dich möglicherweise bitten müssen, mich mit ein paar Stichen zu nähen, Bast«, sagte Kvothe. »Wenn es keine allzu großen Umstände macht.«
»Reshi«, sagte Bast noch einmal. »Was ist geschehen?«
»Devan und ich«, sagte Kvothe und wies mit einer Kopfbewegung auf den Chronisten, »haben uns ein bisschen in die Haare gekriegt. Über den korrekten Gebrauch des Konjunktivs. Das ist dann schließlich in Handgreiflichkeiten ausgeartet.«
Der Chronist sah zu Bast hinüber, erbleichte und wich einige Schritte zurück. »Er scherzt doch nur«, sagte er schnell und hob die Hände. »Das waren zwei Soldaten!«
Kvothe kicherte unter Schmerzen in sich hinein. Man sah, dass seine Zähne blutverschmiert waren. Bast sah sich in dem leeren Schankraum um. »Und was habt ihr mit ihnen gemacht?«
»Nicht viel, Bast«, erwiderte der Wirt. »Die sind jetzt wahrscheinlich schon über alle Berge.«
»Waren sie denn irgendwie anders, Reshi? Wie der gestern Abend?«, fragte Bast.
»Das waren ganz normale Soldaten«, sagte Kvothe. »Einfach nur zwei Männer des Königs.«
Bast wurde aschfahl im Gesicht. »Was?«, sagte er. »Aber wieso hast du zugelassen, dass sie dir das antun, Reshi?«
Kvothe bedachte Bast mit einem ungläubigen Blick. Dann lachte er kurz bitter auf, hielt aber zusammenzuckend inne und atmete zwischen zusammengebissenen Zähnen scharf ein. »Nun ja, es schienen solche rechtschaffenen Jungs zu sein«, sagte er in spöttischem Ton. »Und da dachte ich mir: Wieso sollte ich mich von diesen netten Kerlen nicht ausrauben und zu Brei schlagen lassen?«
Basts Gesicht war ein Bild der Bestürzung. »Aber du –«
Kvothe wischte sich das Blut fort, das ihm in die Augen zu laufen drohte, und sah Bast dann mit einem Blick an, als wäre er die Dummheit in Person. »Was denn?«, herrschte er ihn an. »Was willst du denn jetzt von mir hören?«
»Zwei Soldaten, Reshi?«
»Ja!«, schrie Kvothe. »Nicht mal zwei! Offensichtlich reicht ein einziger kräftiger Schlägertyp aus, um mich halbtot zu hauen!« Er funkelte Bast wütend an und riss die Arme empor. »Was braucht es denn noch, um dir den Mund zu stopfen? Willst du die ganze Geschichte? Willst du alle Einzelheiten hören?«
Bast wich vor diesem Ausbruch einen Schritt zurück. Sein Gesicht wurde sogar noch bleicher, und Panik lag in seinem Blick.
Kvothe ließ die Arme wieder sinken. »Hör endlich auf, mehr von mir zu erwarten, als ich nun einmal bin«, sagte er, immer noch schwer atmend. Er ließ die Schultern hängen, rieb sich die Augen und verschmierte sich dabei das Blut auf dem ganzen Gesicht. Erschöpft ließ er den Kopf nach vorne sinken. »Himmel Herrgott, wieso kannst du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?«
Bast stand reglos und mit großen Augen da, wie ein aufgescheuchtes Reh.
Nachdem einen Moment lang Schweigen geherrscht hatte, atmete Kvothe langsam ein, die einzige Regung im ganzen Raum. »Es tut mir leid, Bast«, sagte er, ohne den Blick zu heben. »Ich habe bloß gerade ziemliche Schmerzen. Das hat mich kurz übermannt. Lass mir mal einen Augenblick, dann wird es wieder gehen.«
Den Kopf weiterhin gesenkt, schloss Kvothe die Augen und tat ein paar langsame, flache Atemzüge. Als er den Blick wieder hob, guckte er geknickt. »Es tut mir leid, Bast«, sagte er. »Ich wollte dich nicht so anschnauzen.«
Auf Basts Wangen kehrte ein wenig Farbe zurück, die Anspannung wich aus seiner Haltung, und er lächelte nervös.
Kvothe nahm dem Chronisten den feuchten Lappen ab und wischte sich damit erneut das Blut aus den Augen. »Entschuldige bitte, dass ich dich unterbrochen habe, Bast. Was wolltest du mich gerade fragen?«
Nach kurzem Zögern sagte Bast: »Du hast doch vor nicht mal drei Tagen fünf Scrael erlegt, Reshi.« Er deutete zur Tür. »Was ist denn dagegen irgendein Schlägertyp?«
»Bei den Scrael habe ich Ort und Zeitpunkt sehr sorgfältig gewählt«, sagte Kvothe. »Und da bin ich auch nicht gerade unversehrt davongekommen.«
Der Chronist sah ihn erstaunt an. »Ihr wart verletzt?«, fragte er. »Das wusste ich nicht. Ihr saht nicht so aus, als …«
Die Andeutung eines schiefen Lächelns spielte um Kvothes Mundwinkel. »Alte Gewohnheiten legt man nun mal nicht so leicht ab«, sagte er. »Ich habe schließlich einen Ruf zu verteidigen. Und außerdem trägt so ein Held wie ich nur dann eine Verletzung davon, wenn es auf
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