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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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den Hut ab. Ich zog meinen Shaed wieder aus dem Reisesack und warf ihn mir um die Schultern. Ich pfiff ein fröhliches Lied, und als ich wieder bei dem kahlköpfigen Bettler vorbeikam, gab ich ihm seinen Hut zurück und die drei Bits obendrauf.

     
    Als ich zum ersten Mal die Geschichten gehört hatte, die man sich an der Universität über mich erzählte, hatte ich erwartet, dass das schnell vorübergehen würde. Ich nahm an, es wäre nur ein kurzes Auflodern und würde sich bald wieder legen, wie ein Feuer, dem flugs der Brennstoff ausgeht.
    Von wegen. Die Geschichten von Kvothe, wie er Mädchen rettete und mit Felurian schlief, mischten sich mit Bruchstücken der Wahrheit und den abstrusen Lügen, die ich selbst über mich in die Welt gesetzt hatte, um meinen Ruf zu festigen. Das alles zusammen ergab Brennstoff in Hülle und Fülle, und so verbreiteten sich die Geschichten wie ein Lauffeuer.
    Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, ob mich das amüsieren oder ängstigen sollte. Wenn ich nach Imre ging, zeigten die Leute mit den Fingern auf mich und tuschelten. Bald war ich so berühmt-berüchtigt, dass ich nicht mehr unerkannt hinübergehen und mit anhören konnte, was man sich über mich erzählte.
    Tarbean hingegen war vierzig Meilen weit entfernt.
    Nachdem ich Drover’s Lot verlassen hatte, kehrte ich auf das Zimmer zurück, das ich mir in einer der netteren Gegenden von Tarbean genommen hatte. In diesem Teil der Stadt vertrieb der Wind vom Meer den Gestank und den Staub, und die Luft war rein und klar. Ich bestellte mir ein Vollbad und gab in einem Anfall von Verschwendungssucht, bei dem mir einige Zeit zuvor noch schwindelig geworden wäre, drei Penny dafür aus, dass der Portier meine Kleider in die nächstgelegene kealdische Wäscherei bringen ließ.
    Anschließend ging ich, wieder sauber und wohlriechend, hinab in den Schankraum.
    Ich hatte dieses Wirtshaus mit Bedacht gewählt. Es war nicht nobel, aber auch nicht schäbig. Der Schankraum mit seiner niedrigen Decke hatte etwas Behagliches. Das Haus stand an einer Ecke, an der sich zwei vielbefahrene Straßen kreuzten, und ich sah, dass kealdische Händler dort ebenso ein und aus gingen wie yllische Matrosen und vintische Fuhrleute. Es war der ideale Ort für Geschichten.
    Ich ließ mich am Ende des Tresens nieder, und es dauerte nicht lange, und ich hörte mit an, wie ich die Schwarze Bestie von Trebon zur Strecke gebracht hatte. Ich war verblüfft. Zwar hatte ich ja tatsächlich in Trebon einen herumwütenden Draccus getötet, doch als Nina mich ein Jahr zuvor besuchen kam, wusste sie noch nicht einmal meinen Namen. Mein zunehmender Ruf war wie ein Sturm auch durch Trebon gefegt und hatte dort diese Geschichte mit sich gerissen.
    Dort am Tresen erfuhr ich vielerlei: Anscheinend besaß ich einen Ring aus Bernstein, mit dem ich Dämonen zwingen konnte, sich meinem Willen zu unterwerfen. Ich konnte die ganze Nacht zechen, ohne dass es mir irgendetwas anhaben konnte. Schlösser öffneten sich, wenn ich sie auch nur mit der Hand berührte, und ich besaß einen Mantel, der ganz aus Spinnweben und Schatten bestand.
    Dort hörte ich auch zum ersten Mal, dass mich jemand »Kvothe, der Arkane« nannte. Es war offenbar keine neue Bezeichnung. Die Männer, die der Geschichte lauschten, nickten einfach nur, als sie es hörten.
    Ich erfuhr, dass Kvothe, der Arkane, ein Wort kannte, mit dem er Pfeile mitten im Flug aufhalten konnte. Kvothe, der Arkane, blutete nur, wenn das Messer, das ihn schnitt, aus reinem Eisen war.
    Der junge Mann, der diese Geschichte erzählte, kam allmählich zum dramatischen Höhepunkt, und ich war wirklich gespannt, wie es mir gelingen würde, dem dämonischen Untier Einhalt zu gebieten, da mein Ring ja bereits zerschmettert und mein Schattenmantel fast vollständig verbrannt war. Doch gerade in dem Moment, da ich mir Zutritt zu der Kirche in Trebon verschaffte, indem ich die Tür mit einem Zauberwort und einem einzigen Schlag meiner bloßen Hand zerschmetterte, flog die Wirtshaustür auf, und alle Anwesenden fuhren zusammen, als sie gegen die Wand knallte.
    Ein junges Pärchen stand in der Tür. Die Frau war sehr schön, hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Der Mann war prächtig gekleidet und blickte panisch. »Ich weiß nicht, was sie hat!«, rief er und sah sich wie von Sinnen um. »Wir sind einfach nur spazieren gegangen, und plötzlich kriegt sie keine Luft mehr!«
    Ich war bei ihr, ehe die anderen im Raum auch nur aufstehen konnten. Die

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