Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
ja? Wir haben ein Wörtchen mit ihm zu reden.«
Kvothe nahm seine Schürze vom Tresen und zog sie sich wieder über den Kopf. »Der Wirt bin ich«, sagte er, räusperte sich und knotete sich die Schürzenbänder hinterm Rücken zu. Dann glättete er sich mit den Fingern das zerzauste Haar.
Der bärtige Soldat starrte ihn erst an und zuckte dann die Achseln. »Also gut. Kriegen wir hier heute noch was zu essen?«
Der Wirt wies in den beinahe leeren Schankraum. »Es schien heute Abend nicht der Mühe wert, noch einen Topf aufzusetzen«, sagte er. »Aber wir haben, was ihr hier seht.«
Die beiden Soldaten gingen zum Tresen. Der Blonde schüttelte sich mit einer Hand Regentropfen aus dem lockigen Haar. »Diese Ortschaft wirkt wie ausgestorben«, sagte er. »Nur bei euch haben wir Licht gesehen.«
»Es war ein langer Erntetag«, sagte der Wirt. »Und heute Abend findet auf einem Bauernhof in der Nähe eine Totenfeier statt. Im Moment sind wir vier wahrscheinlich die einzigen Leute hier im Ort.« Er rieb sich energisch die Hände. »Darf ich euch etwas zu trinken anbieten? Gegen die Kälte?« Er zog eine Flasche Wein hervor und stellte sie mit wohltönendem Klang auf dem Tresen ab.
»Tja, da gibt’s bloß ein Problem«, sagte der blonde Soldat und lächelte leicht verlegen. »Ich würde ja wirklich gerne was trinken, aber mein Freund und ich, wir haben uns gerade erst anwerben lassen und den Sold des Königs bekommen.« Er griff in eine Tasche und zog eine blanke Goldmünze hervor. »Das ist das einzige Geld, das ich bei mir habe. Und ich nehme nicht an, dass du einen Royal wechseln kannst, oder?«
»Ich hab auch weiter nichts«, grummelte sein bärtiger Kamerad. »Es ist mehr Geld, als ich je besessen habe, aber so am Stück wird man’s einfach nicht los. In den meisten Ortschaften, durch die wir gekommen sind, konnten sie gerade mal ’n Halbpenny kleinmachen«, sagte er und lachte kurz.
»Also, da bin ich euch gerne behilflich«, sagte der Wirt leichthin.
Die beiden Soldaten wechselten einen Blick. Der Blonde nickte.
»Also gut«, sagte der blonde Soldat und steckte die Münze wieder ein. »In Wahrheit ist es so: Wir wollen hier gar nicht wirklich übernachten.« Er nahm sich ein Stück Käse vom Tresen und biss hinein. »Und wir werden auch für nichts bezahlen.«
»Ah«, sagte der Wirt. »Ich verstehe.«
»Und wenn du genug Geld im Beutel hast, um unsere beiden Goldroyal zu wechseln«, sagte der Bärtige eifrig, »dann nehmen wir dir das auch noch ab.«
Der blonde Soldat hob beschwichtigend die Hände. »Also, das muss nicht unschön abgehen. Wir sind keine schlechten Menschen. Du rückst einfach nur deinen Geldbeutel raus, und dann ziehen wir weiter unserer Wege. Keinem wird ein Haar gekrümmt, und nichts geht zu Bruch. Es wird dich natürlich ein wenig schmerzen.« Er sah den Wirt mit erhobener Augenbraue an. »Aber so ein kleiner Schmerz ist doch viel besser, als abgemurkst zu werden. Habe ich nicht recht?«
Der bärtige Soldat sah zu dem Chronisten hinüber, der in der Nähe des Kamins saß. »Und mit dir hat das gar nichts zu tun«, sagte er drohend, und während er sprach, wackelte sein Bart. »Von dir wollen wir nichts. Du bleibst einfach da sitzen und gehst uns nicht auf den Zwirn. Klar?«
Der Chronist blickte zu dem Wirt hinüber, der immer noch hinter dem Tresen stand, doch dessen Blick war starr auf die beiden Soldaten gerichtet.
Der Blonde biss noch einmal von dem Käse ab und ließ den Blick durch den Schankraum schweifen. »Für einen jungen Mann stehst du dich hier doch gar nicht schlecht. Und du wirst dich noch genauso gut stehen, wenn wir wieder weg sind. Wenn du aber Ärger machst, schlagen wir dir die Fresse ein und hauen den ganzen Laden zu Klump. Und deinen Geldbeutel bist du so oder so los.« Er ließ den restlichen Käse auf den Tresen fallen und klopfte sich energisch die Hände ab. Dann lächelte er. »Also. Bringen wir das jetzt hinter uns, wie zivilisierte Leute?«
»Klingt vernünftig«, sagte Kvothe und trat hinter dem Tresen hervor. Er bewegte sich langsam und vorsichtig, als näherte er sich einem scheuenden Pferd. »Ich bin ganz gewiss kein Barbar.« Er zog seinen Geldbeutel hervor und hielt ihn mit ausgestreckter Hand vor sich hin.
Der blonde Soldat ging zu ihm, wobei er ein wenig stolzierte. Er nahm den Beutel und wog ihn mit anerkennender Miene in der Hand. Lächelnd wandte er sich zu seinem Kumpan um. »Siehst du? Hab ich dir doch gesagt –«
In einer einzigen,
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