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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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schmücken zu dürfen?«
    »Wohl kaum«, sagte sie mit einem Lächeln, das ebenso amüsiert wie überdrüssig erschien. »Allerdings lassen die Vorschläge, die anschließendkommen, meist jede Anständigkeit vermissen.« Sie sah mich an. »Und du? Wie wäre ich dir lieber? Anständig geschmückt oder unanständig?«
    »Darüber habe ich durchaus schon nachgedacht«, sagte ich und lächelte verstohlen, da ich an ihren Ring dachte, der sich in einem sicheren Versteck auf meinem Zimmer im ANKER’S befand. Ich musterte sie mit großer Geste. »Es hat beides etwas für sich. Aber Gold ist nichts für dich. Du bist selbst schon strahlend genug, dich muss man nicht noch aufpolieren.«
    Denna nahm meinen Arm und drückte ihn und schenkte mir ein liebevolles Lächeln. »Ach, mein Kvothe. Du hast mir gefehlt. Ich bin nicht zuletzt deshalb in diese Weltgegend zurückgekehrt, weil ich hoffte, dich hier zu finden.« Sie stand auf und streckte mir einen Arm entgegen. »Komm, führe mich fort aus all dem.«

Kapitel 148

Die Geschichten der Steine
     
    A uf der langen Fahrt zurück nach Imre sprachen Denna und ich über alles Mögliche. Sie erzählte mir von den Städten, die sie gesehen hatte: Tinuë, Vartheret, Andenivan. Ich erzählte ihr von Ademre und führte ihr ein wenig Gebärdensprache vor.
    Sie zog mich mit meiner zunehmenden Berühmtheit auf, und ich erzählte ihr die Wahrheit hinter all den Geschichten. Ich erzählte ihr auch, wie es mit dem Maer ausgegangen war, und sie zeigte sich angemessen empört.
    Doch es gab viel, worüber wir nicht sprachen. Keiner von uns kam darauf zu sprechen, auf welche Weise wir in Severen auseinander gegangen waren. Ich wusste nicht, ob sie nach unserem Streit verärgert abgereist war, oder ob sie der Meinung war, ich hätte sie verlassen. Jede Frage danach erschien mir gefährlich. Ein Gespräch darüber wäre bestenfalls unangenehm verlaufen, und schlimmstenfalls hätte es womöglich unseren damaligen Streit erneut angefacht, und das wollte ich unbedingt vermeiden.
    Denna hatte ihre Harfe und eine große Reisetruhe dabei. Ich nahm an, dass ihr Lied mittlerweile fertig war und sie es öffentlich aufführte. Der Gedanke behagte mir gar nicht, dass sie es möglicherweise in Imre vortragen würde, wo zahllose fahrende Sänger es hören und von dort in alle Welt hinaustragen würden.
    Dennoch sagte ich nichts dazu. Es war ein schwieriges Thema, für das ich den richtigen Moment abwarten musste.
    Ich sprach sie auch nicht auf ihren Schirmherrn an, obwohl mich das, was mir der Cthaeh dazu gesagt hatte, quälte. Ich dachte ständig daran. Es verfolgte mich bis in meine Träume.
    Felurian war ein weiteres Thema, das wir aussparten. Trotz all der Scherze, die Denna darüber machte, dass ich Banditen gerettet und Jungfrauen getötet hätte, erwähnte sie Felurian mit keiner Silbe. Das Lied, das ich geschrieben hatte, musste sie gehört haben, denn es war viel populärer als die übrigen Geschichten, die sie alle in- und auswendig zu kennen schien. Doch sie sprach es nicht an, und ich war nicht so dumm, selbst das Gespräch darauf zu bringen.
    So blieben auf dieser Fahrt also viele Dinge ungesagt. Während unsere Kutsche die Straße hinabholperte, wuchs die Anspannung zwischen uns. Unsere Unterhaltung stockte immer wieder, das Schweigen hielt zu lange an oder war, obzwar nur kurz, abgrundtief.
    Wir steckten gerade mitten in einem solchen langen Schweigen, als wir schließlich in Imre eintrafen. Ich brachte Denna zum KEILER, wo sie sich ein Zimmer nahm. Ich half ihr, das Gepäck hinaufzutragen, doch das Schweigen wurde immer tiefer. Und so verabschiedete ich mich herzlich, aber auch hastig von ihr und eilte von dannen, ohne auch nur ihre Hand geküsst zu haben.

     
    In dieser Nacht fielen mir tausenderlei Dinge ein, die ich ihr hätte sagen können. Ich lag da, starrte an die Zimmerdecke und konnte bis spätnachts nicht einschlafen.
    Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und war besorgt und beklommen. Ich frühstückte mit Simmon und Fela und ging dann in mein Seminar über Fortgeschrittene Sympathie, wo mich Fenton mühelos dreimal hintereinander im Duell besiegte, was ihm zum ersten Mal seit meiner Rückkehr an die Universität den Sieg eintrug.
    Da weiter nichts auf meinem Stundenplan stand, badete ich anschließend und überlegte dann minutenlang, was ich anziehen sollte, bis ich mich schließlich für ein schlichtes Hemd und eine grüne Weste entschied, von der Fela meinte, dass sie meine

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