Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
dramatischer Ausschmückungen. Als ich zu Ende erzählt hatte, stellte ich fest, dass sich meine Laune sehr gebessert hatte.
    »Das ist nun schon das dritte Mal dieses Trimester«, sagte Elodin anerkennend. »Du hast ihn gesucht und gefunden, als du ihn brauchtest. Und nicht nur einen Windstoß, sondern einen Atemzug. Das erfordert großes Geschick.« Er sah mich aus dem Augenwinkel an und lächelte vielsagend. »Was meinst du, wie lange noch, bis du einen Ring aus Luft erschaffen kannst?«
    Ich hob meine nackte Hand, die Finger gespreizt. »Wer sagt denn, dass ich nicht längst einen trage?«
    Elodin bog sich vor Lachen, wurde dann aber, als sich mein Gesichtsausdruck nicht änderte, wieder ernst. Er runzelte die Stirn und sah mich abwägend an, wobei sein Blick zwischen meiner Hand und meinem Gesicht hin und her huschte. »Ist das ein Scherz?«, fragte er.
    »Das ist eine gute Frage«, sagte ich und sah ihm ganz ruhig in die Augen. »Ist es?«

Kapitel 150

Torheit
     
    D as Frühjahrstrimester ging weiter seinen Gang. Anders als ich erwartet hatte, trat Denna in Imre nicht öffentlich auf. Vielmehr reiste sie nach ein paar Tagen in Richtung Norden weiter, nach Anilin.
    Diesmal kam sie jedoch vorher eigens ins ANKER’S, um sich von mir zu verabschieden. Ich fühlte mich geschmeichelt, und der Gedanke drängte sich mir auf, dass es ein Zeichen dafür war, dass unser Verhältnis doch nicht gänzlich vergiftet sei.
    Gegen Trimesterende wurde der Rektor schwer krank. Ich kannte Herma zwar nicht allzu gut, mochte ihn aber sehr. Er war mir nicht nur ein erstaunlich umgänglicher Lehrer, als ich Yllisch-Unterricht bei ihm hatte, sondern war auch schon damals, als ich frisch an die Universität gekommen war, sehr freundlich zu mir gewesen. Ich machte mir aber keine großen Sorgen um ihn. Arwyl und das Personal der Mediho konnten schließlich wahre Wunderdinge vollbringen und scheiterten bisher lediglich daran, Tote wiederaufzuerwecken.
    Doch etliche Tage vergingen, ohne dass Neuigkeiten aus der Mediho drangen. Gerüchteweise hieß es, er sei zu schwach, um das Bett zu verlassen, und werde von Fieberschüben geschüttelt, die seinem mächtigen Arkanistenhirn zuzusetzen drohten.
    Als klar wurde, dass er für absehbare Zeit nicht in der Lage sein würde, seinen Dienstpflichten als Rektor wieder nachzukommen, versammelten sich die Meister, um darüber zu befinden, wer an seine Stelle treten sollte. Womöglich gar auf Dauer, sollte sich sein Zustand nicht bessern.
    Um es kurz zu machen: Hemme wurde zum Rektor ernannt. Nachdem sich das Entsetzen über diese Nachricht gelegt hatte, lagendie Gründe auf der Hand. Kilvin, Arwyl und Lorren waren zu beschäftigt, um sich weitere Pflichten aufzuhalsen. Gleiches galt in geringerem Maße auch für Mandrag und Dal. Blieben nur noch Elodin, Brandeur und Hemme.
    Elodin wollte nicht und wurde allgemein auch als zu unberechenbar für diesen Posten angesehen. Und Brandeur hängte sein Mäntelchen ohnehin stets nach Hemmes Wind.
    Also ließ sich Hemme auf dem Stuhl des Rektors nieder. Das ging mir zwar fürchterlich gegen den Strich, hatte aber auf mein alltägliches Leben so gut wie keine Auswirkungen. Ich achtete von nun an lediglich sehr darauf, nicht einmal gegen die kleinsten Regeln der Universität zu verstoßen, da ich wusste, dass Hemmes Votum zu meinen Ungunsten, sollte man mich nun auf die Hörner nehmen, doppelt zählen würde.

     
    Als dann die nächsten Zulassungsprüfungen nahten, war Meister Herma immer noch geschwächt und fieberkrank. Mit ziemlichem Bauchgrimmen sah ich meiner ersten Prüfung unter Hemmes Vorsitz entgegen.
    Die Befragungen absolvierte ich mit der gleichen geschickten List, die ich schon in den vorigen beiden Trimestern angewandt hatte: Ich zögerte bei einigen Antworten und beging ein paar Fehler, und anschließend hatte man mir jeweils Studiengebühren von zwanzig Talenten oder so aufgebrummt. Es war genug, um ein bisschen Geld damit zu verdienen, aber nicht genug, um mich allzu sehr zu blamieren.
    Hemme stellte mir wie stets irreführende Fragen, aber das war ja nichts Neues mehr für mich. Der einzige Unterschied schien darin zu bestehen, dass Hemme nun ständig lächelte. Und es war kein freundliches Lächeln.
    Anschließend berieten sich die Meister wie üblich leise. Dann verlas Hemme die Höhe meiner Studiengebühren: Fünfzig Talente. Der Rektor hatte offenbar einen größeren Einfluss auf diese Dinge, als mir bis dahin bewusst gewesen war.
    Ich biss

Weitere Kostenlose Bücher