Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
fließenden Bewegung trat Kvothe einen Schritt vor und verpasste dem Mann einen kräftigen Kinnhaken. Der Soldatschwankte und ging in die Knie. Der Geldbeutel flog in hohem Bogen durch die Luft und landete mit einem dumpfen, metallischen Schlag auf dem Dielenboden.
Noch bevor der Soldat mehr tun konnte, als einmal kurz den Kopf zu schütteln, versetzte Kvothe ihm seelenruhig einen Tritt vor die Schulter. Es war kein Tritt mit der Stiefelspitze, dazu bestimmt, Knochen zu brechen, sondern vielmehr ein wuchtiger, breiter Tritt, der ihn auf den Rücken warf. Der Mann knallte auf den Boden, rollte zur Seite und blieb als verdrehtes Knäuel liegen.
Der andere Soldat ging um seinen Kumpan herum und grinste breit unter seinem Bart. Er war größer als Kvothe, und seine Fäuste waren mächtige Klumpen aus Narben und Fingerknöcheln. »Wie du willst, Kumpel«, sagte er, finster frohlockend. »Jetzt mach ich Hackfleisch aus dir.«
Er schlug nach Kvothe, doch der wich aus und trat ihm knapp oberhalb des Knies ans Bein. Der Bärtige grunzte verblüfft und geriet leicht ins Straucheln. Kvothe kam näher, packte ihn bei der Schulter, ergriff sein Handgelenk und verdrehte ihm den Arm.
Das zwang den Mann, sich vorzubeugen, und er verzog das Gesicht vor Schmerz. Dann jedoch befreite er seinen Arm mit einem Ruck aus dem Griff des Wirts. Kvothe guckte kurz verdutzt, dann erwischte ihn der Soldat mit einem Ellenbogenhieb an der Schläfe.
Der Wirt strauchelte rückwärts, versuchte Abstand zu gewinnen und den Kopf wieder klar zu bekommen. Doch der Soldat folgte ihm auf dem Fuße und suchte mit erhobenen Fäusten nach einer Lücke in seiner Deckung.
Ehe Kvothe das Gleichgewicht wiederfinden konnte, verpasste ihm der Soldat einen Schlag in die Magengrube. Der Wirt schnaufte schmerzerfüllt, und als er zusammenzuklappen begann, erwischte ihn der Soldat mit der anderen Faust voll an der Wange, woraufhin Kvothes Kopf zur Seite geschleudert wurde und er ins Wanken geriet.
Kvothe hielt sich an einer Tischplatte fest und schaffte es so, auf den Beinen zu bleiben. Er blinzelte und schlug wild um sich, um den Bärtigen auf Abstand zu halten. Der Soldat wich den Schlägen jedochaus und ergriff mit seiner mächtigen Pranke das Handgelenk des Wirts, so mühelos wie ein Vater, der seinen bockigen kleinen Sohn damit zur Räson bringen will.
Mit nun blutüberströmtem Gesicht versuchte sich Kvothe aus dem Griff zu lösen. Blinzelnd und benommen machte er mit beiden Händen eine ruckartige Bewegung. Verwirrt sah er auf sein Handgelenk hinab und wiederholte die Bewegung noch einmal, doch seine Hände vermochten gegen die narbige Faust des Soldaten nichts auszurichten.
Der Bärtige beäugte den verblüfften Wirt belustigt und und versetzte ihm dann eine gesalzene Ohrfeige. »Du bist ja ein richtiger kleiner Raufbold«, sagte er. »Hast du mir doch tatsächlich einen verpasst.«
Hinter ihm kam der blonde Soldat allmählich wieder auf die Beine. »Der kleine Scheißkerl hat mich überrascht.«
Sein größerer Kumpan riss den Wirt am Handgelenk nach vorn. »Sag, dass es dir leid tut, Kumpel.«
Der Wirt blinzelte benommen, öffnete den Mund, als wollte er tatsächlich etwas sagen, und geriet dann ins Wanken. Doch das täuschte, denn es ging in eine zielgerichtete Bewegung über, als der Wirt nun mit voller Wucht mit seinem Absatz auf den Stiefel des Soldaten trat. Gleichzeitig stieß er seine Stirn nach vorn und zielte damit auf die Nase des Bärtigen.
Doch der lachte nur, riss den Kopf beiseite und brachte den Wirt mit einem erneuten Ruck am Handgelenk aus dem Gleichgewicht. »Lass das«, sagte er tadelnd und versetzte Kvothe ein paar Backpfeifen.
Der Wirt jaulte auf und hielt sich die freie Hand vor die blutende Nase. Der Soldat grinste und rammte ihm beiläufig ein Knie in den Unterleib.
Kvothe klappte keuchend zusammen und gab erstickte, würgende Geräusche von sich.
Nun ließ der Soldat sein Handgelenk los und schnappte sich die Weinflasche, die immer noch auf dem Tresen stand. Er packte sie am Hals und schwang sie wie einen Knüppel. Als er damit den Wirt an der Schläfe traf, klang es dumpf, beinahe metallisch.
Kvothe sank wie ein nasser Sack zusammen.
Der große Mann musterte die Weinflasche neugierig, bevor er sie wieder auf den Tresen stellte. Dann bückte er sich, packte den Wirt beim Hemd und zerrte den schlaffen Mann vom Tresen fort auf einen freien Bodenabschnitt. Dort stupste er ihn so lange mit der Stiefelspitze, bis er sich
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